Prachtbau mitten in Hamburg wird saniert – für unfassbare Millionen-Summe
Das über 140 Jahre alte Hamburger Strafjustizgebäude am Sievekingplatz (Neustadt) ist ein Prachtbau aus der Kaiserzeit – doch es ist sanierungsbedürftig und zu klein geworden. Modernisierung und Ausbau des Gebäudes könnten richtig teuer werden, wie der Senat auf eine CDU-Anfrage erklärt.
Die geplante Sanierung des Hamburger Strafjustizgebäudes könnte mehr als 258 Millionen Euro kosten. Die Vorplanungsphase sei im September abgeschlossen worden, teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Richard Seelmaecker mit.
Sanierung vom Strafjustizgebäude könnte zum Multi-Millionen-Projekt werden
Eine frühere Angabe von lediglich rund 56 Millionen Euro sei keine Kostenschätzung gewesen, sondern lediglich eine erste Annahme ohne vertiefte Gebäudeanalyse und Fachplanungen, erklärte eine Sprecherin der Justizbehörde. Das repräsentative und denkmalgeschützte Gebäude am Sievekingplatz wurde zwischen 1879 und 1882 erbaut.
Nach den jetzt vorliegenden Untersuchungen sei klar, dass es mit Renovierung oder Instandsetzung allein nicht getan sei. Nach langem Sanierungsstau müssten umfangreiche Maßnahmen am Baukörper, der Heizungsanlage und der Elektrik vorgenommen werden. Sämtliche Fenster seien denkmalgerecht zu ersetzen. Dabei müssten Anforderungen des Brand- und Klimaschutzes erfüllt werden.
Die Summe von 258 Millionen Euro beinhalte hohe Sicherheitsaufschläge für etwaige Preissteigerungen in den nächsten Jahren. „Die Kostenschätzung kann also, wenn die Risiken sich nicht realisieren, im Ergebnis auch günstiger ausfallen“, sagte die Sprecherin weiter. Wann mit der Sanierung begonnen wird, ist unklar. Eine belastbare Zeitplanung liege noch nicht vor, hieß es.
Im Gebäude sollen auch mehr Flächen entstehen, etwa durch einen Ausbau des Dachgeschosses. Insgesamt sollen es 1000 Quadratmeter mehr sein. Die Anzahl der Richter in Strafverfahren habe sich in den vergangenen zehn Jahren von 148 auf 202 erhöht, sagte die Sprecherin zum größeren Flächenbedarf. Allein wegen der sogenannten Encrochat-Verfahren, die nach der Entschlüsselung des gleichnamigen Messengerdienstes in Gang kamen, seien vor zwei Jahren 23 zusätzliche Stellen geschaffen worden, davon 12 für Strafrichter. Bei großen Prozessen müssen die Beteiligten und Zuschauer oft zusammenrücken, weil nur wenige geräumige Säle zur Verfügung stehen.
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Schließlich müsse auch die Sicherheitstechnik erheblich modernisiert werden, hieß es. In dem Gebäude finden häufig Prozesse des Amts- oder Landgerichts mit höheren Sicherheitsanforderungen statt. Auch das Hanseatische Oberlandesgericht verhandelt dort über Terrorismusanklagen. Viele Angeklagte werden direkt aus der verbundenen Untersuchungshaftanstalt in den Gerichtssaal geführt. Anfang 2017 hatte ein inhaftierter Angeklagter eine Stichwaffe eingeschmuggelt und eine Zeugin angegriffen und verletzt. (dpa)