SPD-Senator: Lieber CDU oder FDP als BSW oder AfD
Im Rathaus sind sie Partner, wenn es um Wähler-Stimmen geht Konkurrenten: Maryam Blumenthal, Landeschefin der Grünen, und SPD-Finanzsenator Andreas Dessel. Beide trafen sich nun in Volksdorf beim „N Klub”. Dabei sprachen sie unter anderem darüber, was sie tun würden, wenn sie für einen Tag den Job tauschen könnten, das richtige Tempo bei der Verkehrswende, die „erzieherischen“ Methoden der Grünen und warum sie den Aufwind der CDU gar nicht so verkehrt finden.
In einer ganz besonderen Location traf sich Hamburgs Nachhaltigkeitsszene zum 51. N Klub am vergangenen Donnerstag. Im Museumsdorf Volksdorf empfing Gastgeber Lars Meier das Polit-Duo. „Es gibt vieles, was euch vereint, aber was trennt euch?“, wollte er von Dressel und Blumenthal eingangs wissen. Keine leichte Frage, denn nach der Bezirkswahl befinden sich SPD und Grüne noch in Gesprächen, wo es aufs Fingerspitzengefühl ankommt.
Blumenthal: „Möchte diesen Job gar nicht haben”
Entsprechend blieben beide recht oberflächlich. Blumenthal: „Wir sind Politiker unterschiedlicher Parteien und haben da natürlich unterschiedliche Parteiinhalte, aber auch viele Gemeinsamkeiten.“ Dressel sagte, er sei froh, dass es in Hamburg anders zugehe als in der Ampel: „Natürlich ist man auch mal nicht einer Meinung, aber es gibt einen freundschaftlichen Umgang.“
Als Beispiel nannte er den Bereich Verkehrspolitik, da seien die Grünen „amibitonierter“ bei der Verkehrswende unterwegs und die SPD wünsche sich eher „weniger Tempo“. Was würden sie denn ändern, wenn sie jeweils für einen Tag den Job des anderen hätten, setzte Meier neu an.
Dressel: Nicht „erzieherisch” rüberkommen
„Dafür bin ich zu sehr Realpolitikerin“, sagte Blumenthal. Sie bräuchte deutlich mehr Geld zur Verfügung. „Wenn wir im Wunschkonzert wären, würde ich mehr Geld ins Bildungssystem stecken.“ Ansonsten „möchte ich diesen Job gar nicht haben“, so Blumenthal.
Und was würde Dressel als Landeschef der Grünen machen? „Ein wichtiger Punkt ist, auch die Außenbezirke in den Blick zu nehmen“, sagte Dressel. Auf Bundesebene müsse man die Bürger mitnehmen: „Wie finden wir den richtigen Weg zwischen notwendiger Veränderung und dem, dass viele gern weiter wirtschaften möchten wie bisher?“, sagte Dressel. Beim Heizungsgesetz sei das nicht „im Sinne des Erfinders“ gelaufen. Da sollten die Grünen nicht „erzieherisch” rüberkommen, aber bei der SPD gebe es auch Leute, die noch nachbessern müssten.
Blumenthal: Eine CDU-Regierung bedeutet „Stillstand”
Spätestens seit der letzten Bezirkswahl ist auch die CDU wieder im Aufwind – Problem oder Chance? „Die Hoffnung liegt darauf, dass Menschen, die aus Protest die AfD gewählt haben, doch ins konservative Spektrum zur CDU zurückkehren“, findet Blumenthal. „Alle, die rechts sind, sind nicht direkt rechtsextrem, diese Menschen brauchen eine politische Heimat.“
Zu stark dürften sie aber auch nicht werden, denn eine CDU geführte Regierung bedeute in Blumenthals Augen „Stillstand“. „Wenn jemand nicht Rot oder Grün wählen will, dann soll er in drei Gottes Namen lieber CDU oder FDP wählen als bei BSW oder AfD zu landen“, ergänzt Dressel. Natürlich hätte er aber gern weiterhin, dass die SPD die meisten Stimmen holt, dann die Grünen und dann die CDU.
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In den „100 Sekunden“, die Teil des N-Klubs sind, stellten sich an diesem Abend vier gemeinnützige Projekte vor: Der Unverpacktladen „Ohne Gedöns“ aus Volksdorf. „VIVO Carbon”, die sich für die den Klimaschutz einsetzen. „Hildegarden e.V.“, die sich um die gemeinschaftliche Nutzung des Grüns auf dem Feldstraßenbunker kümmern. Und „Expedition Grundeinkommen“, die Unterschriften sammeln, um in Hamburg ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen.
Der Haspa-Nachhaltigkeitspreis im Wert von 2500 Euro ging diesmal an Obenstadt e.V., die mit Veranstaltungen und Workshops Hamburgs Dächer erlebbar machen. Den Preis wollen sie ins Inventar stecken.