Schlimmer als 2008! : So hart trifft Corona die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd
City –
Dunkle Wolken über den Weltmeeren: Die Corona-Krise trifft die internationale Seeschifffahrt wie kaum eine andere Branche. Während andere Industrien langsam wieder anlaufen, sind die Aussichten für Reedereien wie die Hapag-Lloyd düster. „Die Situation ist schlimmer als bei der Finanzkrise 2008“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen am Mittwoch.
Das Minus, das die weltweite Containerschifffahrt in diesem Jahr einfahren wird, wird in etwa 10,6 Prozent betragen, schätzt Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen. Möglicherweise auch noch mehr. Denn gerade die Liniendienste zwischen Asien, Europa und Nordamerika sind am schwersten betroffen. Hier liegt das Minus bei 20 Prozent.
Hapag-Lloyd nimmt Schiffe aus den Verkehren
Einziger Vorteil gegenüber der Krise von 2008: Es sind längst nicht so viele Schiffe im Bau wie damals, als die Aufträge 65 Prozent der fahrenden Flotte entsprachen. Heute beträgt das Volumen gerade einmal elf Prozent.
Hamburgs Traditionsreederei reagiert auf die Turbulenzen, in dem es die Aufträge für neue Schiffe erstmal aufschob. „Es handelt sich nicht um einen Auftragsstopp, nur um eine Verzögerung“, so Habben Jansen. Im übrigen würden Schiffe momentan aus den Verkehren gezogen und auf Reede gelegt, Charter-Schiffe an ihre Eigentümer zurückgegeben.
Sparprogramm – aber kein Stellenabbau
Mit einem Spar-Programm wolle man die Kosten kurzfristig um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag reduzieren, so Habben Jansen. Einen Stellenabbau soll es nicht geben. Auch keine Kurzarbeit. Allerdings wolle man bei der Wiederbesetzung frei gewordener Stellen genauer hinsehen.
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Problem ist derzeit der Mangel an Leercontainern, der entstanden ist, weil Kunden wegen der vielen Beschränkungen nicht schnell genug in die Häfen kommen, um ihre Waren abzuholen. Hapag-Lloyd war deshalb gezwungen, rund 100.000 leere Boxen anzuschaffen. Da die Reederei davon ausgeht, dass die Verkehre bald wieder anziehen, handele es sich dabei jedoch um eine Investition in die Zukunft. Fürs kommende Jahr rechnet Habben Jansen mit einem Plus von rund neun Prozent.
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Große Anteilnahme zeigte der Vorstandsvorsitzende für die bei der Reederei beschäftigten Seeleute. Wegen der Reisebeschränkungen würden rund 200 von ihnen derzeit auf Schiffen oder in Häfen festsitzen und könnten nicht nach Hause zu ihren Familien. Teilweise würde sich die Heimreise um viele Wochen verzögern. „Da ist viel Frustration“, sagte Habben Jansen. Der Crew-Wechsel sei derzeit eine der größten Herausforderungen in der Krise.