S-Bahn bis Bad Oldesloe: S4-Konzept sorgt für Kritik – doch es gibt eine Alternative
Die S4 soll Bad Oldesloe ab 2029 an das S-Bahn-Netz anbinden. Auch neue Haltestellen im Hamburger Osten sind geplant. „Rund 250.000 Menschen profitieren“, ist die S-Bahn Hamburg überzeugt. Doch es gibt auch Kritik: Experten bezweifeln die Sinnhaftigkeit der 36 Kilometer langen Strecke, deren Bau den Eingriff in ein Naturschutzgebiet erfordert. Eine neue Studie zeigt eine mögliche Alternative.
Die Studie mit dem Titel „S4neo – Rahlstedt ist am Zug“ wurde im Auftrag der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck e.V.“ erstellt. Darin kritisieren die Autoren den Plan der Deutschen Bahn, die im Bau befindliche S4 bis nach Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) und perspektivisch sogar bis nach Lübeck fahren zu lassen.
Hamburg: Neue Studie kritisiert geplanten Ausbau der S4
Umso länger eine Strecke sei, desto weniger könne die S-Bahn ihren Geschwindigkeitsvorteil gegenüber anderen Verkehrsmitteln ausspielen, argumentieren die Autoren. Sie verweisen auf den störanfälligen Streckenabschnitt der S3 zwischen Neugraben und Stade. „Die ,echten‘ S-Bahnen in Berlin und Hamburg waren schon immer ausgeprägte Kurzstreckenfahrzeuge, optimiert für die Erschließung von dicht besiedelten Gebieten, um kurze Haltestellen-Abstände schnell zu überwinden.“
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Ein weiteres Beispiel sei die Strecke Hauptbahnhof-Bergedorf: Pendler zögen die kürzere Fahrzeit der Regionalbahn (10 Minuten) der S-Bahn (21 Minuten) vor, die „zweite Wahl“ bleibe. Bei Überlandfahrten ist laut den Autoren die Regionalbahn zeitlich nicht zu schlagen und dazu komfortabler. Für die S4 schlagen sie daher vor, die S-Bahn nur bis zum Bahnhof Rahlstedt fahren zu lassen. Von dort könnten Regionalzüge im 15-Minuten-Takt bis nach Bad Oldesloe und Lübeck weiterfahren – das sogenannte S4neo-Konzept.
Das Konzept sieht vor, an der Haltestelle Rahlstedt einen zweiten Bahnsteig und insgesamt drei Gleise zu errichten. Die beiden äußeren Gleise wären für die Regionalbahn vorgesehen, das mittlere Gleis für die S4, die in Rahlstedt ihre Endhaltestelle hätte. Als Vorbild dieser „spanischen Lösung“ dient der Bahnhof Norderstedt Mitte.
Linke: „Das sind schwerwiegende Argumente“
Vorteil: Wenn die S4-Strecke in Rahlstedt endete, wäre ein Ausbau der Strecke durch das Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal nicht mehr erforderlich. Auch störungsanfällige Kreuzungen der Strecke mit dem Regional- und Fernverkehr entfielen.
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„Das sind schwerwiegende Argumente“, sagt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft. „Ich erwarte von Senat und Deutscher Bahn, dass sie diese nachhaltige und effiziente Planungsidee intensiv prüfen.“ (doe)