„Wir sind solidarisch“: Rote Flora in Hamburg bekennt sich zu Israel
Die Rote Flora zeigt Solidarität mit Israel und stellt sich gegen den Terror der Hamas: „Killing Jews is not fighting for Freedom“ steht auf einem großen Plakat an der Fassade („Das Töten von Juden ist kein Freiheitskampf“). Die Aussage, die für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit beschreibt, ist in ihrer Klarheit für die linksradikale Szene bemerkenswert.
„Wir sind solidarisch mit allen Menschen in Israel und allen Jüdinnen und Juden weltweit“ steht auf Deutsch unter den englischen Zeilen und unten: „You are not alone („Ihr seid nicht allein“). Ungewöhnlich ist diese Positionierung der Roten Flora, weil es unter Linken seit jeher starke pro-palästinensische Strömungen und „Israelkritik“ gibt – nach den beispiellosen Bluttaten der Hamas jedoch haben sich nicht nur bei der Linkspartei, sondern auch linksextremen Szene lebenslange Überzeugungen verschoben.
So hat die Hilfsorganisation Rote Hilfe, die politisch Verfolgte aus dem linken Spektrum unterstützt, ihre Kampagne für einen Aktivisten der Gruppe Samidoun eingestellt, nachdem die Gruppe sich in Berlin-Neukölln an den Jubelveranstaltungen für das Hamas-Massaker beteiligt hatte. Im Bundestag stimmte auch die Linke für ein Verbot von palästinensischen Organisationen (wie etwa Samidoun).
„Israelkritik“: Stille selbst auf Indymedia
Linke „Israelkritik“, so viel scheint klar, verbietet sich nach dem Massenmord an Festivalbesuchern. Selbst auf der extrem linken Plattform Indymedia herrscht Stille zu dem Thema Palästina. Ein Artikel, der Tage nach dem Hamas-Terror forderte, dass Israel auf deutschem statt auf palästinensischem Boden hätte errichtet werden sollen (weil Deutschland den Holocaust „verzapft“ habe), ist inzwischen auf Indymedia nicht mehr aufrufbar.
Dabei waren Boykott-Aufrufe gegen Israel für Teile der Linken lange Teil der politischen Identität. „Boykottiert Israel“, stand in den 80er Jahren haushoch auf einer Wand an der Hafenstraße: „Palästina – Das Volk wird dich befreien“. Auch die 2005 von palästinensischen Nationalisten gegründete anti-israelische BDS-Kampagne (BDS steht für Boykott, Desinvestionen – also Abzug von Geldern – und Sanktionen) fand bei Linken in Kultur und Wissenschaft durchaus Sympathie, obwohl dem Aufruf zu einem umfassenden Boykott Israels im Bereich von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft von Anfang an massiver Antisemitismus mit dem Ziel der Abschaffung des israelischen Staates innewohnte.
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Zuletzt sorgte die Bewegung bei der Documenta in Kassel für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass einige Mitglieder des indonesischen Künstlerkollektivs Ruangrupa BDS-Unterstützer sind. Mehrere Werke der Ausstellung, stellte eine Expertenkommission fest, zeigten eindeutige antisemitische Motive. Die Berufung zweier Ruangrupa-Mitglieder im Herbst 2022 als Gastprofessoren an die Hochschule für Bildende Künste sorgte in Hamburg für lautstarke Proteste.