So soll das mit der Mobilitätswende auch im Umland klappen
Die Mobilitätswende in Hamburg hat ein ehrgeiziges Ziel – bis 2030 sollen alle Hamburger:innen innerhalb von fünf Minuten ein Verkehrsmittel zur Verfügung haben, sei es Bus, Bahn oder Shuttle-Service per App (On-Demand). Das betrifft den großstädtischen Raum. Doch was ist eigentlich mit dem Hamburger Umland? In den ÖPNV-Diskussionen scheint das immer mal wieder unterzugehen.
Stellwerkstörungen, kurzfristig verkürzte Zugstrecken, schlecht angebundene Bushaltestellen: Die Beschwerdeliste der Hamburger Pendler:innen ist lang. Stand 2020 sind es laut Verkehrsbehörde rund 360.000 Menschen, die täglich in die Hansestadt pendeln, davon nutzen etwa ein Drittel die öffentlichen Verkehrsmittel.
ÖPNV Hamburg: Was passiert eigentlich im Umland?
„Der Busverkehr muss dringend ausgebaut werden“, sagt Volker Hatje (parteilos), Bürgermeister von Elmshorn. „Perspektivisch soll außerdem von hier aus alle zehn Minuten ein Zug nach Hamburg fahren.“ Im Moment sind es nur alle 15. In den vergangenen drei, vier Jahren hätte sich eine Menge getan, zum Beispiel die ersten Fahrradspuren wurden eingerichtet. „Die Fahrradwege waren sehr schlecht und sind immer noch nicht befriedigend“, resümiert Hatje.
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Laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums von 2019 bewerteten die Bewohner der Metropolregion Hamburg den öffentlichen Nahverkehr mit einer Note von 2,8 als das schlechteste aller verfügbaren Verkehrsmittel. Auf Platz eins liegen die eigenen Füße mit 2, direkt gefolgt vom Auto mit einer Note von 2,4 und dem Fahrrad von 2,6.
VHH: Wie ist die aktuelle Situation für Pendler:innen?
Nachfrage bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Dort wird die aktuelle Situation für Pendler:innen als positiv bewertet, auch wenn das Angebot für eine Mobilitätswende noch „stetig ausgeweitet“ werden müsse. „Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wurden äußere Stadtteile und das Umland durch verschiedene Maßnahmen noch besser angebunden“, sagt VHH-Sprecher Stephan Genz. Das bedeutet konkret, mehr Busse in kürzen Zeitabschnitten.
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Als Beispiele nennt er die Wochenendfahrten der Linien 184, 185 und 281 in Pinneberg, Halstenbek und Schenefeld sowie die neue direkte Verbindung von Schenefeld bis in die Speicherstadt. Auch der „Deichflitzer“, die Buslinie 530, und die „Dorfkutsche“, der Quartiersbus in Rissen, böten seitdem deutlich mehr Fahrten an. Außerdem ist eine Linie hinzugekommen: Der 134er Bus verbindet seit neuestem Neuallermöhe und Mümmelmannsberg.
Mobilität im Umland: Bau der S4 als Mega-Projekt
Für Pendler:innen im Kreis Stormarn verspricht das Mega-Projekt der S4 künftig Entlastung. Die Bahn soll von Altona bis Bad Oldesloe fahren. Das könnte allerdings noch ein bisschen dauern. Statt wie ursprünglich 2025 soll das Projekt erst 2029 fertig gestellt werden. Im Mai hat der erste Bauabschnitt zwischen Hasselbrook und Luetkensallee begonnen.
Für Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, geht es vor allem darum, die Bahnverbindungen aus dem Umland nach Hamburg auszubauen. „Auch bei Regionalexpresszügen und Regionalbahnen ist noch Ausbaupotenzial vorhanden“, gibt er zu. Schleswig-Holstein habe angekündigt, den 10-Minuten-Takt auf der S21 nach Aumühle auszuweiten.
Mobilität im Umland: Die Kombi aus Bus, Bahn und Rad
Vor allem die Verknüpfung von Bus, Bahn und Rad soll eine große Rolle spielen. „Das macht die Mobilitätswende auch jenseits der dicht bebauten Gebiete möglich“, ist Gerrit Fuß, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, überzeugt. „Flächendecke Radwegnetze und gute Takte im Busverkehr erleichtern den Umstieg.“
Vorantreiben soll das die Verkehrsbehörde, die vor kurzem eine Machbarkeitsstudie zu den entstehenden Radschnellwegen vorgestellt hat: Auf insgesamt 300 Kilometern sollen diese in die Metropolregionen Hamburg führen. Die Zielpunkte liegen in Bad Bramstedt, Ahrensburg, Geesthacht, Lüneburg, Stade, Elmshorn und perspektivisch in Tostedt. „Dadurch sollen Radfahrende von unterschiedlicher Geschwindigkeit schneller und komfortabler die Strecken bewältigen können“, sagt Behördensprecher Dennis Krämer.
Mobilität im Umland: ioki soll Angebot ergänzen
Ein Hoffnungsträger für Pendler:innen soll auch ioki sein. Die VHH bieten das On-Demand-Angebot für die Stadtteile Osdorf, Lurup, Billbrook sowie seit 2020 auch für Ahrensburg und den Raum Brunsbek-Lütjensee-Trittau an.
Ob per Bus, Bahn, Rad oder doch On-Demand – es ändert sich einiges im Hamburger Umland. Vor allem das Kombinieren dieser Verkehrsmittel soll die Mobilitätswende dort voranbringen. „Wir werden nie eine autofreie Stadt werden“, prognostiziert der Elmshorner Bürgermeister. „Aber es muss klar sein, dass man nicht für jede Strecke das Auto braucht.“