Kraftwerk-Sprengung in Hamburg geht schief: Der Gigant wackelt, aber fällt nicht!
Die Bilder sind nicht so spektakulär, wie sie hätten sein können: Denn nur eins der beiden Kesselhäuser des stillgelegten Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg konnte am Sonntagmorgen in die Luft gejagt werden. Warum es mit dem anderen noch nicht geklappt hat, wissen die Verantwortlichen selbst nicht. Das Kraftwerk war nur sechseinhalb Jahre nach der Inbetriebnahme abgeschaltet worden.
Ab 7.30 Uhr wurde in einem Radius von 300 bis 500 Metern rund um das ehemalige Kohlekraftwerk eine Sicherheitszone eingerichtet, ab 9.30 Uhr erfolgte die Sprengung. Doch während der eine Kesselturm in sich zusammenstürzte und eine große Staubwolke erzeugte, zitterte der andere laut Angaben eines anwesenden Reporters nur leicht. Insgesamt 600 Kilogramm Sprengstoff wurden in jedem Kesselhaus verbaut und sollten eigentlich beide zum Einsturz bringen.
Kohlekraftwerk Moorburg wird seit Ende 2023 abgerissen
„Die Ursache, wieso das zweite, baugleiche Kesselhaus nicht zu Boden ging, wird aktuell noch geprüft“, schreiben die Hamburger Energiewerke und das westfälische Abbruchunternehmen Hagedorn in einer gemeinsamen Mitteilung. Wochenlang habe man die Sprengung der insgesamt rund 24.000 Tonnen schweren Türme vorbereitet: Es wurden Sicherheitskonzepte umgesetzt, Rohrverbindungen gekappt und die Gebäude vorgeschwächt. Mehr als 150 Personen waren an diesen Arbeiten beteiligt.
Um die Staubentwicklung zu reduzieren, wurden letztlich sogar 30 Pools mit Wasser rund um das Gelände errichtet. Durch die Zündung von Sprengschnüren im Wasser sollte parallel zur Sprengung der Kesselhäuser eine Wasserwand entstehen, um den aufwirbelnden Staub zu binden.
Das Kohlekraftwerk wird seit Ende 2023 abgerissen. Der Rückbau soll Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Dann soll auf dem Gelände eine Infrastruktur für grünen Wasserstoff entstehen. Geplant ist der Bau eines Elektrolyseurs, einer Anlage, die aus umweltfreundlich erzeugtem Strom Wasserstoff herstellt. Dieser soll von 2027 an grünen Wasserstoff produzieren.
In Hamburg-Moorburg soll jetzt Wasserstoff produziert werden
Die Energie dafür soll aus erneuerbaren Energien wie Sonnen- und Windkraft stammen. Allerdings läuft der Hochlauf der Wasserstoffindustrie auch aufgrund strenger Regulierung deutlich langsamer als geplant.
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Nach der Sprengung des doppelten Schornsteins am 10. November 2024 hatte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) erklärt: „Das ist ein wichtiger und schöner Tag für Hamburg.“ Bis 2021 war Moorburg eines der modernsten und effizientesten Steinkohlekraftwerke in Deutschland. Es konnte mit seinen zwei Blöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung elf Terawattstunden Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht fast dem gesamten Strombedarf der Hansestadt. Der Bau hatte drei Milliarden Euro gekostet, die Anlage war sechseinhalb Jahre nach Inbetriebnahme stillgelegt worden. Nun wird sich zeigen, warum die Sprengung des einen Kesselhauses nicht geklappt hat, und wann die Abbrucharbeiten fortgesetzt werden können. (mn/prei)
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