Shoppen ohne Corona-Risiko: In Hamburg kommt der Einkauf per Roboter
Zwei Kilo Kartoffeln, drei Bananen, eine Packung Müsli und zwei Flaschen Saft: Mit sechs Kilometern pro Stunde surrt der Einkauf durch die Straßen von Eimsbüttel – im Bauch eines dreiachsigen Transport-Roboters. Der automatische Lieferant soll während der Corona-Krise das Shoppen in Hamburg einfacher machen.
Seit vier Jahren sind die Transport-Roboter der Firma Starship aus Tallinn, die auch ein Büro in Eimsbüttel hat, schon in Hamburg unterwegs. Ursprünglich als Projekt mit dem Paketdienst Hermes in der HafenCity gestartet, rollen die kleinen Wägelchen heute vor allem über die Betriebsgelände von Industriefirmen, etwa um Ersatzteile zu bringen.
Social Distancing beim Einkaufen in Hamburg mit Roboter-Hilfe
Und nun sollen sie Privatleuten die Einkäufe aus lokalen Läden nach Hause bringen – für 2,90 Euro Gebühr pro Lieferung. Shoppen ohne Corona-Risiko. Allerdings vorerst nur im Stadtteil Eimsbüttel.
„Wir mögen Eimsbüttel“, erklärt Jan Werum (28), Roboter-Techniker bei Starship, die Idee hinter dem Projekt, „und wir wollten nicht, dass die Läden aus der Nachbarschaft so unter der Corona-Krise leiden.“
Corona-Krise: Lokal einkaufen in Hamburg mit Roboter
Ab sofort können Kunden, die sich die Starship-App aufs Handy geladen haben, bei dem Obst-und Gemüseladen „Belle“ an der Bellealliancestraße einkaufen. Ab Donnerstag kommt auch der Bioladen „Bio.Lose“ an der Osterstraße dazu. „Mehrere andere Läden haben sich schon gemeldet und wollen dabei sein“, sagt Werum.
Und so soll der Roboter die maximal zehn Kilo Ware zum Kunden bringen: Der Käufer bestellt per App, der Ladenmitarbeiter bekommt die Bestellung aufs Handy, packt den Roboter voll – und der schnurrt dann los. Eine Armada von Sensoren sorgt dafür, dass das Gefährt unfallfrei durch den Verkehr kommt.
Autonomer Liefer-Bot: Navigieren mit Radar und GPS
Und zwar ohne einen Begleiter, der vor vier Jahren bei den Hermes-Lieferfahrten noch mitgehen musste. „Seit April 2019 haben wir von der Stadt die Genehmigung, dass die Roboter autonom fahren dürfen“, sagt Werum. „Dafür haben sie Abstandssensoren, Kameras, Radar und GPS. Und wenn der Roboter mal Unterstützung braucht, schaltet sich ein Techniker drauf und steuert manuell.“
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Solch ein Fall könnte schon eintreten, wenn die Sonne tief steht und die Kameras die Leichtzeichen einer Verkehrsampel nicht mehr erkennen können. Auch ein auf dem Gehweg geparktes Auto würde den automatischen Lieferanten vor unlösbare Probleme stellen. Dann würde ein Mitarbeiter aus der Ferne das Fahrzeug per Hand ans Ziel bringen.
So fahren die Einkaufs-Roboter durch Hamburgs Verkehr
Das Problem mit der ständigen Kameraaufzeichnung gibt es laut Werum nicht, weil die digitalen Augen des Roboters nur den bodennahen Bereich scharf aufzeichnen. Alles darüber, etwa Gesichter von Passanten, werden unscharf dargestellt.
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Ohnehin nimmt die Steuerelektronik ihre Umwelt eher als abstrakte geometrische Formen wahr. „Ein Bein oder ein Laternenpfahl sind für den Roboter beides nur Hindernisse, die er umfahren muss“, erklärt Werum.
Liefer-Roboter von Starship nur in Hamburg-Eimsbüttel unterwegs
Hat der Starship-Liefer-Automat dann endlich den Kunden erreicht, muss dieser den Code eingeben, den die App ihm anzeigt – und schon schwingt der Deckel auf.
Das Liefergebiet der acht Roboter liegt grob gesagt zwischen Methfesselstraße, Lappenbergsallee/Fruchtallee, Moorkamp/Schlankreye und der Strecke Eidelstedter Weg-Quickbornstraße-Mansteinstraße-Bogenstraße. Wenn der Versuch in Eimsbüttel erfolgreich ist, sollen andere Stadtteile dazukommen.