Tempo 30 und weniger Wohnungen: Das will der Klimabeirat für Hamburg
Der frisch eingesetzte Hamburger Klimabeirat hat seine erste „klimapolitische Empfehlung“ an den Senat übergeben. Vor allem Autofahrer müssen sich auf Einschränkungen einstellen, aber auch den Wohnungsbau wollen die Experten deutlich begrenzen.
Die 15 Mitglieder des Gremiums haben sich mit dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung auseinandergesetzt und daraus Ziele für die Hamburger Klimapolitik abgeleitet. Eine der zentralsten Forderungen: Hamburg solle seine bisherige Neubauquote von 10.000 Wohnungen pro Jahr reduzieren. „Jeder Neubau ist mit einem entsprechenden Material- und Energieeinsatz sowie Flächenverbrauch verbunden“, heißt es in dem Papier.
Hamburg: Klimabeirat legt erste Forderungen vor
Im „Bündnis für das Wohnen“ , eine Vereinbarung zwischen Senat, Verbänden der Wohnwirtschaft und der städtischen SAGA, ist nach wie vor von 10.000 neu genehmigten Wohnungen pro Jahr die Rede. Einfacher Grund: so viele neue Wohnungen brauchen die Hamburger. Der Klimabeirat hingegen verweist auf die neueste Bevölkerungsprognose für Hamburg bis 2035, die von einem Bedarf von circa 74.000 neuen Wohnungen ausgehe. „Dies entspräche einem Zubau von 5000 Wohnungen pro Jahr“, so das Expertengremium.
Das könnte Sie auch interessieren: Hier entstehen 300 Luxus-Buden – die Preise sind schwindelerregend
Verärgerung darüber bei der Hamburger FDP. „Schon die angestrebten 10.000 Wohnungen sind wenig ambitioniert und reichen nicht aus, um die Nachfrage zu decken“, sagt Katarina Blume, Sprecherin für Stadtentwicklung und Wohnen. „Jetzt weniger Wohnungsbau zu verordnen, wäre von Seiten des Senats fahrlässig und Nebenwirkungen sozial unvertretbar.“
Nur 5000 Wohnungen jährlich – Zustimmung beim BUND
Jubel hingegen beim Umweltverband BUND Hamburg. Die Halbierung des Wohnprogrammes gehe in Bezug auf den Flächenschutz in die richtige Richtung und orientiere sich am tatsächlichen Bedarf der Hamburger. Teilweise Zustimmung auch von Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Linken. „Es ist gut, diese Regel auf den Prüfstand zu stellen. Wir bauen in Hamburg immer noch zu große Wohnungen. Wenn das geändert wird, könnten wir mehr Wohnungen auf weniger Fläche bauen“, sagt sie der MOPO.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Neben weniger Neubauten fordert der Klimabeirat zusätzlich eine energetische Sanierung des Wohnbestandes. Hamburg müsse gewährleisten, „dass die Sanierungsquote tatsächlich kurzfristig auf mindestens zwei Prozent pro Jahr angehoben wird“, steht in dem Papier. Bisher habe die Stadt diese Quote weit verfehlt. Dazu kommen unter anderem Empfehlungen für höhere Anteile an Holzbauweise – wie beim Holzhochhaus in der HafenCity – mehr Einsatz von „grünem Stahl“ sowie recyceltem Beton.
Klimaschutz Hamburg: Das soll im Verkehr passieren
Den zweiten kritischen Sektor für den Klimaschutz sehen die Experten im Verkehr. In den vergangenen Jahren habe es hier kaum CO2-Einsparungen gegeben. Als besonders wichtig empfindet der Beirat die geplante Änderung in der Straßenverkehrsordnung, die Ländern und Kommunen mehr Handlungsspielräume eröffnet: So solle Hamburg so schnell wie möglich stadtweit Tempo 30 einführen.
„Andere europäische Metropolen, wie Paris oder Madrid sind diesen Schritt bereits gegangen und machten durchweg gute Erfahrungen damit“, heißt es dazu vom BUND Hamburg. „Tempo 30 senkt die Luft- und Lärmbelästigung, erhöht die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden und macht den Umstieg aufs Fahrrad attraktiver.“ Jetzt müsse die Politik den Empfehlungen des Beirats aber auch folgen.