Niedrigwasser an der Elbe
  • Wie steht es um Hamburgs Grundwsserversorgung? (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Schon wieder ein extremer Sommer – wird in Hamburg bald das Wasser knapp?

Lange Trockenphasen und Hitzerekorde ließen die Hamburger im vergangenen Sommer ächzen. Aber haben solche Extremwetterlagen auch Auswirkungen auf die Grundwasserversorgung? Die klare Antwort lautet: Jein.

Das Paradoxe ist nämlich: Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie transportieren. Für den Norden Deutschlands erwarten Experten deshalb künftig nicht weniger, sondern mehr Niederschläge. Zumindest für die Wasserversorgung ist das ein positiver Aspekt des Klimawandels.

Hamburg Wasser zieht gemischte Bilanz

Lange Trockenphasen, Hitzerekorde und ein nasser Winter – der städtische Versorger Hamburg Wasser hat eine gemischte Bilanz des hydrologischen Jahres gezogen. So hätten vergleichsweise große Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr von November vergangenen Jahres bis April dieses Jahres zu einer überdurchschnittlichen Grundwasserneubildung im Einzugsbereich der fast 500 Brunnen geführt, sagte Geschäftsführer Ingo Hannemann am Mittwoch bei der Vorlage des Wasser-Reports 2021/2022. Zugleich habe es lange Trockenphasen und Hitzerekorde gegeben. „Wir sehen, dass die Extreme zunehmen.“

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Insgesamt sei die Wasserversorgung in Hamburg durch Klimawandel und steigende Temperaturen langfristig nicht gefährdet, sagte Daniel Petry vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW), der die Auswirkungen aktueller Klimaprojektionen auf den Wasserhaushalt verglichen hat.

Demnach ist im Norden und Nordosten Deutschlands bis Endes des Jahrhunderts wegen zunehmender Niederschläge nicht mit einem Rückgang der Grundwasserneubildung zu rechnen. „Im Trend sagen die allermeisten Prognosen gleichbleibende bis leicht steigende Grundwasserneubildungsraten bis 2100 voraus“, sagte Petry. Allerdings würden auch mehr Extremereignisse wie lange Trockenphasen und Starkregen prognostiziert.

Trockene Bodenschichten im Frühjahr 2022

In Hamburg sei das jetzt zu Ende gegangene hydrologische Jahr – betrachtet wird der Zeitraum von November bis Oktober des Folgejahres – verglichen mit den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich gewesen, sagte Hannemann. Allerdings seien die Niederschläge sehr unterschiedlich gefallen. Während der extrem regenreiche Monat Februar mit 153 Millimeter knapp dreimal so viel Niederschlag brachte wie üblich, habe der März mit nur 18 Millimeter Niederschlag gut 70 Prozent unter dem langjährigen Schnitt gelegen. „Das hat dann schon sehr früh zu trockenen Bodenschichten geführt“, sagte er.

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Der Sommer sei dann wiederum heiß gewesen – an zehn Tagen mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Im Juli wurde im Stadtteil Neuwiedenthal mit 40,1 Grad ein neuer Rekordwert gemessen. „Verglichen mit dem Vorjahr war die Hitze aber weniger konstant“, sagte Hannemann. Dennoch sei der Boden zwischen Juni und Ende August in den obersten 30 Zentimetern vollständig ausgetrocknet. Erst kräftige Niederschläge im September hätten Erleichterung gebracht.

Trotz Rekordtemperaturen hätten sich die Hamburgerinnen und Hamburger, was Spitzenverbräuche angeht, im Sommer aber zurückgehalten. An keinem Tag sei ein Gesamtverbrauch von mehr als 400.000 Kubikmeter festgestellt worden, sagte Hannemann. Im Sommer vergangenen Jahres sei dieser Wert noch an sechs Tagen überschritten worden, 2020 sogar an 20 Tagen.

„Wer im Mai schon einen trockenen Rasen hat, fängt im Juni nicht an zu gießen“

„Wir glauben, dass das generell geänderte Verbrauchsverhalten bei Energie eine Rolle spielt“, sagte Hannemann. Zudem dürfte das trockene Frühjahr einen Teil beigetragen haben. „Wer im Mai schon einen trockenen Rasen hat, der fängt nicht im Juni an, ihn zu bewässern, damit er wieder grün wird.“

Das Wasser für Hamburg stammt ausschließlich aus Grundwasserbrunnen. Umso wichtiger sei der nachhaltige Umgang mit dieser Ressource, sagte Hannemann und forderte mehr Transparenz auch zu den Entnahmen anderer Verbraucher wie der Landwirtschaft. „Nur wenn wir Transparenz haben, ist ein nachhaltiger Grundwasserschutz möglich.“ (dpa/mp)

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