So mies wird in der Hamburger Gastronomie gezahlt
Ein Job in der Gastronomie ist ziemlich anstrengend – lange Schichten zu den unmöglichsten Zeiten, ständiger Zeitstress und viele Gäste, manche davon auch nervig. Dazu kommt ein laut einer Gewerkschaft schlechter Lohn. So schlecht, dass sie jetzt einen Mindestlohn in der Branche fordert.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist alarmiert: Vollzeitbeschäftigte in der Hamburger Gastronomie kommen im Mittel nur auf knapp 2000 Euro im Monat. Branchenübergreifend liegt dieser Wert hingegen bei rund 3900 Euro, so eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung.
Hamburger Gewerkschaft: Viele in der Gastronomie verdienen zu wenig
Die Folge: Viele verlassen die Branche und orientieren sich neu, was zu einem erheblichen Personalmangel in den Betrieben führen könnte. „Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 48 Prozent weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen“, meint Christa Theinert, Gewerkschaftssekretärin und Verhandlungsführerin der NGG. Zu dem niedrigen Gehalt kam die lange Durststrecke während der Corona-Pandemie, als viele wie auch jetzt noch das Kurzarbeitergeld beziehen.
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Die Gewerkschaft geht deshalb ab Mittwoch in die Tarifverhandlungen und will sich für eine bessere Bezahlung einsetzen. Sie fordert eine untere Lohngrenze von 13 Euro, wie es in einer Pressemitteilung am Montag heißt. „Das Gastgewerbe dürfte keine Mindestlohn-Branche sein“, so die Gewerkschaft – vor allem, um eine Abwanderung der Fachleute zu verhindern.
NGG: „Gastgewerbe darf keine Mindestlohn-Branche werden”
Die Gewerkschaft fordert deshalb von dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) eine Neuaufstellung der Branche, um nach der Corona-Pandemie mehr Perspektiven zu ermöglichen. Ein Mittel dazu sei eine stärkere Tarifbindung: „Eine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband sollte nur dann möglich sein, wenn die Tarifverträge akzeptiert werden, die man gemeinsam ausgehandelt hat“, so Christa Theinert.
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Dadurch soll die Hamburger Gastronomie beim Thema Gehalt nicht nur zu anderen deutschen Städten aufholen, auch die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden. Viele dieser Probleme sind schon lange bekannt, so Christa Theinert: „Von unbezahlten Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen – viele Missstände sind auch hausgemacht.“