Studenten in Hamburg sauer: „Das Online-Semester macht uns dümmer und einsamer“
Rotherbaum –
Studierende der Universität Hamburg haben am Dienstag im Zuge einer Demonstration mit dem Namen „Solidarische Krisenlösung bilden – für die Öffnung der Hochschulen“ auf ihren Unmut aufmerksam gemacht und Präsenzveranstaltungen gefordert. Die Route der Demonstration führte um den Hauptcampus herum und am Campus der Naturwissenschaften vorbei durch das Grindelviertel über die Grindelallee zum Dammtor über den Mittelweg zurück zur Schlüterstraße.
Aus Sicht der Studierenden verschiedener Fachschaftsräte und der Fachschaftsratkonferenz der Uni Hamburg ist die Schließung der Hochschulen nicht zu rechtfertigen, denn diese seien keine Infektions-Hotspots. „Das Online-Semester macht uns dümmer, einsamer und macht niemanden gesund! Eine andere Welt ist möglich und wir spielen eine Rolle dabei, sie zu erstreiten und zu verwirklichen“, so Ida Rockenbach aus dem Fachschaftsrat der Sozialökonomie. Innerhalb der Universität gibt es jedoch auch Gegenwind.
Unstimmigkeiten an der Uni Hamburg
Der AStA der Uni Hamburg distanziert sich klar von den Forderungen: „Wir, der AStA der Universität Hamburg, möchten klarstellen, dass wir diese Forderung nicht unterstützen und dies angesichts weiterhin hoher Infektionsraten äußerst kritisch sehen“. Das Risiko einzugehen und die Universität komplett zu öffnen, sei fahrlässig und unsolidarisch gegenüber Kommilitonen, Lehrpersonal sowie Krankenhauspersonal.
„Auch wir sehnen uns danach, wieder einen vernünftigen Uni-Alltag aufzubauen und tun alles dafür, dass wir langsam wieder dahin zurück kommen. In der aktuellen Situation Präsenzlehre für 43.000 Studierende zu fordern, ist jedoch verantwortungslos und unsolidarisch“, so Leo Schneider, Vorsitzender der AStA.
AStA warnt die Studierenden vor Demonstration
Außerdem kritisierte der AStA, dass die Demonstration eine Verharmlosung darstelle und inhaltlich Parallelen zu Corona-Leugnern, Verschwörungstheoretikern und rechten Gruppen vorgeworfen werden könnten. „Wir verurteilen diese Verantwortungslosigkeit aufs Schärfste und möchten alle Studierenden warnen, sich in derartige Verirrungen einspannen zu lassen“, so der Ausschuss in einer Mitteilung.
Statt einer Diskussion über die Präsenzlehre fordert der AStA soziale Unterstützung für Studierende. Es brauche dringend tragfähige und effektive Hilfen seitens der Uni, aber vor allem von Land und Bund. „Universität und Bürgerschaft müssen endlich rechtlich absichern, dass die digitalen Semester nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet werden, damit diejenigen, die während der Krise schon eine große Last tragen, nicht auch noch beim Studium unter enormen finanziellen und psychischen Druck geraten“, so Kathleen Lohmann, zweite Vorsitzende des AStA.
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Außerdem fordert der Ausschuss, dass Fehlversuche bei Klausuren und anderen Prüfungen aufgrund der Umstände nicht angerechnet werden. Des weiteren soll der Zugang zu BAföG erleichtert werden und die digitale Lehre verbessert werden. Dem AStA ist es dennoch wichtig, dass die Universität ein Raum des Lernens bleibt – durch Bibliotheken und Lernräumen.