Tag der Deutschen Einheit: Feierlaune und ernste Worte
Hunderttausende Menschen feierten in Hamburg den Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto „Horizonte öffnen“. Auf dem Bürgerfest rund um die Binnenalster präsentierten sich zwei Tage lang die Bundesländer, Verfassungsorgane und Hamburger Institutionen. Beim offiziellen Festgottesdienst in der St. Michaeliskirche gab es auch mahnende Worte in Richtung der Politik.
Schon vor dem Tag der Deutschen Einheit am Dienstag, dem 3. Oktober, wurde auf dem Bürgerfest am Montag die „Nacht der Einheit“ gefeiert. Bis um Mitternacht fanden auf mehreren Bühnen Live-Musik, Poetry Slams und Burlesque-Shows statt. Zur selben Zeit wurden in der Innenstadt aber auch kritische Stimmen laut.
Tag der Deutschen Einheit: Gottesdienst im Michel
Hunderte Menschen aus dem linken Spektrum demonstrierten am Hauptbahnhof und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“. Die Polizei forderte dazu auf das Banner einzuholen und leitete ein Verfahren wegen der „Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole“ ein. Ansonsten blieb es in der Nacht ruhig.
Der Tag der Deutschen Einheit begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Michaelis – dem „Michel”. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und den Ministern, waren auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sowie viele bekannte Hamburger Politiker und Vertreter der Stadtgesellschaft geladen.
Unter dem Titel „Ein Strom lebendigen Wassers“, angelehnt an einen Vers aus dem Buch Ezechiel, gab es Lesungen, Vorträge und Predigten. Viele nahmen Bezug auf Hamburg als Stadt an der Elbe, einen Fluss, der Ost und West verbindet. Auch der Klimawandel und das Zusammenleben in unserem Land wurden thematisiert.
Hamburgs Erzbischof Heße für Asylreform
„Ich wünsche mir, dass von diesem 3. Oktober ein Signal des Aufbruchs ausgeht“, sagte Klimaforscher Mojib Latif in seinem Vortrag. „Die Bewahrung unseres Planeten ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Menschen. Es gibt keinen Planeten B.“
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße sprach über eine mögliche Neugestaltung des Asylrechts in der EU. „Auf politischer Ebene brauchen wir dringend eine Reform“, sagte Heße in seiner Predigt. Es brauche auch eine gerechtere Verteilung.
Bischöfin Kirsten Fehrs erinnerte an den Zusammenhalt, den Deutschland für seine Rolle in der Welt brauche: „Wie ein riesiger Tanker mit Weltverantwortung, so kommt mir Deutschland oft vor. Das Land sei anders geworden, „bunter und vielfältiger, aber auch älter und ängstlicher“. Nur gemeinsam sei es möglich, das „Dickschiff Deutschland“ durch das „Meer der Zeit“ zu bringen.
Sturm und Regen auf dem Bürgerfest
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Hamburger Mädchenchor und Matthias Höfs Brassensemble. Im Anschluss fuhren die Gäste direkt weiter zum großen Festakt in der Elbphilharmonie.
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Zeitgleich trübten bei den Besuchern des Bürgerfests zunächst Sturm und Regen die Stimmung. Die Stadt leitete Schutzmaßnahmen ein. „Alles, was herumfliegen könnte, wird festgemacht”, sagte Katja Derow, Kommunikationsleitung des Bürgerfests. So konnte auch am zweiten Tag mit Spezialitäten aus den Bundesländern, Live-Musik, Tänzen und Talks weitergefeiert werden.