Streit um Pinkelpausen: Die Schattenseiten des Moia-Erfolgs
Seit dem Ende der Corona-Pandemie rollen die Moia-Kleinbusse wieder verstärkt durch Hamburg. Nach Angaben des Senats werden die elektrischen Sammeltaxis von immer mehr Menschen genutzt. Doch der Erfolg hat Schattenseiten. Die Linkspartei kritisiert die Arbeitsbedingungen für die Fahrer. Dabei geht es auch um ganz elementare Bedürfnisse.
Der Sammeltaxidienst Moia hat in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als zwei Millionen Fahrgäste in Hamburg befördert. Im gesamten vergangenen Jahr hätten 1,4 Millionen Menschen die Elektro-Kleinbusse genutzt, teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten David Stoop mit.
Schon mehr als zwei Millionen Moia-Fahrgäste in diesem Jahr
Im September seien im Schnitt 100 der metallic-gelben Fahrzeuge in Hamburg unterwegs gewesen, zu Spitzenzeiten sogar 330. Die VW-Tochter war vor vier Jahren am 15. April 2019 in Hamburg an den Start gegangen. In den ersten zwölf Monaten waren nach damaligen Unternehmensangaben zwei Millionen Menschen in den Sammeltaxen mitgefahren.
Seit Beginn dieses Jahres ist Moia offiziell Teil des öffentlichen Nahverkehrs. Dadurch konnte das Geschäftsgebiet in die Stadtteile Wilhelmsburg, Lurup/Osdorf, Billstedt/Billbrook und Rahlstedt erweitert werden. In der jetzt 270 Quadratkilometer großen Fläche, die von Moia bedient wird, gibt es den Senatsangaben zufolge 12.500 virtuelle Haltepunkte. Anfang 2020 waren die Elektro-Busse allerdings auf 320 Quadratkilometern unterwegs gewesen und hielten an 15,000 virtuellen Punkten, wie Moia im April 2022 mitgeteilt hatte. Ab 2026 sollen die ersten autonomen Fahrzeuge in den Regelbetrieb aufgenommen werden.
Pinkel-Pausen müssen beantragt werden: Linke kritisiert Arbeitsbedingungen
Bei dem Shuttle-Dienst arbeiten in der Hansestadt rund 900 Menschen als Fahrer, knapp 70 Prozent von ihnen in Vollzeit. Die Gewerkschaft IG Metall sieht die Arbeitsbedingungen bei Moia kritisch und hatte Ende September zu einem Warnstreik aufgerufen. Stoop, der gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linken in der Bürgerschaft ist, monierte die Pausenregelung bei dem Shuttle-Dienst. Die Fahrer könnten nicht selbstbestimmt entscheiden, wann sie eine Toilettenpause machten. Solche Stopps müssten während der Fahrt beantragt werden und der Computer entscheide, wann und wo eine Pinkelpause eingelegt werden dürfe.
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Der Senat versicherte, die Fahrer könnten jederzeit Sonderpausen machen. Nur müssten sie diese vorher beantragen, damit ab diesem Zeitpunkt keine weiteren Fahrgäste hinzugebucht würden. Andernfalls käme es zu Wartezeiten für Passagiere. Moia habe Pausenorte bei Partnerunternehmen im gesamten Stadtgebiet. Stoop erklärte dagegen: „Die Behauptung des Senats, Pinkelpausen seien für die Fahrer jederzeit möglich, steht im Widerspruch zu deren Aussagen.“
Der Linken-Abgeordnete äußerte auch die Sorge um den Erhalt der Arbeitsplätze nach Einführung der autonomen Fahrzeuge. Der Senat erwiderte, Moia rechne damit, dass bei einer wachsenden Flotte von teilweise autonom fahrenden Kleinbussen der Personalbedarf steige. Für die Mitarbeiter entstünden neue Rollen im Betrieb von barrierefreien Fahrzeugen, in der Flottenüberwachung und im Kundenservice. (dpa)