Schwere Sturmflut! Polizei sperrt Gebiete ab, Schiff klemmt unter Brücke fest
Hamburg und der Norden stehen vor einer stürmischen Nacht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Samstag vor Sturm bis hin zu Orkanböen an der Küste und in der Nordosthälfte Deutschlands, es drohen zudem Sturmfluten. Die Bahn musste den Zugverkehr vorübergehend einstellen. Die MOPO hält Sie im Newsblog auf dem Laufenden.
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Frachter treibt stundenlang vor Nordseeküste
0.56 Uhr: Wegen des Sturmtiefs über der Nordsee ist ein unbeladener Frachter mehrere Stunden vor der deutschen Küste getrieben. Die 190 Meter lange „Vienna“ hatte erkennbar Probleme zu manövrieren, sagte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Sonntagmorgen. Die Maschine sei zu schwach gewesen, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Daher wurden unter anderem Notschlepper zu dem Havaristen entsandt. Der Frachter sei nach etwa sechs Stunden gesichert worden.
„Hätten wir nicht eingegriffen, wäre das Schiff zu einem Risiko für die Küste geworden. Wir hoffen, dass die Verbindung zwischen dem Notschlepper und dem Schiff hält“, sagte der Sprecher. Der Frachter, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt, trieb den Angaben nach etwa 16 Seemeilen (ca. 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste. Die 24 Crewmitglieder blieben nach ersten Erkenntnissen unverletzt. Das Schiff sei nicht beschädigt worden.
Zur Herstellung der Schleppverbindung wurden demnach mehrere speziell ausgebildete Seeleute von einem Bundespolizei-Hubschrauber auf den Frachter abgeseilt. Das Sturmtief über der Nordsee habe den Einsatz aber erheblich erschwert. Bei Windstärke 10 seien die Wellen auf der Nordsee sechs bis sieben Meter hoch gewesen.
Hamburger Polizei schleppt Autos in gefährdeten Gebieten ab
0.43 Uhr: Wer sein Auto nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat, wird abgeschleppt: Am Abend ließ die Polizei mehrere Fahrzeuge entfernen in Gebieten entfernen, die durch die schwere Sturmflut besonders gefährdet sind, etwa in der Hafencity und in der Speicherstadt.
Hamburg setzt Zentralen Katastrophendienst ein
0.17 Uhr: Hamburg wappnet sich vor der schweren Sturmflut, die gegen 1.50 Uhr ihren Höhepunkt erreichen soll. Es wird ein Hochwasser von 5,20m über Normalhöhennull erwartet, das entspricht 3,05 Meter über dem mittleren Hochwasser.
Daher ist bereits der Zentrale Katastrophendienst (ZKD) in der Innenbehörde eingerichtet und Feuerwehr und Polizei haben bereits zahlreiche Maßnahmen getroffen. „So haben wir bereits Sperr- und Lenkstellen eingerichtet, um zu verhindern, dass Fahrzeuge in vom Hochwasser bedrohte Örtlichkeiten einfahren“, schreibt die Polizei auf Twitter. „Bitte meidet diese Gebiete.“
Was ist der ZKD? Seine Aufgabe ist es, taktische, politische und administrative Ziele vorzugeben. Im Einsatzfall ist er weisungsbefugt gegenüber allen Hamburger Behörden.
Baum kracht auf Zug – Fahrgäste evakuiert
23.55 Uhr: Am Abend ist ein Baum auf einen fahrenden „metronom“-Zug gestürzt. Die Regionalbahn war auf dem Weg von Hamburg nach Bremen, als im Landkreis Rotenburg ein Baum durch Sturmböen umkippte. Wie ein Reporter vor Ort berichtet, löste der Lokführer daraufhin eine Notbremsung aus und blieb mehrere hundert Meter weiter auf offener Strecke stehen.
Die Frontscheibe des Zuges wurde völlig zerstört. Die knapp 40 Fahrgäste wurden evakuiert. Sie blieben unverletzt, genau wie der Lokführer. Die Bahnstrecke musste wegen der zerstörten Oberleitung gesperrt werden.
U3-Sperrung aufgehoben
23.41 Uhr: Die U3 fährt wieder zwischen Barmbek und Berliner Tor. Ein Baum war auf die Gleise gestürzt. Der Ersatzverkehr wird eingestellt.
Schiff klemmt unter Brücke im Hamburger Hafen fest
23.36 Uhr: Im Hamburger Hafen hat sich ein Binnenschiff unter einer Brücke festgefahren. Das Schiff sei beim Durchfahren mit dem Steuerhaus an der Freihafenelbbrücke hängengeblieben und habe sich verklemmt, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht. An Bord des Schiffes befanden sich demnach zwei Menschen. Die genaue Unfallursache war zunächst unklar. Es sei möglich, dass sich der Kapitän wegen des steigenden Wasserstandes der Elbe verschätzt habe. Die Brücke sei gesperrt.
„Das Schiff klemmt unter der Brücke. Wenn das Wasser weiter steigen sollte, besteht die Gefahr, dass es unter Wasser gedrückt wird und untergeht“, sagte der Sprecher weiter. Daher seien nun Schlepper auf dem Weg, um das Schiff freizubekommen. Die Freihafenelbbrücke von 1926 gilt als Wahrzeichen Hamburgs. Sie führt über die Norderelbe und befindet sich an der nördlichen Grenze des Hafengebietes.
Landeprobleme am Hamburg Airport: Mehrere Flüge umgeleitet
23.14 Uhr: Stürmischer Wind und Orkanböen bereiteten am Samstag auch einigen Piloten Probleme. Mehrere Flugzeuge, die eigentlich am Abend in Hamburg hätten landen sollen, wurden laut Website vom Hamburg Airport umgeleitet. Zum Beispiel konnte eine Lufthansa-Maschine aus Zürich nicht landen, drehte einige Runden in der Luft, probierte es in Bremen, konnte aber auch dort nicht runter und flog schließlich bis nach Düsseldorf weiter.
Ein echter „Achterbahn“-Flug, wie das Portal „Flightradar24“ twitterte:
Schwere Sturmflut: Hamburger Polizei sperrt tiefgelegene Gebiete
22.43 Uhr: Hamburgs Einsatzkräfte sind am Samstagabend im Dauerstress. Die Feuerwehr muss ihre Einsätze priorisieren, weil zu viele Meldungen reinkommen. Die Polizei kümmert sich vor allem um das Hochwasser – Hamburg erwartet eine schwere Sturmflut.
„Überall im Stadtgebiet sind Kollegen unterwegs, um betroffene Gebiete abzusperren“, sagt ein Sprecher des Polizei-Lagedienstes der MOPO. Betroffen seien Straßen im südlichen Teil und nördlichen Teil der Elbe. Der Altonaer Fischmarkt und auch die Landungsbrücken werden mit steigender Flut unter Wasser stehen – der Pegelhöchststand wird gegen 1.50 Uhr erreicht. In südlichen Gebieten wie Wilhelmsburg könnte es nötig sein, dass Bewohner ihre Häuser verlassen, so der Sprecher.
Zahlreiche Bäume sind umgestürzt, Planen und Dächer lösten sich. Verletzte gab es nach derzeitigem Kenntnisstand aber bislang nicht.
Sturmtief: Zwei Tote in Großbritannien – Schäden in Dänemark
22.26 Uhr: In Großbritannien sind mindestens zwei Menschen durch Sturm „Malik“ (internationale Bezeichnung, in Deutschland heißt das Sturmtief „Nadia“, d. Red.) ums Leben gekommen. Ein neunjähriger Junge wurde am Samstag im mittelenglischen Dorf Winnothdale getötet, als ein Baum auf ihn stürzte. Ein Mann, der mit ihm unterwegs war, wurde schwer verletzt. In der ostschottischen Küstenstadt Aberdeen wurde eine 60-jährige Frau von einem herabstürzenden Baum erschlagen, wie die Polizei in dem britischen Landesteil am Samstag mitteilte. In der Gegend wurden Windgeschwindigkeiten von fast 140 Kilometern pro Stunde gemessen. Landesweit waren vorübergehend mehr als 130.000 Wohnungen und Geschäfte ohne Strom, weil Leitungen gekappt wurden.
Mittlerweile traf „Malik“ auf Dänemark. 10.000 Rettungskräfte standen dort bereit, wie die Agentur Ritzau meldete. In Frederikssund wurden 20 Menschen, die auf tägliche Pflege angewiesen sind, vorsichtshalber an sichere Orte gebracht, berichtete der Sender TV2. Falls es zu Überflutungen komme, könne eine Versorgung dieser Menschen nicht sichergestellt werden, hieß es zur Begründung. Auf der Insel Seeland, auf der auch die Hauptstadt Kopenhagen liegt, wurde fast der gesamte regionale Zugverkehr vorsorglich eingestellt. Die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Schweden verbindet, wurde geschlossen. Auch in Norwegen gab es Sturmschäden: Im Dorf Vaksdal bei Bergen sackte fast ein gesamter Fußballplatz ab.
U3-Sperrung dauert voraussichtlich noch zwei Stunden an
22.10 Uhr: Die Hochbahn meldet am Abend zahlreiche Streckensperrungen, weil Bäume auf Gleise gekracht sind. Die U3 kann derzeit nicht zwischen Barmbek und Berliner Tor fahren, die Arbeiten dauern wahrscheinlich auch noch bis etwa 0 Uhr an. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet.
Auch die S-Bahn hat Probleme: Die S3 ist zwischen Neugraben und Stade gesperrt, hier ist ein Baum in die Oberleitung gestürzt.
Bahnverkehr läuft wieder – mit vielen Einschränkungen
21.55 Uhr: Wegen des Sturmtiefs über der Nordsee kommt es in Norddeutschland zu massiven Problemen im Bahnverkehr. Der Fernverkehr in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen sei für etwa 50 Minuten eingestellt worden, mittlerweile aber wieder angelaufen, sagte ein Bahnsprecher am Samstagabend in Berlin. Als Grund nannte er Sturmschäden. Betroffen sind den Angaben zufolge insbesondere die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin. Dort komme es auch weiterhin zu großen Beeinträchtigungen, sagte der Sprecher weiter.
Im Regionalverkehr gibt es der Bahn zufolge ebenfalls Zugausfälle und Verspätungen. Reisende und Pendler sollten sich vor Fahrtantritt über die Webseite, die App oder telefonisch informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.
Die nächsten Stunden bleiben nach Angaben des Deutsche Wetterdienstes (DWD) stürmisch. Die Experten warnten am Samstag vor Sturm bis hin zu Orkanböen. Der Höhepunkt wurde in der Nacht zum Sonntag erwartet. Wann die Züge wieder wie geplant fahren, war daher zunächst unklar. Man müsse zunächst die Nacht abwarten, sagte der Bahnsprecher.
Sturmflut-Warnung für Hamburg verschärft
21.20 Uhr: Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat seine Sturmflut-Warnung verschärft. Für die deutsche Nordseeküste bestehe nun die Gefahr einer schweren Sturmflut, teilte das BSH am Samstagabend mit. Die Wasserstände im Hamburger Elbgebiet könnten 2,5 bis 3 Meter höher sein als das mittlere Hochwasser. Der Scheitelpunkt soll am Sonntagmorgen gegen 1.50 Uhr erreicht werden. Auch für Ost- und Nordfriesland bestehe den Angaben nach eine Warnung vor einer schweren Sturmflut.
Zuvor hatten die BSH-Experten an der Elbe in Hamburg mit Wasserständen von 2 bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser gerechnet. An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Zugverkehr im Norden weitgehend eingestellt
20.23 Uhr: Die Deutsche Bahn hat wegen des Sturms den Fernverkehr in ganz Norddeutschland eingestellt. Betroffen sind Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen. Auch viele Regionalzüge fallen aus.
Die Beeinträchtigungen gelten vorerst bis in die Morgenstunden vom Sonntag. Auch der ICE-Verkehr zwischen Berlin, Hannover und Nordrhein-Westfalen ist eingestellt. IC-Züge von/nach Berlin Richtung Amsterdam fallen komplett aus.
Auch mehrere Regionalverbindungen wurden vorerst eingestellt: Dazu gehören der RE1 (Hamburg-Büchen), der RE5 (Hamburg-Cuxhaven), der RE72 (Kiel-Eckernförde), der RE72 (Flensburg-Süderbrarup), die RB73 (Kiel-Eckernförde), die RB76 (Kiel-Oppendorf), der RE83 (Lübeck-Lüneburg) und die RB85 (Lübeck-Puttgarden).
Die Strecken Hamburg-Bremen und Hamburg-Büchen sind komplett gesperrt.
Auch im Hamburger Nahverkehr gibt es zahlreiche Beeinträchtigungen durch umgestürzte Bäume.
Viele Einsätze in Schleswig-Holstein: „Wir haben total Land unter“
20 Uhr: Umgestürzte Bäume, lose Dachziegel und umgekippte Baustellenabsperrungen – Polizei und Feuerwehr in Schleswig-Holstein sind am Samstagnachmittag zu zahlreichen sturmbedingten Einsätzen gerufen worden. Verletzte gab es bis zum späten Nachmittag in Schleswig-Holstein nicht. Seit dem Mittag hatte es innerhalb von vier Stunden rund 200 Einsätze im Bereich der unter anderem für Kiel, Neumünster und Rendsburg zuständigen Regionalleitstelle Mitte gegeben, wie ein Sprecher mitteilte. „Wir haben total Land unter wegen des Sturms.“ Die Einsatzkräfte wurden beispielsweise wegen herabfallender Dachziegel, umgestürzter Bäume oder verwehter Planen gerufen. Die Leitstelle West in Elmshorn berichtete ebenfalls von diversen Einsätzen. „Alles, was ich auf meinem Schirm sehe, hat mit dem Sturm zu tun“, sagte ein Sprecher.
Auch im Bereich der Regionalleitstelle Süd in Lübeck hat die Zahl der Einsätze im Verlauf des Nachmittags zugenommen. „Wir laufen uns seit 14 Uhr warm“, sagte eine Sprecherin. Seit 12 Uhr am Mittag hat es im Bereich der Leitstelle 46 Einsätze gegeben. Auch hier handelte es sich überwiegend um umgestürzte Bäume, umgewehte Baustellenabsperrungen und ähnliches. Die für Nordfriesland, Flensburg und den Kreis Schleswig-Flensburg zuständige Regionalleitstelle meldete ebenfalls zahlreiche Einsätze, aber „nichts Nennenswertes“.
Die nächsten Stunden bleiben stürmisch. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Samstag vor Sturm bis hin zu Orkanböen. Der Höhepunkt wird in der Nacht zum Sonntag erwartet. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sprach zudem Sturmflutwarnungen aus.
Böen mit mehr als 130 km/h auf dem Brocken
19.42 Uhr: Der Deutsche Wetterdienst registrierte am Abend Windböen mit 132 km/h auf dem Brocken im Harz, auch in vielen Städten in Schleswig-Holstein gab es orkanartige Böen (Windgeschwindigkeit ab 104 km/h).
Feuerwehren in Niedersachsen und Bremen: Einsätze häufen sich
18.04 Uhr: Das Sturmtief über der Nordsee beschert der Feuerwehr in Niedersachsen und Bremen seit Samstagnachmittag viele Einsätze. Im Kreis Aurich in Ostfriesland wurde die Feuerwehr bereits 16 Mal zu Hilfe gerufen, weil Bäume oder Bauzäune umgestürzt seien. Das sagte ein Sprecher in Aurich. Personen seien nicht zu Schaden gekommen.
„Das Geschäft zieht jetzt an“, sagte auch ein Feuerwehrsprecher in Bremen. Seine Leute seien zu neun Einsätzen unterwegs. Auch dabei gehe es vor allem um umgestürzte Bäume. Verletzte gebe es nicht.
Der Sturm soll nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes am Samstagabend immer stärker werden und in Böen Geschwindigkeiten von 110 Kilometer pro Stunde erreichen. Für die niedersächsische Nordseeküste gilt eine Unwetterwarnung. Auch das Abendhochwasser der Nordsee soll an der Küste als Sturmflut 1,5 Meter höher als normal ausfallen. Ein Abflauen des Sturms wird erst für Sonntag erwartet.