St. Pauli-Legende : So will Stanislawski die Handelskammer aufmischen
Winterhude –
Kannte er früher nur Verteidigung – Rückennummer 21 – so kennt Holger Stanislawski seit seinem Ausstieg aus dem Fußballgeschäft nur noch eines: Angriff. Der frühere Abwehrspieler stieg in den Einzelhandel ein – und wie. Sein Imperium in Winterhude strotzt vor Superlativen: 7400 Quadratmeter, 60.000 Produkte, 125 Mitarbeiter. Nun will er dazu noch die Handelskammer retten.
Nachdem er Manager bei St. Pauli wurde, ging er zu Hoffenheim, von da stieg er überraschend in den Einzelhandel ein: Holger Stanislawski (50) sorgt mit seinem Handeln immer wieder für erstaunte Gesichter, weil er immer wieder ganz anders handelt, als es von ihm erwartet wird.
Hamburg: Holger Stanislawski will Handelskammer aufmischen
Der neue Schritt des Chefs eines Rewe-Supermarkts mit astronomischer Größe: Er will die Handelskammer aufmischen. Die altehrwürdige Institution bekommt ein neues Plenum, vom 20. Januar bis zum 18. Februar sind Hamburgs Unternehmer zur Wahl aufgerufen. Der prominenteste Plenums-Kandidat dürfte wohl die Kiezkicker-Ikone sein.
Allein, ob der Promi-Bonus ihm hilft, darf bezweifelt werden. Nach dem Kammer-Debakel der vergangenen Jahre mit gebrochenen Wahlversprechen (Beiträge sollten abgeschafft werden), Mitarbeiter-Schwund, internen Konflikten und Führungslosigkeit dürften die Kammer-Mitglieder in diesem Jahr vor allem auf Themen, auf inhaltliche Souveränität setzen.
Hamburger Handelskammer: Darum will Stanislawski ins Plenum
Genau dafür steht auch das Wahlbündnis „Starke Wirtschaft“, dem sich Stanislawski angeschlossen hat. Als ehrenamtliches Plenumsmitglied würde er sich für die Stärkung des Einzelhandels einsetzen wollen – doch warum tut er sich diese Zusatzbelastung überhaupt an?
„Wer in dieser Stadt lebt, hat auch eine gewisse Verpflichtung, etwas zu tun“, sagt Stanislawski in der „Zeit“. Von utopischen Wahlversprechen hält die St. Pauli-Legende derweil nichts. „Die Beiträge abschaffen, das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Damit kannste nicht rausgehen“, sagt er und kritisiert damit die einstigen Kammer-Rebellen, das Bündnis „Die Kammer sind WIR“, die mit ihren Plänen einst für Furore sorgten, kläglich scheiterten und sich schließlich aufgelöst haben. Und die Kammer im Chaos hinterließ.
Handelskammer: Dieses Wahlversprechen hat Stanislawski
Stanislawski hat sich nun vorgenommen, die Kammer zu ihrer alten Macht zurückzuführen. „Ich werde immer authentisch bleiben“, sagt er der „Zeit“. Er sein kein Jasager und von „Klugscheißen“ halte er auch nichts. Und mit welchem Versprechen tritt er an? „Ich werde versuchen, das Bestmögliche für einen Großteil der Hamburger Unternehmen zu entscheiden“, sagt er zur „Zeit“. Mehr wollen die Kammer-Mitglieder wohl auch gar nicht.