• Foto: Jost Fink/Albertinen/hfr

Schwangere verzweifelt : Muss ich mein Baby jetzt alleine kriegen?

Eimsbüttel –

Es wird ein Mädchen! Seit Monaten freuen sich die Eimsbüttlerin Miriam Fiedler und ihr Mann auf die Geburt ihrer kleinen Tochter. Doch nun ist ihre Freude getrübt. Denn angesichts der Corona-Krise ist nicht klar, ob der werdende Vater bei dem großen Ereignis überhaupt dabei sein kann.

Zum Schutz der Angestellten und der Patienten haben die Hamburger Krankenhäuser wie überall in Deutschland Anfang der Woche Besuchsverbote eingeführt. Gerade dort, wo sich geschwächte Menschen befinden, muss der Infektionsschutz besonders hoch sein. Jeder Angehörige oder Freund könnte das Virus ungewollt ins Krankenhaus einschleusen.

Schwangere hätten ihre Partner gerne bei der Geburt dabei

Die große Mehrheit der Patienten hat dafür Verständnis. Hart ist es trotzdem. Besonders für Schwerkranke, die in ihrem Leid Beistand von den Angehörigen brauchen. Für Jugendliche, die ab einem Alter von 16 Jahren keinen Besuch mehr von ihren Eltern bekommen dürfen. Aber auch für Schwangere, die die Väter ihrer ungeborenen Babys gerne bei der Geburt dabei hätten.

„Mein Stichtag ist in dreieinhalb Wochen“, erzählt Miriam Fiedler. „Es ist mir sehr wichtig, dass mein Mann bei der Geburt dabei ist.“ Von ihrem Krankenhaus, dem Agaplesion Diakoniekrankenhaus an der Hohen Weide (Eimsbüttel), hat die Lehrerin die Auskunft erhalten, dass der werdende Vater nach derzeitigem Stand dabei sein kann. Doch das könne sich jederzeit ändern. Dann, wenn die Pandemie richtig zuschlägt.

„Seit Montag gilt in unserem Haus ein Besuchsverbot“, so Ute Schlemmer, Sprecherin des Agaplesion zur MOPO. „In besonderen Fällen kann der behandelnde Arzt eine Ausnahmegenehmigung erteilen, bei werdenden Vätern ist das eigentlich immer der Fall.“

Eine Begleitperson ist pro Geburt momentan zugelassen – noch

In den anderen Geburtskliniken der Stadt ist die Situation ähnlich. „Da jede Schwangerschaft und Geburt einzigartig ist, bemühen wir uns, diesen besonderen Augenblick trotz Corona weiter so individuell wie möglich zu gestalten. Deshalb dürfen Väter ihre Partnerinnen aktuell in den Kreißsaal zur Geburt begleiten“, erklärt Sebastian Finger, Sprecher des Marienkrankenhauses. Zu beachten sei jedoch, dass nur eine Person als Begleitperson bei der Geburt zugelassen ist. Und: Diese Person dürfe keine Erkältungssymptome aufweisen. Nach der Geburt müsse die Begleitperson das Klinikum gleich wieder verlassen.

Ähnlich, aber doch anders wird die Situation in den Asklepios Kliniken gehandhabt: Unter der Voraussetzung, dass sie symptomfrei sind, dürfen Väter bei der Geburt dabei sein. „Die letzte Entscheidung trifft aber vor Ort der Chefarzt“, so Sprecher Mathias Eberenz. Auch vom UKE, vom Albertinen Krankenhaus und vom Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus heißt es, dass maximal eine Begleitperson bei der Geburt zugelassen ist. Bei den beiden letzteren dürfen die Väter sich sogar mit Mutter und Kind im Familienzimmer einnisten. In dieser Zeit dürfen sie die Klinik allerdings nicht zwischendurch wieder verlassen.

Viele Schwangere fühlen sich allein gelassen

Gerade die Unsicherheit, wie lange diese Erklärungen noch gültig sind, beschäftigen die Schwangeren. „Die Frauen werden mit der vagen Aussage allein gelassen, die Situation könne sich jeden Tag ändern“, so Fiedler.

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Eine Hausgeburt ist keine Option. „Wir können so spontan keine Anmeldungen annehmen“, sagt Anna Braun vom Geburtshaus Hamburg. Die Hebammen der Einrichtung begleiten die Frauen während der gesamten Schwangerschaft. Braun: „Bei uns melden sich die Frauen viele Monate vor der Geburt an.“

Und was, wenn es bald doch Besuchsverbote in den Krankenhäusern für die werdenden Väter gibt? „Dann kann mein Mann ja noch nicht mal auf die Wochenbettstation kommen, um sein Baby anzusehen“, sagt Fiedler.

Auch nach der Geburt fehlt es nun an Hilfsangeboten

Auch um die Zeit nach der Geburt macht die 36-Jährige sich Sorgen. Alle Stillgruppen, Familientreffs, Pekip-Kurse, etc. sind abgesagt. „Viele Frauen finden nicht mal mehr eine Wochenbett-Hebamme“, sagt Fiedler.

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Aufgrund der häuslichen Isolation können nicht mal Oma und Opa zu Hilfe eilen. Der Start in das neue Leben als Eltern wird für viele Hamburger Paare in Zeiten der Corona-Krise zu einem Sprung ins kalte Wasser.

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