• Foto: dpa

Schulen und Kitas weiter offen: Das halten Lehrer von Rabes „Geschenk“

Hamburg ist im Teil-Lockdown – doch Schulen und Kitas bleiben offen: Diese Regelung bezeichnet Schulsenator Ties Rabe (SPD) als „Geschenk“. Und handelt sich damit Kritik ein. Wie hoch das Infektionsrisiko bei jungen Kindern ist, zeigt nun eine aktuelle Studie. 

Zahlreiche Stimmen, auch die MOPO, kritisierten den Senator dafür, Maßnahmen viel zu spät umzusetzen und die Verantwortung für die Sicherheit einfach an die Bildungseinrichtungen weiterzureichen. Nun melden sich die Beschäftigten in Schulen und Kitas zu Wort.

Corona: Lehrergewerkschaften Hamburg fordern mehr Personal

Die Lehrergewerkschaften in Hamburg nehmen Rabes Aussagen „mit Befremden zur Kenntnis“, schreiben die Arbeitnehmervertreter in einer Pressemitteilung: „Dass in den Hamburger Schulen die Covid-19-Infektionen sehr gering seien und somit die Schulen im Vergleich zu anderen Lebensbereichen ,sichere Orte‘ sind“, könne man nicht nachvollziehen, heißt es weiter. Zur Begründung führen die Lehrer eine Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion an, nach der es „in den Pflegeheimen und Schulen die größten Covid-19-Ausbrüche“ gegeben habe.

Das könnte Sie auch interessieren:Das vergiftete Geschenk

Die Forderung der Gewerkschaften ist klar: genug Masken und Schnelltests für alle Schulbediensteten und eine „transparente Strategie bezüglich des Unterrichtsbetriebes, wenn die Coronainfektionszahlen weiter steigen“ – vom Hybridunterricht bis hin zu Schulschließungen mit Fernunterricht. Schließlich fordern die Gewerkschaften eine Personalaufstockung – zum einen wegen der Mehrarbeit für die Lehrkräfte, zum anderen aufgrund der zu erwartenden Ausfälle in der aktuellen Grippe-Saison.

GEW Hamburg: „Beschäftigte setzen ihre Gesundheit ein“

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht ihrem Ärger deutlich Luft: „Wenn Kitas höchste Priorität aus sozialen Gründen haben sollen, müssen Erzieherinnen und Erzieher besonders geschützt werden“, heißt es in einer Mitteilung. „Die Beschäftigten setzen ihre Gesundheit ein, um dieses Ziel zu erreichen.“

Die Forderungen der GEW fallen allerdings moderater aus. Sie fordert „passgenaue Hygienepläne“ für jede Kita, leichteren Zugang zu Schnelltests – und Geld: „Analog zu den 400 Euro, die der Schulsenator pro Klassenraum bereitgestellt hat, sollten auch die Kitas Unterstützung erhalten“, sagt Jens Kastner, Kita-Experte der GEW Hamburg.

30 Kita-Träger fordern flexiblere Lösungen für Kinderbetreuung

Der überregionale Kita-Träger Fröbel, der in Hamburg mehrere Einrichtungen betreibt, sieht es mit Skepsis, ob die Kitas wie geplant geöffnet bleiben können. „Kindertagesstätten ohne Personal können nicht geöffnet bleiben, auch wenn die Politik gerade gebetsmühlenartig das Gegenteil beteuert“, heißt es in einem offenen Brief, den mehr als 30 Träger aus ganz Deutschland unterschrieben haben. „Auch wir können uns mit Covid-19 infizieren. Und wenn das passiert, dann begeben wir uns natürlich sofort in Quarantäne.“

Die Unterzeichner fordern von der Politik statt „Kita-Öffnung um jeden Preis“ daher „Rechtssicherheit beim Aushandeln abgestufter Modelle des Regelbetriebs – damit Einrichtungen auch mit bei großen Personalengpässen geöffnet bleiben können.“ Als Beispiele nennt man Vergrößerung oder Auflösung von bisher getrennt betreuten Gruppen, die Einschränkung von Öffnungszeiten und die zeitlich befristete Verkürzung von Betreuungszeiten als letztes Mittel.

Corona-Risiko in Kitas: Studie aus Frankfurt gibt Entwarnung

Was allerdings gegen die Bedenken der Kita-Mitarbeiter spricht, ist eine aktuelle Studie der Universität Frankfurt: Bei kleinen Kita-Kindern besteht demnach wohl ein vergleichsweise geringes Corona-Ansteckungsrisiko. Bei der „Safe-Kids-Studie“ in Zusammenarbeit mit dem hessischen Sozialministerium waren über einen Zeitraum von zwölf Wochen 825 Kinder sowie 372 Mitarbeiterinnen in 50 Kitas in Hessen getestet worden, wie die Universität am Mittwoch mitteilte.

Dabei seien nur zwei Probanden positiv getestet worden – in beiden Fällen Erzieherinnen. Zuerst hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ darüber berichtet.

Video: Verschärfte Maskenregeln an Schulen?

„In den zwölf Wochen Beobachtungszeitraum hat sich wohl keines der mehr als 800 untersuchten Kinder infiziert“, sagte Studienleiterin Sandra Ciesek der Zeitung. „Die Wahrscheinlichkeit scheint also extrem gering zu sein, dass sich Kinder anstecken.“

Im Untersuchungszeitraum (18. Juni bis 10. September) sei die Rate an Neuinfektionen landesweit allerdings als niedrig einzustufen gewesen, hieß es. Daher seien die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf ein Umfeld mit hoher Inzidenz übertragbar. Im Studienzeitraum hätten jedoch auch die hessischen Sommerferien und die Wochen danach gelegen, in denen es reisebedingt zu einem Anstieg der Fallzahlen kam.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp