So erklärt die Parteichefin ihre Kehrtwende: Olaf Scholz wird Kanzlerkandidat der SPD
Jetzt ist es raus! Ausgerechnet der ehemalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz, den die SPD im vergangenen Jahr nicht zum Vorsitzenden machen wollte, soll Kanzlerkandidat der Solzialdemokraten werden. Das bestätigte Parteichefin Saskia Esken jetzt.
„Wir freuen uns auf einen großartigen und erfolgreichen Wahlkampf“, schrieb Esken über ihren einstigen Widersacher. „Wir freuen uns auf einen großartigen und erfolgreichen Wahlkampf. Olaf hat den Kanzler-Wumms.“
Das sorgt jetzt für allgemeine Verwunderung. Schließlich war es vor allem Esken, die Scholz im Kampf um die Parteispitze vorwarf, keine sozialdemokratische Politik zu vertreten. Massiv unterstützt wurde sie dabei von Kevin Kühnert, der jetzt SPD-Vizevorsitzender werden soll. Beide wollten eigentlich die verhasste Große Koalition so schnell wie möglich beenden – nach der Wahl war davon schnell keine Rede mehr.
„Wir wissen, dass diese Entscheidung für einige eine unerwartete Wendung darstellt. Wir bitten um Vertrauen in unseren Weg. Wir sind entschieden, diesen Weg gemeinsam zu gehen“, schreibt Esken jetzt. Scholz würde ihre „Vision einer gerechten Gesellschaft“ teilen.
Der Hamburger Olaf Scholz wird Kanzlerkandidat der SPD
Olaf Scholz ist in den letzten Monaten durch sein agieren in der Corona-Krise zu einem der beliebtesten deutschen Politiker und dem beliebtesten SPD-Politiker geworden. Er ist aktuell Bundesfinanzminister und Vizekanzler und bekanntester Vertreter des konservativen Flügels der SPD. Scholz sagte am Montagmorgen auf Facebook: „Ich freue mich auf einen tollen, fairen und erfolgreichen Wahlkampf in einem starken Team.“
Olaf Scholz: Vom Innensenator zum Vizekanzler
Olaf Scholz ist 62 Jahre alt und lebt mit seiner Frau Britta Ernst in Potsdam. Zudem hat das Paar eine Wohnung in Hamburg-Altona, wo auch die politische Karriere von Olaf Scholz begann.
Scholz wuchs in Rahlstedt auf, studierte später Jura und arbeitete als Anwalt. Im Mai 2001 wurde Scholz Innensenator in Hamburg, später Bundesminister für Arbeit und Soziales. 2011 holte er für die SPD die absolute Mehrheit in Hamburg und regierte bis 2018 als Erster Bürgermeister, seit 2015 zusammen mit den Grünen.
Olaf Scholz: Brechmitteleinsatz, Hartz-Reformen und G20-Gipfel
Scholz scheute sich nie davor, in seiner Partei äußerst umstrittene Politik durchzusetzen. So führte er 2001 den Brechmitteleinsatz gegen Drogendealer ein und hielt daran auch nach dem Tod von Achidi John fest. Unter Gerhard Schröder setzte er die Hartz-Reformen mit durch, in Hamburg kämpfte er erfolglos für eine Olympia-Bewerbung und setzte den G20-Gipfel durch, den er als vor dem Gipfel als harmloses Politikertreffen charakterisierte.
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Legendär sind seine Sätze „Seien Sie unbesorgt: Wir können die Sicherheit garantieren“ und „Wir richten ja auch jährlich den Hafengeburtstag aus. Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist.“
Hamburg: Nach G20: Olaf Scholz lehnt Rücktritt ab
Nach den massiven Ausschreitungen lehnte Scholz einen Rücktritt ab, die Frage unangemessener Polizeigewalt ist bis heute nicht aufgeklärt. Nur bei Toten wäre er zurückgetreten, so Scholz nach dem Gipfel.
Als seinen größten Erfolg als Hamburger Bürgermeister bezeichnete Scholz den massiv angekurbelten Wohnungsbau, der in Hamburg zu geringeren Mietsteigerungen geführt hat als in vergleichbaren Großstädten. Auch brachte er das völlig aus dem Ruder gelaufene Projekt Elbphilharmonie zum Abschluss. (mn)