Solidaritäts-Show: Lars Meier: „Mut haben, Ungewöhnliches anzusprechen“
Das Plakat des „Einer kommt, alle machen mit – Ein Ständchen für die HelferInnen“.
Foto: MenscHHamburg e.V.
Diesmal kommen sie wirklich alle: Mit einer großen Show in der Elbphilharmonie bedankt sich Hamburgs Kultur bei den Heldinnen und Helden der Corona-Krise. Der Verein MenscHHamburg startet nach dem „Keiner-kommt“-Festival eine zweite Runde der Solidarität – die „Einer kommt, alle machen mit“-Gala. Die MOPO sprach mit Lars Meier, Gründer des Vereins und Geschäftsführer der PR-Agentur „Gute Leude Fabrik“, woher er seine Inspiration für die sozialen Aktionen nimmt und wer denn nun eigentlich kommt.
MOPO: Vom „Keiner kommt-Festival“ zu „Einer kommt“. Wer kommt denn jetzt wirklich?
Lars Meier: Diesmal ist es weniger ein Festival, als vielmehr ein Gala-Abend. Im Gegensatz zu „Keiner kommt“ kommen jetzt alle, die auf dem Plakat sind. Darunter sind Anna Depenbusch, Reinhold Beckmann, Johannes Oerding, Bosse, Blümchen und noch viele weitere Künstler. Auch der Hamburger Kultursenator und der Bürgermeister haben sich angekündigt.
Wie wird „Einer kommt, alle machen mit“ am Abend des 18. Juni ablaufen?
Meier: Für den Gala-Abend steht immer nur ein Künstler zur Zeit auf der Bühne in der Elbphilharmonie und es wird kein Publikum vor Ort sein. Wir zeichnen den Abend vorher auf, damit es nicht zu Fan-Aufläufen kommt. Die Zuschauer können sich die Show von zu Hause aus im Stream ansehen. Mit dem Kauf eines Tickets oder einer Spende unterstützen sie dabei gleichzeitig Hamburgs Pflegekräfte und Kultureinrichtungen. Und die Spender können über unsere Startnext-Kampagne selbst auch Belohnungen erhalten.
Was für Belohnungen sind das?
Meier: Erstmal dürfen die Ticketkäufer den Stream schon vor allen anderen sehen. Wer über Startnext eine Spende sendet, kann außerdem eine unserer Belohnungen erhalten wie eine Statistenrolle bei der Sendung „Nachtschicht“, eine Fußball-Diskussion per Skype mit Reinhold Beckmann, einen personalisierten Burger im Old MacDonald inklusive Flatrate oder signierte Bücher und CDs unserer Künstler und vieles mehr.
Warum haben Sie sich diesmal entschlossen, nicht nur für die Kultur, sondern auch für die Hamburger Pflegeazubis zu sammeln?
Meier: Ich war letztes Jahr selbst ein paar Tage im Krankenhaus und habe erlebt, was für einen harten Job die Pflegekräfte haben. Auch im Bekanntenkreis höre ich das öfter. Es ist wie bei Olympiasiegern, kurz werden jetzt alle hochgejubelt und dann vergessen. Wir vom Verein MenscHHamburg wollen, dass nach der Krise nichts mehr ist wie vorher.
Wir möchten 2.500 Euro Gutscheine à 25 Euro an die Hamburger Azubis in der Pflege verteilen. Dafür müssen wir mindestens 70.000 Euro zusammenbekommen, aber ich bin optimistisch, dass wir das schaffen können. Mir ist es wichtig, in diesen Zeiten das Licht zu sehen.
Wie wird so ein Gutschein aussehen?
Meier: Wir sind momentan im Gespräch mit verschiedenen Kultureinrichtungen, es soll zum Beispiel Thetaer-, Kino- und Buchgutscheine geben.
MenscHHamburg e.V. hat in der Corona-Krise schon viele Solidaritätsaktionen gestartet. Inzwischen sollte den Verein jeder Hamburger kennen. Mögen Sie noch mal allen anderen verraten: Wer steckt eigentlich hinter den Aktionen?
Meier: Der Unterschied zu anderen Organisationen ist, dass wir Geld sammeln mit dem Spaß der Spender und nicht mit der Not der Notleidenden. Wir wollen mit kreativen Aktionen lokale Projekte unterstützen, die sonst nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten. Dazu veranstalten wir zum Beispiel das Kamelrennderby auf dem Hamburger Dom oder die Mau-Mau-Masters.
Woher nehmen sie die vielen Ideen für soziale Projekte?
Meier: Diese Ideen sind Produkte meiner Umgebung. Dazu tragen ganz viel meine Mitarbeiter in der PR-Agentur „Gute Leude Fabrik“ bei, aber auch der Standort, die Schanze, inspiriert mich … und ich bin stark geprägt durch die Kultur des FC St. Pauli und die Songtexte der Ärzte. Alles, was es braucht, ist der Mut, auch mal Ungewöhnliches auszusprechen.
Sie haben immer zahlreiche Aktionen gleichzeitig am Laufen und sitzen selten still. Wie ging es Ihnen persönlich in der Phase der strikten Abstandsregeln?
Meier: Ich bin ein geselliger Mensch. Sich die Hand geben oder sich Umarmen und gemütliche Abende am Schulterblatt fehlen mir. Ich freue mich schon darauf wieder mit zehn Leuten zusammen an einem Tisch schnacken und rumalbern zu können. Im Home Office kann man einfach auch schlechter kreativ sein als woanders, das höre ich auch aus meiner Umgebung immer wieder.
Nehmen wir mal an, kulturell ist in Hamburg wieder alles möglich. Welche Veranstaltung besuchen sie auf jeden Fall zuerst?
Meier: Ich hatte mich schon sehr auf unseren „Ahoi Neujahrsempfang“ der „Gute Leude Fabrik“ gefreut und hoffe, wir können das bald wieder machen. An zweiter Stelle hoffe ich natürlich sehr, dass das Ärzte-Konzert in Hamburg stattfinden kann.
Hier gibt es die Tickets:
„Einer kommt, alle machen mit – Ein Ständchen für die HelferInnen“, die Solidaritäts-Show aus der Elbphilharmonie, ist ab dem 18. Juni um 20:22 Uhr im Online-Stream unter anderem auf MOPO.de zu sehen und ab 22 Uhr auch bei 917xfm zu hören.
Das Autokino Cruise Center Steinwerder zeigt die Show bereits ab 19 Uhr, der Eintritt beträgt 15 Euro, wovon die Hälfte direkt an MenscHHamburg e.V. geht. Unterstützer-Tickets für 25 Euro, die StartNext-Kampagne und weitere Spendenmöglichkeiten für „Einer kommt, alle machen mit“ gibt es ab sofort auf www.einerkommt.de.
Die erzielten Spenden sollen in Form von Kultur-Gutscheinen an die 2500 Hamburger Pfleger und Pflegerinnen in Ausbildung gehen.