Radfahrerin auf der Pop-Up-Bikelane Beim Schlump
  • Radfahrerin auf der Pop-Up-Bikelane Beim Schlump
  • Foto: Florian Quandt

Segen oder Quatsch? So läuft es mit den Pop-Up-Lanes

Sie sollen den Radverkehr sicherer machen und für eine Gleichberechtigung von Radlern und Autofahrern auf Hamburgs Straßen sorgen: Mit den Pop-Up-Bikelanes wird an verschiedenen Stellen in der Stadt getestet, was passiert, wenn man den Autos eine Fahrspur abzwackt. Im Herbst vergangenen Jahres entstand die erste temporäre Fahrradspur. Die MOPO fragt nach einem Zwischenfazit.

Valide Zahlen, ob die bestehenden Pop-Up-Lanes den Radverkehr wirklich sicherer machen und für weniger Unfälle sorgen, liegen noch nicht vor, sagt die Polizei gegenüber der MOPO. Es sei jedoch eine Steigerung des subjektiven Sicherheitsgefühls von Radfahrern zu bemerken.

Die Verkehrsforscherin Julia Tahedl, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Uni Harburg, sieht an den Stellen der Pop-Up-Lanes Verbesserungen für die Sicherheit der Radfahrer: „Vorher gab es dort nur Radverkehrsanlagen in unzureichender Breite im Seitenraum oder überhaupt keine“, erklärt sie der MOPO. „Da die Pop-Up-Bikelanes direkt neben dem Kfz-Verkehr angeordnet sind, werden Radfahrer:innen von Autos und Lkw besser gesehen.“

Pop-Up-Bikelanes in Hamburg: Mehr Sicherheit?

Der ADAC sieht eine besondere Schwachstelle in den Kreuzungsbereichen: „Unfälle passieren vor allem beim Abbiegen“, sagt der Sprecher Christian Hieff zur MOPO, und genau das werde auch durch die Pop-Up-Lanes nicht verbessert. Auch dem ADFC reichen die Pop-Up-Lanes alleine nicht: Der Fahrradfahrer-Verband wünscht sich „Protected Bikelanes“, bei denen die Radler auch mit physischen Trennelementen vom Autoverkehr abgegrenzt sind.

Das könnte Sie auch interessieren: Das sind die zehn Albtraum-Straßen für Hamburgs Fahrradfahrer

Ob die Pop-Up-Lanes andere verkehrstechnische Probleme verursachen, könne pauschal noch nicht beurteilt werden, erläutert Tahedls Kollege, Lennard Werner, der MOPO, „aber vieles spricht dafür, dass es zu keinen größeren Problemen kommen wird.“ Der ADAC betont gegenüber der MOPO, dass aufgrund des in den letzten eineinhalb Jahren verringerten Verkehrsaufkommens wegen der Pandemie und aktueller Sommerferien die Auswirkungen auf den Autoverkehr noch nicht beurteilt werden könne.

Hamburger Verkehrsforscher: „Wir brauchen bessere Bedingungen für den Radverkehr”

Insgesamt hält Verkehrsforscher Werner die Pop-Up-Bikelanes für sinnvoll: „Wir brauchen allgemein bessere Bedingungen für den Radverkehr“, sagt er. Weil der Bau von Radverkehrsanlagen (zu denen alles gehört, von kombinierten Geh- und Radwegen bis zu Fahrradstraße) in aufwändig ist, seien Pop-Up-Bikelanes ein wichtiges Instrument, um Radler sichtbarer zu machen und ihnen kurzfristig mehr Platz zu geben.

Aktuell erhebt die Stadt an den Bikelanes Daten zu Verkehrsaufkommen, Stau und Unfällen. Nach 12 Monaten werden sie ausgewertet.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp