Radfahrer-Paradies Hamburg? Pro Kopf gibt es vom Bund nirgendwo mehr Geld
Alte Radwege fit machen, neue Radverbindungen durch die Stadt bauen: Die Mobilitätswende in Hamburg kostet Geld. Dafür hat die Stadt im vergangenen Jahr Millionen vom Bund bekommen – im Verhältnis zur Einwohnerzahl sogar mehr als alle anderen Bundesländer. Wofür Hamburg das Geld ausgibt.
16,5 Millionen Euro beträgt die Summe, die Hamburg im vergangenen Jahr für die Pflege und den Ausbau seiner Radwege vom Bund erhielt. Damit war die Hansestadt allerdings auf den ersten Blick nicht der Spitzenreiter: Mit Abstand am meisten Geld wurde mit 28,6 Millionen an Bayern ausgezahlt, auf Platz 2 steht Nordrhein-Westfalen mit 19 Millionen Euro.
Hamburg erhielt 16,5 Millionen Euro für neue Radwege
Allerdings sind diese Bundesländer auch um ein Vielfaches größer als Hamburg. Im Vergleich mit den Stadtstaaten Berlin und Bremen – die jeweils gerade einmal 2,2 beziehungsweise 3,3 Millionen Euro einstrichen – sticht die Hansestadt wiederum deutlich hervor. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl liegt Hamburg im bundesweiten Vergleich mit neun Euro pro Kopf sogar auf Platz 1. Dahinter folgen Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit je sechs Euro pro Kopf. Schlusslicht bei beiden Kategorien ist das Saarland mit null Euro.
Das könnte Sie auch interessieren: Verschoben, verdrängt, vergessen: Hamburgs quälend langsamer Velorouten-Ausbau
„Die Summe ist ein gutes Signal an die Hamburger Bevölkerung und zeigt, dass wir richtig Tempo machen beim Ausbau von neuen Radwegen“, sagt Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). „Der Anteil der Radfahrenden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und mit ihm die Bedürfnisse. Wir brauchen ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz, eine bauliche Trennung von Rad- und Kfz-Verkehr und intelligente Ampelschaltungen, die mehr Flüssigkeit und Komfort beim Radfahren ermöglichen.“
Das wurde mit Bundesfördermitteln in Hamburg gebaut
Eine erste Ampel dieser Art steht übrigens auf der Kreuzung Kaiser-Friederich-Ufer/Bundesstraße in Eimsbüttel. Dort genießen seit Dezember Fußgänger und Radfahrer eine bevorzugte Grün-Schaltung, während Auto-, Motorrad- und Lkw-Fahrer warten müssen, bis sie fahren dürfen – „Bettelampel“ mal umgekehrt. Das sei nur gerecht: Laut der Verkehrsbehörde hat sich der Anteil der Radfahrer unter den Verkehrsteilnehmern im Jahr 2022 immerhin um 33 Prozent gegenüber 2019 gesteigert.
Aus den Bundesfördermitteln hat Hamburg unter anderem für 2,1 Millionen Euro den Zwei-Richtungs-Radweg in Harburg gebaut. Dieser ist Teil der Veloroute 10 und verläuft mit seinen vier Meter Breite jetzt durch den Harburger Binnenhafen – baulich abgetrennt von den Autos.
So funktioniert das Förderprogramm „Stadt und Land“
Ein weiteres Beispiel ist der Gustav-Seitz-Weg in Wandsbek, der zur Veloroute 5 gehört – diesem Anspruch wurde der enge und hubbelige Radweg allerdings bei Weitem nicht gerecht. Der Abschnitt zwischen Gründgensstraße und Steilshooper Allee wurde jetzt neu aufgeteilt: Radfahrer haben eine eigene Spur auf der Fahrbahn bekommen. Die 1,2 Millionen Euro Kosten wurden zu 75 Prozent aus den Bundesfördermitteln bezahlt, die aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ stammen.
Um das Geld aus diesem Fördertopf zu erhalten, müssen sich die Städte und Kommunen beim zuständigen Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bewerben – eine selbstständige Bundesoberbehörde im Bereich des Verkehrsministeriums, die für die Radprojekte verantwortlich ist. Bei der Bewerbung braucht es unter anderem eine klare Vision, wohin sich die Stadt hinentwickeln will – Hamburg zum Beispiel zur Fahrradstadt – sowie eine dazugehörige Strategie. Laut BAG werden besonders Fahrradstraßen, -parkhäuser oder -brücken gefördert.