Start-up Challenge in Hamburg: Sie haben Ideen für eine nachhaltige Zukunft
Jörg Rehder grinst. Sein Kopf ist noch rot vor Aufregung. In seiner Hosentasche vibriert sein Handy ununterbrochen, alle wollen ihm gratulieren. Am Dienstag hat er sich mit seiner Geschäftsidee bei der „Nordic Startup Challenge“ in der Handelskammer Hamburg gegen neun andere Teams aus Europa durchgesetzt – ganz unerwartet, wie er sagt. Sein Ziel: die Energieversorgung Hamburgs nachhaltiger gestalten. Auch ein anderer Gründer glänzte an diesem Abend mit seiner Idee – er will Textilien aus Algen herstellen.
Können wir die Welt retten? Mit dem Gedanken spielte das Team von „TEGnology“, als es seine Idee – Wärme in elektrische Energie zu überführen – entwickelte. Ein Prinzip, das auch in der Fernwärme genutzt wird. „TEGnology“ entwickelt durch thermische Energiegewinnung autonome Stromversorgung und Sensorsysteme. Auf diese Weise ersetzen sie Kabel und Batterien. Jörg Rehder ist Gründer des Start-ups „TEGnology“. Mehr als zehn Jahre lang feilten der gebürtige Wedeler und sein dänisches Team an ihrer Idee. Fernwärme boomt und Dänemark gilt als ihr Vorreiter – das ist ihre Chance.
„Nordic Startup Challenge“: Zehn Länder, zehn Start-ups
Was die Zahl der Neugründungen betrifft, zählt Hamburg in absoluten Zahlen zur Spitze in Deutschland – nach Berlin und München. 300 Menschen – meist in Anzug und Krawatte – verfolgten am Dienstagabend gespannt die Ideen für eine nachhaltigere Zukunft. Die „Nordic Startup Challenge“ ist für Hamburg als Wirtschaftsstandort mit langer Tradition von großer Bedeutung, betonen die Veranstalter immer wieder. Von Schafwolle statt Kunststoff bis Mikroalgen in Textilien: Die Start-ups aus zehn nordeuropäischen Ländern stellen verschiedenste Konzepte vor. Alle gemäß dem Motto des Abends: Kreislaufwirtschaft und neue Materialien. Auffällig ist: Frauen sind dabei nicht vertreten.
Die Teams kämpfen nicht nur um den Sieg – eine Reise ins Silicon Valley – sondern wollen auch den Abend nutzen, um sich untereinander, mit Unternehmern und Investoren zu vernetzen. Eines haben fast alle Teams gemeinsam: Sie zeigen erschreckende Fotos der Folgen des menschlichen Konsums – Plastikberge in Städten, an Stränden und im Ozean.
Ein erster Hoffnungsschimmer für das junge Start-up
Eine Idee sticht an diesem Abend besonders heraus: Pedro Vicente (27) aus Portugal und sein Team von „Bloom Biotech“ wollen aus Mikroalgen nachhaltige Textilien herstellen – ohne wirtschaftliche Erfahrungen und Bezug zur Modewelt. Ihre Idee soll eine erschwingliche Alternative zu Kleidung voller Chemikalien und Plastik darstellen. Im vergangenen Jahr kündigte Vicente seinen Job als Wissenschaftler und sammelte mit seinem besten Freund 42 verschiedene Business-Ideen.
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Sie stoßen auf jede Menge Herausforderungen: Die konservative Textilbranche gilt als schwer zugänglich, ein Prototyp existiert noch nicht, und die Finanzierung ist ein Kraftakt. Doch das deutsche Textilunternehmen „van Laack“ hat bereits Interesse an ihrer Idee signalisiert – ein erster Hoffnungsschimmer für das junge Start-up.
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