Spektakuläre Taufe in Hamburg: Kann dieses Kreuzfahrtschiff die Branche retten?
Die Taufe leuchtete sogar im Himmel über Hamburg: Am Samstag schossen bei einer spektakulären Show Lichtstrahlen durch die Nacht, um das neue LNG-Kreuzfahrtschiff von Aida Cruises einzuweihen. Umweltschützer verlieren zwar kritische Worte – doch selbst von ihnen kommt überraschendes Lob.
Wer braucht schon Feuerwerk, wenn man Drohnen haben kann? Als am Samstagabend der Hafen bei der Taufe der „Aidacosma“ hell erleuchtete, ging dies nicht auf den Gebrauch von Schwarzpulver zurück. Drohnen zeichneten Bilder und Schriftzüge in die Luft, flankiert von enormen Lichtstrahlen.
An Bord vergnügte sich derweil unter anderem die Taufpatin Kristina Vogel, Olympiasiegerin und Bahnradsportlerin und die Passagiere der anschließend beginnenden zweiwöchigen Taufreise, die bis nach Palma führen soll.
Hamburg: Kreuzfahrtschiffe gelten als Klimasünder – das soll sich ändern
Spannender als die Party an Bord ist aber allemal die Technologie hinter dem 337 Meter langen Schiff. Denn nicht nur bei der Taufshow will die Kreuzfahrtbranche nachhaltigere Wege gehen, sondern vor allem auch beim CO2-Ausstoß. Die Touristenpötte gelten ja nicht zu Unrecht als Klimasünder.
Abhilfe schaffen sollen deshalb erst einmal Kreuzfahrtschiffe, die mit Flüssiggas (LNG) anstatt Schweröl oder Diesel angetrieben werden. Der Antrieb soll als Brückentechnologie dienen, ehe es wirklich CO2-neutrale Kreuzfahrtschiffe gibt. Aida hat sich das Ziel für eine CO2-freie Flotte für 2040 gesetzt, 2030 soll es das erste emissionsfreie Kussmundschiff geben.
LNG verringert nur wenig CO2-Asstoß
Doch der Weg bis dahin ist noch lang. Die mit LNG-Antrieb ausgestatteten Schiffe sind in der Kreuzfahrtindustrie und der Containerschifffahrt noch in der Minderheit. Schiffe dieses Typs stoßen zwischen 15 und 25 Prozent weniger CO2 aus. Stickstoff und Feinstaub werden fast vollständig vermieden.
Der Geschäftsführer der Cruise Gate Hamburg GmbH, Simone Maraschi, sieht die Kreuzfahrtunternehmen aber auf dem richtigen Weg, nicht zuletzt Aida. „Aida Cruises geht seit Jahren mit großem Engagement bei der Erforschung und Entwicklung alternativer Antriebstechnologien für seine Schiffe voran und leistet damit wichtige Pionierarbeit, von der die Branche und letztlich die gesamte Schifffahrt profitiert.“
Kritik und Lob von Nabu
Nur solange das Kreuzfahrtunternehmen noch auf dem Weg zum emissionsfreien Antrieb ist, ist die „Aidacosma“ zwar fortschrittlich, schadet aber trotzdem dem Klima. Umweltverbände sind deshalb kritisch, wenn Kreuzfahrtunternehmen auf ihre neue Emissionsarmut verweisen, wenngleich immerhin die Luft sauberer bleibt.
„Trotzdem bleibt LNG, das fast vollständig aus extrem klimaschädlichem Methan besteht, ein fossiler Kraftstoff. Sowohl bei der Gewinnung als auch in der Versorgungskette und bei der Verbrennung werden erhebliche Mengen von Methan freigesetzt. Mit LNG können weder die eigenen Klimaschutzversprechen noch internationale Vorgaben eingehalten werden“, so Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
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Erstaunlich: Der Nabu-Chef findet positive Worte für die Kreuzfahrtbranche. „Bei aller berechtigten Kritik ist die Kreuzfahrtindustrie jedoch auch ein Innovationstreiber und Schaufenster der Möglichkeiten“, so Siegert. Die Reedereien setzten sich seit Jahren für zukunftsträchtige technologische Lösungen ein. „Der Weg zur umweltverträglichen Kreuzfahrt ist weit, aber er ist möglich.“