Teilweise Chaos auf den Stationen: Hamburger Krankenhaus-Personal am Corona-Limit
Zu wenig Personal, fehlende Schutzausrüstung: Beschäftigte aus verschiedenen Hamburger Krankenhäusern haben aus ihrem Berufsalltag in Corona-Zeiten berichtet. Tenor: Sie sind am Limit – und machen sich Sorgen, wie es in den nächsten Wochen weitergeht.
Am Mittwoch ist die Hamburger Krankenhausbewegung (ein selbst organisierter Zusammenschluss von Beschäftigten in Hamburger Krankenhäusern) an die Öffentlichkeit getreten: Die Teilnehmer berichten von teils chaotischen Zuständen in den Klinken – und fordern die Politik auf, Verantwortung zu übernehmen.
Chaos auf Station: Hamburger Krankenhaus-Personal am Corona-Limit
Das ist bereits bekannt: Schon vor Corona gab es zu wenig Personal in den Krankenhäusern. Doch durch das Virus hat sich die Situation noch weiter verschärft. Teilweise stünden vollausgerüstete Intensivzimmer leer, denn es gebe nicht genügend Personal, erzählt Louise K. (Name geändert), Intensiv-Pflegerin in der Asklepios Klinik St. Georg. Sie müsse zeitweise drei bis vier Patienten gleichzeitig versorgen, dabei sei eigentlich ein Betreuungsschlüssel von 1:2 vorgesehen. „Wir schaffen das nicht“, sagt sie. „Und es ist lebensgefährlich für die Patienten.“
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Bei der Betreuung müsse sie zwischen COVID-19-Patienten und anderen Intensiv-Patienten wechseln. Bei der An- und Ablegung der Schutzausrüstung muss es dann schnell gehen. „In der Hektik habe ich die ganze Schicht über Angst, etwas zu übersehen und mich oder andere zu gefährden“, sagt die Pflegerin. „Viele von uns besuchen schon seit Monaten ihre älteren Angehörigen nicht mehr, aus Angst, sie anzustecken.“
Auch Weihnachten werden viele Pfleger nicht mit ihrer Familie verbringen. „Wir sind am Limit“, so das Resümee der Frau. Viele seien wütend und fühlten sich allein gelassen.
Hamburger Krankenhäuser: Personal und Schutzausrüstung fehlen
Theresa U. (Name geändert) aus dem UKE pflichtet ihr bei. „Das Stresslevel ist maßlos angestiegen“, erzählt sie. Was helfen könnte: Mehr Operationen zu verschieben. Das machen die Kliniken zwar schon, die Hamburger Krankenhausbewegung fordert jedoch eine klare Regelung seitens der Stadt, welche und wie viele Operationen noch durchgeführt werden dürfen. Bislang werde das in den verschiedenen Krankenhäusern unterschiedlich gehandhabt.
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Ein weiteres Problem: Nicht genügend oder keine passende Schutzausrüstung für das Personal. Eine Intensiv-Pflegerin des AK Wandsbek erzählt, dass Masken und Handschuhe nicht in allen Größen vorhanden und ihre Kittel wasserdurchlässig seien. Es gebe nur dünne Hauben, die die Pfleger dann mehrfach übereinander anziehen. „Es wird so getan, als käme die zweite Welle völlig überraschend“, findet die Pflegerin.
Hamburger Krankenhausbewegung: Politik soll einheitliche Lösung schaffen
Auch sonst geht es den Berichten der am Mittwoch anwesenden Krankenhaus-Beschäftigten nach teilweise chaotisch zu. Pfleger werden spontan auf unterschiedliche Stationen abgezogen, wissen morgens teilweise nicht, wo sie nachmittags arbeiten werden. In Notfällen müssen sie sich aber schnell auf den teils fremden Stationen zurechtfinden. Ein Pfleger erzählt, dass seine Station in den letzten Wochen mehrfach zu einer Corona-Station auf- und wieder abgebaut worden sei.
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Nun fordert die Hamburger Krankenhausbewegung ein Einschreiten der Politik: „Zu diesem Zeitpunkt sind Menschenleben bedroht“, sagt eine Krankenhaus-Beschäftigte. „Der Hamburger Senat soll endlich Verantwortung für die Zustände übernehmen.“ Klare Regelungen für Operationsverschiebungen, eine einheitliche Teststrategie fürs Krankenhauspersonal, eine klare Trennung zwischen COVID-Patienten und anderen Patienten – all das müsse in einer „Hamburger Lösung“ zentral durch die Stadt geregelt werden, finden die Pfleger. Darüber hinaus fordert der Zusammenschluss, dass Krankenhauspersonal in den Krisenstäben beteiligt wird.