Traceless
  • Dr. Anne Lamp hatte die Idee zu der nachhaltigen Kunststoff-Alternative.
  • Foto: Marius Röer

Kampf dem Plastik! Hamburger gründen bestes deutsches Start-up

Von wegen „Traceless“! Dieses Hamburger Start-up ist alles andere als spurlos – die beiden Chefinnen sorgen für Aufsehen: Erst räumten sie beim Hamburger Gründerpreis ab und jetzt auch beim Deutschen Gründerpreis, der gestern zum 20. Mal im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin vergeben wurde. Johanna Baare und Dr. Anne Lamp haben ein Bio-Granulat aus Getreide-Abfall entwickelt, das Kunststoff ersetzt. Die MOPO stellt die Erfolgsfrauen und ihr Unternehmen vor.

Eine Alternative zu Kunst- und Biokunststoffen – warum das geradezu revolutionäres Potenzial hat, wissen wir: 85 Prozent aller je produzierten Kunststoffabfälle blockieren weltweit Mülldeponien oder verschmutzen gnadenlos unsere Ozeane.

Und da wollen Johanna Baare und Dr. Anne Lamp mit „Traceless“ unbedingt für Abhilfe sorgen. Anne Lamp ist tief in Hamburg verwurzelt. An der TU Hamburg-Harburg machte sie den Bachelor, um anschließend den Master (2015) und die Promotion (2020) zu ergänzen. 2019 hatte sie die Idee zur Gründung des Start-ups „Traceless“. Los ging’s dann 2020 gemeinsam mit der aus Kopenhagen stammenden Psychologin Johanna Baare, die das Business Development verantwortet.

Ausgezeichnetes Start-up produziert Kunststoff-Alternative

Worum geht es bei „Traceless“? Anne Lamp erklärt es: „Wir haben ein ganzheitlich nachhaltiges Material entwickelt, um Kunststoffe und Biokunststoffe in Einwegprodukten zu ersetzen. Unser innovatives Material ist vollständig kompostierbar und kann damit einen aktiven Beitrag gegen die wachsende Plastikverschmutzung auf unserem Planeten leisten.“

Hehres Ziel der EU ist es, dass bis 2030 jegliche Kunststoff-Verpackungen entweder recycelbar oder aber wiederverwendbar sein sollen. Was jedoch passiert mit jenen Produkten, die heute als Müll in unserer Umwelt landen?

Die Verfahrenstechnikerin Anne Lamp weiß, dass mehr zu tun ist: „Wir brauchen so schnell wie möglich Materialien, die in kurzer Zeit in der Natur abbaubar sind – und zwar vollständig.“ Und genau dies ist das wissenschaftliche Spielfeld des Start-ups „Traceless“.

„Unsere völlig neuartige Technologie ermöglicht es, aus Nebenprodukten der Agrarindustrie feste Materialien, lagerstabile Folien und dünne Beschichtungen zu produzieren.“ Der Clou dabei ist, „dass sie die guten Eigenschaften von Kunststoffen haben und gleichwohl in der Natur kompostierbar sind, eben total“.

Gründerin fordert mehr Entrepreneurship an Universitäten

Um diesen „Traceless“(= spurlos)-Anspruch einzulösen, braucht es internationale Mitarbeiter. Inzwischen sind es bereits 22 – und es werden mehr. Und es brauchte eine große Halle, in der die Produktionsanlagen ihren Platz finden. Der wurde 2021 in der Nähe des ISI-Gründerzentrums in Buchholz geortet – zwei Hallen inklusive Labore. Im Gründerzentrum selbst sitzt Anne Lamp mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Kommunikation mit Co-Founderin Johanna Baare läuft zumeist via Video: „Wir sprechen jeden Tag miteinander.“

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Was „Traceless“ noch auszeichnet, sind die beiden Gründerinnen. Denn das ist immer noch selten: „Frauen fehlt manches Mal noch der Mut zur Gründung“, stellt Anne Lamp fest, „denn ein Start-up ist halt kein Sicherheits-Ding.“

Abgesehen davon: „An unseren Universitäten wird der Gründergeist zu wenig befeuert“, meint Anne Lamp. „Während meines Studiums waren Entrepreneurship-Vorlesungen nicht Teil des Lehrplans – das beginnt sich zu ändern, aber da muss noch mehr Gas gegeben werden.“

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