Umweltschützer demonstrieren vor dem „Empire Riverside“ gegen LNG
  • Am Freitag protestierten Umweltverbände am Rande des „LNG and Future Fuels Forum“ vor dem Hotel „Empire Riverside“ gegen gegen LNG und den Bau neuer fossiler Infrastruktur.
  • Foto: Patrick Sun

„Schnellschüsse“: Umweltverbände protestieren gegen LNG-Terminals

Umweltverbände laufen Sturm gegen die absehbar steigende Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland. In Hamburg nahmen Aktivisten das am Freitag stattfindende „LNG and Future Fuels Forum“ zum Anlass, um gegen LNG und den Bau neuer fossiler Infrastruktur zu protestieren.

Der schnelle Ausstieg aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas und die damit einergehende Diskussion um die steigende Nutzung von Flüssigerdgas lassen bei Umweltverbänden die Alarmglocken schrillen. Am Freitag positionierten sich Umweltschützer vor dem Hotel „Empire Riverside“, um gegen die Nutzung von Flüssigerdgas und den Bau neuer fossiler Infrastruktur zu demonstrieren. Anlass war das im Hotel stattfindende „LNG and Future Fuels Forum“, das unter anderem Flüssigerdgas als Antriebsmöglichkeit für die Schifffahrt zum Thema hatte.

Recherchen der Deutschen Umwelthilfe: mindestens sieben LNG-Projekte in Planung

„Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine droht Deutschland, in weitere fossile Abhängigkeiten zu rutschen. Die demonstrierenden Umweltgruppen kritisieren das Festhalten an fossilen Geschäftsmodellen und den damit einhergehenden Wildwuchs bei Plänen für neue LNG-Importterminals in Deutschland“, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Deutscher Umwelthilfe (DUH), BUND, Robin Wood und dem Klimabündnis gegen LNG.

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Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck zunächst den Bau zweier LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven angekündigt hatten, werden nach Recherchen der DUH inzwischen mindestens sieben Projekte an vier Standorten geplant. So sollen in Wilhelmshaven drei Anlagen entstehen, an den Standorten Stade, Brunsbüttel und Rostock je ein Terminal. Zusätzlich hat die Stadt Hamburg erklärt, die Errichtung eines LNG-Terminals zu prüfen.

Die Umweltaktivisten versammelten sich am Freitag vor dem Hotel Empire Riverside auf St. Pauli. Patrick Sun
BUND und Robin Wood demonstrieren gegen LNG-Pläne
Die Umweltaktivisten versammelten sich am Freitag vor dem Hotel Empire Riverside auf St. Pauli.

Die DUH hält die geplanten LNG-Terminals in Stade, Brunsbüttel sowie in Wilhelmshaven an den vorgeschlagenen Standorten nicht für genehmigungsfähig und argumentiert mit Naturschutz und störfallrechtlichen Gründen. Statt neue fossile Abhängigkeiten zu schaffen, fordern die Umweltverbände einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien und die Hebung sämtlicher Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch. Ihrer Meinung nach würde die deutsche LNG-Debatte zudem ohne den erforderlichen Fokus auf die besonders starke Klimaschädlichkeit von LNG und die Gefahr der Importe von Fracking-Erdgas geführt.

Gas-Experte: „LNG-Terminals in Deutschland sind und bleiben Schnellschüsse“

Sascha Boden, Gas-Experte bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „LNG-Terminals in Deutschland sind und bleiben Schnellschüsse. Ihr Bedarf ist nicht nachgewiesen, ebenso wenig wie die Umrüstbarkeit auf grünen Wasserstoff. Stattdessen droht durch sie eine weitere, auf Jahrzehnte zementierte Abhängigkeit von fossilen Energien – zu einem Zeitpunkt, an dem wir eigentlich die Reißleine ziehen müssten. Die Kosten tragen am Ende Steuerzahler:innen, Gaskund:innen und unser Klima.“

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Mit einer Änderung des Wassergesetzes will Schleswig-Holstein das Tempo beim Bau des geplanten ersten deutschen Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel erhöhen. Noch im April soll der Landtag nach dem Willen der Landesregierung Änderungen am Landeswassergesetz beschließen. Dadurch soll mit dem Bau des Hafens bereits begonnen werden, selbst wenn ein Gericht noch über Anfechtungsklagen entscheiden müsste.


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In Hinblick auf das Vorhaben in Brunsbüttel erklärt Nobert Pralow, Mitglied der BUND-Kreisgruppe Steinburg und aktiv im Klimabündnis gegen LNG: „Dass immer noch der Bau dieses klimaschädlichen Projektes mitten in einem Gefährdungsort zwischen Atomkraftwerk und Mülldeponie vorangetrieben wird, ist ein Politikversagen ohnegleichen. Als starke Klimagerechtigkeitsbewegung werden wir dieses unverantwortliche Vorhaben verhindern.“

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