Nicole Bier (46) notiert sich den falsch geparkten E-Scooter.
  • Nicole Bier (46) vom Landesbetrieb Verkehr notiert sich den falsch geparkten E-Scooter.

Auf Patrouille in Hamburg: Der Kampf gegen die E-Scooter-Plage

Manchmal wird Nicole Bier (46) zum menschlichen Abschlepper. Immer dann, wenn jemand seinen E-Scooter mal wieder rücksichtslos auf dem Gehweg geparkt hat, muss sie neuerdings tätig werden. Die Hamburger Politik hatte Mitte September beschlossen, gegen rücksichtslose E-Scooter-Parker konsequenter vorzugehen. Seit dem 18. Oktober gelten nun neue Strafen.

Und so kommt es, dass die 46-jährige Parkraummanagerin Nicole Bier auf ihren Runden nicht mehr nur auf falsch geparkte Autos, fehlende Parkscheine oder abgelaufene TÜV-Plaketten achtet – sondern auch nach falsch geparkten E-Scootern Ausschau hält und sie notfalls quer über die Straße schleppt.

E-Scooter in Hamburg: So läuft der Kampf gegen Falschparker

An diesem Tag ist die Lage allerdings übersichtlich. Nur ein einziger E-Scooter ist beim gemeinsamen Rundgang durch die Altstadt so abgestellt, dass er zur Stolperfalle für Passanten werden könnte. „„Ich versetze mich immer in die Rolle der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden: Kommen hier noch Fußgänger, sehbehinderte Menschen, Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen vorbei?“, sagt sie. In diesem Fall ist die Antwort nein, der E-Scooter versperrt den engen Weg. Nicole Bier protokolliert und schafft ihn beiseite. Die Strafe für Falschparker bewegt sich zwischen 10 und 35 Euro.

Der falsch geparkte E-Scooter wird beiseite geschafft.
Der falsch geparkte E-Scooter wird beiseite geschafft.
Nicole Bier schafft den falsch geparkte E-Scooter beiseite.

Schon Umdenken bei E-Scooter-Fahrern nach kurzer Zeit?

Seitdem es die Geldstrafen gibt und fleißig kontrolliert wird, scheint bereits ein Umdenken bei E-Scooter-Fahrer:innen eingesetzt zu haben. Das ist nicht nur der Eindruck von Parkraummanagerin Bier. Zahlen, die der MOPO exklusiv vorliegen, stützen dies. Seit Mitte Oktober wurden insgesamt 247 Ordnungswidrigkeiten mit falsch geparkten E-Scootern festgestellt. Waren es in den ersten Tagen noch durchschnittlich 20 Ordnungswidrigkeiten pro Tag, sind es mittlerweile nur noch zwölf. Allerdings: Der Beobachtungszeitraum ist natürlich noch kurz und es wird derzeit von Tag zu Tag kälter, was weniger E-Scooter-Fahrer:innen zur Folge haben dürfte. 


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Die meisten gefährlich abgestellten E-Scooter finden sich den Zahlen zufolge in der Altstadt, gefolgt von Ottensen und St. Georg. Die wenigsten Park-Rüpel finden sich bislang in Billstedt, Eppendorf und der Schanze. In der Schanze gibt es seit März ein Pilotprojekt mit gesonderten Abstellflächen, wo die Scooter abgestellt werden müssen. Offenbar zahlt sich das aus. Mittlerweile müssen E-Scooter-Nutzer:innen in ganz Hamburg beim Parken den Betreiberfirmen ein Bild schicken, das zeigt, wie der Scooter abgestellt wurde. Auch die Anbieter selbst gehen aufgrund einer Vereinbarung mit der Stadt auf Falschparker-Patrouille.  

Verkehrssenator Tjarks: Kontrollen wirken!

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) gilt nicht als großer E-Scooter-Fan – zumindest was seine Bewertung zur Nützlichkeit der Scooter für die Mobilitätswende angeht. „E-Scooter werden nach wie vor von jungen Menschen in Hamburg als neue Mobilitätsform genutzt und haben Potenzial, um die die erste und letzte Meile zurückzulegen. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass achtlos und verkehrsbehindernd abgestellte Scooter insbesondere auf den engen Straßen der innerstädtischen Quartiere andere Verkehrsteilnehmende gefährden können. Nun sehen wir seitens der Stadt, dass die Kontrollen des LBV im Rahmen der Überwachung des ruhenden Verkehrs gut angelaufen ist“, sagte er der MOPO. 

Allerdings fühlt man sich in Hamburg von der Bundespolitik im Stich gelassen und moniert, dass die Städte und Kommunen keine richtige Handhabe gegen Probleme mit den E-Scootern hätten. „Wir sehen nach wie vor den Bundesgesetzgeber in der Pflicht, den Städten und Kommunen endlich ein klares Regelwerk zum Umgang mit den Scootern an die Hand zu geben, mit dem diese den öffentlichen Raum selbst ordnen können“, so Tjarks. 

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Vorerst bleibt aber alles wie es ist. Nicole Bier sieht in der neuen Aufgabe auch keine wirkliche Mehrbelastung. „Ich finde es super, dass sich endlich um die Herausforderungen mit den E-Scootern gekümmert wird.“ Ihre Bitte an E-Scooter-Fahrer:innen: „Stellt die E-Scooter bitte an die Wand! Stellt sie einfach gesittet und mit Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmende ab.“

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