Das ursprüngliche Verkehrsprojekt „Ottensen macht Platz“ wurde gerichtlich gestoppt. Jetzt soll „freiRaum Ottensen“ darauf folgen.
  • Das ursprüngliche Verkehrsprojekt „Ottensen macht Platz“ wurde gerichtlich gestoppt. Jetzt soll „freiRaum Ottensen“ darauf folgen.
  • Foto: Patrick Sun

Straßen sperren, Gastro statt Parkplätze: Hamburg braucht jetzt eine Corona-Revolution!

Raus aus den Räumen und rauf auf die Straße! In Berlin werden Straßen wegen Corona jetzt für Autos gesperrt, Kinder haben Platz zum Spielen, Gastronomen dürfen Tische und Stühle auf Parkplätze oder sogar Fahrbahnen verlegen, um mehr Gäste zu bewirten. Das brauchen wir jetzt auch in Hamburg – und zwar schnell!

Es wäre eine Lösung angesichts des lauten Hilfeschreis aus der Gastro-Szene: Der Umzug auf die Straße. Seit 13. Mai dürfen Restaurants, Cafés und Kneipen zwar wieder Gäste bewirten, allerdings nur unter strengen Hygieneauflagen.

Diese sehen unter anderem einen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Tischen vor. Dadurch können sie viel weniger Gäste als üblich bewirten – kaum ein Restaurant oder eine Bar kann so kostendeckend arbeiten.

Wie es anders geht, zeigt die Hauptstadt: Dort werden kurzerhand Autos ausgesperrt, um Platz für Menschen zu machen.

Gastro in Hamburg: Es braucht mehr Außengastronomie!

Der Berliner Senat hat grünes Licht für Gastronomen und Ämter gegeben. Das Ziel: Mehr Gäste draußen statt drinnen zu bewirten, auf Gehwegen und Straßen. Die Bezirke wurden um großzügige Genehmigungen von Stellplätzen im Freien gebeten. Auch Parkplätze und Straßen sollen genutzt werden. 

Ein Vorbild für Hamburg? Unbedingt! Hier drängelnd sich die Leute auf den Bürgersteigen zwischen Tischen und Autos, was in Corona-Zeiten noch weniger Sinn macht als eh schon. 

Charité-Virologe Dr. Christian Drosten warnte erst kürzlich vor der unterschätzten Gefahr der Aerosole, also der Tröpfchen, die in geschlossenen Räumen vor allem durch das Sprechen übertragen werden. Entweder wir schweigen uns beim Essen künftig an – oder sitzen einfach draußen, wo das Ansteckungsrisiko laut Drosten sehr viel geringer ist.

Corona in Hamburg: Restaurants und Kneipen wenden sich an den Senat

Das fordert auch die Kiez-Kneipe „Roschinsky’s“ auf dem Hamburger Berg, die seit der Öffnung mehr Verluste als Einnahmen einfährt. Die Betreiber schlagen vor, die Straße Hamburger Berg nachts einfach zur Fußgängerzone zu machen. 

Bar- und Restaurantbesitzer in ganz Hamburg haben sich bereits in mehreren Brandbriefen an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gewandt und eine erweiterte Nutzung von Außenflächen wie in Berlin gefordert. Bislang mit mittelmäßigem Erfolg.

Zuständig sind die Bezirksämter. Die prüfen aber jetzt aber erst einmal die Ausweitung der Außengastronomie auf Bürgersteigen. „Dort muss immer darauf geachtet werden, dass die Fußgänger noch gut daran vorbeikommen“, sagt etwa das Bezirksamt Altona. Die Anträge seien individuell und müssten auf die Begebenheit des Lokals angepasst werden.

Gastro in Hamburg: Berliner Modell noch nicht in Sicht

Prüfen ist ja gut und schön: Schnell handeln ist jetzt aber gefragt. Der Sommer steht vor der Tür, viele Gastronomen vor dem Ruin. 

Doch spricht man Behörden auf das Berliner Modell an, zeigen die sich geradezu  verwundert über diesen radikalen Schritt. Die Vorstellung, dass sich Hamburgs Autofahrer in Zukunft die Straße auch noch mit Kellnern und Gästen teilen, ist wohl noch in weiter Ferne. Hier ist jetzt eine klare Ansage des Senats gefragt. 

Gastro in Hamburg: Nach dem Berliner-Modell auf die Straße

Und bevor alle Autofahrer jetzt Schnappatmung bekommen: Es geht nicht darum, euch Platz weg zu nehmen. Es geht darum, etwas sinnvolles zu tun. Wenn wir auf der Straße sitzen anstatt in engen Räumen, hilft das auch euch – weil Corona dann kaum eine Chance hat. Und das ist allemal ein paar Parkplätze wert.

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