„Sind wir Opfern schuldig“: Studie soll NSU-Mord in Hamburg beleuchten
2001 ermordete der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) den türkischstämmigen Obst- und Gemüsehändler Süleyman Taşköprü aus Hamburg-Bahrenfeld. Auch nach über 20 Jahren gibt es noch offene Fragen. Forscher der Ruhr-Universität Bochum sollen die Geschehnisse rund um den Mord jetzt wissenschaftlich aufarbeiten.
Zehn Tote forderte die bundesweite Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Zwischen 2000 und 2007 ermordeten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neuen Männer mit Migrationshintergrund und eine Polizistin. Eines der Opfer lebte in Hamburg-Bahrenfeld. Der damals 31-jährige Süleyman Taşköprü führte dort einen Obst- und Gemüseladen.
Mordopfer werden stigmatisiert, die Täter lange nicht gefunden
Verschiedene Behörden gerieten 2011, als die Vorfälle aufgedeckt wurden, unter den Verdacht, eklatante Fehler gemacht zu haben. Beispielsweise wurden die Morde jahrelang nicht dem rechtsextremen Milieu zugeschrieben. Stattdessen ermittelte die Polizei im Umfeld der Opfer und vermutete Verstrickungen mit der türkischen Mafia. Der Verfassungsschutz machte wenig später mit der Vernichtung wichtiger Akten Schlagzeilen.
Die Hamburger Regierungsfraktionen initiierten nun eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Mordes an Süleyman Taşköprü. Forscher der Ruhr-Universität Bochum sollen mit einem Budget von 900.000 Euro offen gebliebene Fragen untersuchen. Am 27. November stimmt die Hamburgische Bürgerschaft über die Übernahme der Kosten durch den Senat ab.
Regierungsparteien treiben Aufarbeitung voran
„Das sind wir als Bürger:innen einer vielfältigen und weltoffenen Stadt allen Betroffenen und ihren Familien schuldig,“ sagt Carola Veit, Bürgerschaftspräsidentin und Vorsitzende des Beirats „Wissenschaftliche Aufarbeitung des NSU-Komplexes“.
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„Den Kampf gegen den Rechtsextremismus haben wir in Hamburg in den letzten 20 Jahren mit aller Entschlossenheit vorangetrieben. Diesen Weg wollen wir weitergehen,“ so Kazim Abaci, migrationspolitischer Sprecher und Obmann der SPD-Fraktion Hamburg im Beirat.