Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Hagenbeck-Chef
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Tierpark-Geschäftsführer Dirk Albrecht, wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet. Eine weitere Eskalation im Streit zwischen Albrecht und dem Hagenbeck-Betriebsrat. Unter anderem geht es dabei um Post an den Betriebsrat, die Albrecht unzulässigerweise geöffnet haben soll.
Im März hatte der Betriebsrat Strafanzeige gegen Albrecht gestellt. Es geht darin um den im Betriebsverfassungsrecht schwerwiegenden Vorwurf der „Behinderung von Betriebsratsarbeit“, der im Fall einer Verurteilung mit bis zu einem Jahr Haft beziehungsweise einer Geldstrafe für den Arbeitgeber geahndet werden kann. Weiterer Vorwurf: Verletzung des Postgeheimnisses. Albrecht soll vertrauliche Betriebsratspost geöffnet haben. Die Einrichtung eines eigenen Briefkastens für den Betriebsrat soll er verboten haben.
Seit Monaten herrscht Eiszeit zwischen der Mitarbeiter-Vertretung und dem Geschäftsführer. Tiefpunkt waren Abmahnungen und Kündigungen, die gegen alle Betriebsratsmitglieder ausgesprochen, inzwischen aber zurückgenommen wurden. Der Druck von oben sorgt für Angst um den Arbeitsplatz und treibt viele Hagenbeck-Mitarbeiter zum Eintritt in die Gewerkschaft: Inzwischen sind mehr als die Hälfte der Angestellten gewerkschaftlich organisiert.
Hagenbeck: Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf
„Diesen Schritt, einen Geschäftsführer anzuzeigen, geht kein Betriebsrat leichtfertig“, sagt Regionalleiter Dirk Johne von der zuständigen Gewerkschaft IG Bau der MOPO: „Der Betriebsrat hatte die Entscheidung zuvor ausgesetzt, in der Hoffnung auf eine Befriedung, diese ist aber nicht eingetreten.“
Im Gegenteil: „Auch nach der Einigung nach dem Betriebsverfassungsgesetz wurde weiterhin massiv Einfluss auf den Betriebsrat ausgeübt“, so Gewerkschafter Johne.
Streit eskalierte Ende 2020
Dass nun die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat, begrüßt Johne: „Die Betriebsratsmitglieder haben Rückgrat und Zivilcourage gezeigt, da erwarte ich nun staatliche Unterstützung. Die Ermittlungen sind ein Signal auch für andere Arbeitgeber, dass sie sich im Zweifel im strafrechtlich relevanten Bereich bewegen.“
Der Streit war bereits Ende 2020 eskaliert. So hatte Hagenbeck-Geschäftsführer Albrecht dem Betriebsratschef Thomas Günther Hausverbot erteilt, war damit jedoch vor dem Arbeitsgericht gescheitert. Außerdem hatte der als autoritär geltende Park-Chef versucht, eine Tierpark-Begehung des Betriebsrates in Begleitung von Gewerkschaftsvertretern zu verbieten, hatte sogar die Polizei gerufen. Auch dieser Vorfall wird nun als „Störung der Betriebsratsarbeit“ untersucht. Insgesamt umfasst die Anzeige rund ein Dutzend Vorwürfe.
Ermittlungen gegen Hagenbeck-Chef
Tierpark-Chef Dirk Albrecht bezeichnete die Vorwürfe Anfang 2021 in einem offenen Schreiben an die Mitarbeiter als „haltlos“ und „bedauerlich“. Gegenüber dem „Abendblatt“ hatte er sich selbst als „Anhänger einer straffen Führung“ bezeichnet. Zuletzt war der Tierpark auch bei treuen Besuchern in Ungnade gefallen, als die Geschäftsführung sich weigerte, Jahreskarten um die entgangenen Corona-Monate zu verlängern. Inzwischen lenkte der Tierpark ein.
Am 23. Juni wählte die Hagenbeck-Belegschaft einen neuen Betriebsrat mit sieben Mitgliedern. Der bisherige Vorsitzende Thomas Günther wurde wiedergewählt. Die Hagenbeck-Pressestelle ließ eine MOPO-Anfrage zu den Ermittlungen unbeantwortet.