Terror-Prozess: Angeklagte Elina F. (30) aus Hamburg will über den IS auspacken
Neustadt –
Vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht ist am Freitag der Prozess um die Ex-IS-Frau Elina F. (30) gestartet. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft der Hamburgerin die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland vor.
Elina F. war im September 2013 ihrem Freund Serkan E. erst in die Türkei und später nach Syrien gefolgt. Serkan war dorthin geflohen, weil ihn in Deutschland eine lange Haftstrafe wegen mehrerer Schüsse aus dem Hinterhalt auf zwei Männer aus dem Rocker-Milieu erwartete.
Elina F: Ehemann war Scharfschütze beim IS
In Syrien schloss er sich dem so genannten Islamischem Staat an, diente der Terrorvereinigung als Scharfschütze. Elina F., nach islamischem Recht seine Ehefrau, führte ihm bis zu seinem Tod im Januar 2014 in der IS-Hauptstadt Raqqa den Haushalt. Als er umkam, erwartete sie gerade ihr erstes Kind.
In der Anklage heißt es, dass die Hamburgerin in einem Propagandavideo – bewaffnet mit einer Kalaschnikow – für den IS aufgetreten sei. Sie habe Frauen aufgefordert, nach Syrien zu kommen und der Terrororganisation beizutreten.
Elina F. bestreitet das nicht: „Widerstand war zwecklos. Ich hätte auch nicht fliehen können“, beteuert die Angeklagte gegenüber der MOPO und erklärt, die Propaganda-Aufnahmen seien unter Druck entstanden. Inzwischen hat Elina F. sich mehrfach vom IS distanziert.
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Im Februar 2016 heiratete Elina F. erneut einen IS-Kämpfer nach islamischem Ritus, bekam einen weiteren Sohn. Beide Kinder, so die Anklage, habe sie im Sinne des IS erzogen.
Elina F.: „Ich distanziere mich vom Islamischen Staat“
Im Gerichtsaal hörte die Angeklagte mit dem blonden Pferdeschwanz der 17-minütigen Anklageverlesung ruhig zu, wirkte gefasst. Die Frage der Richterin, ob sie sich zu den Vorwürfen einlassen möchte, bejahte sie: „Ich erkenne, dass der IS eine terroristische Vereinigung ist, von der ich mich absolut distanziere und ich bin bereit, Fragen zu beantworten.“
Hamburger IS-Anhängerin: Mit Kindern gefangen genommen
Seit April 2018 saßen sie und die beiden kleinen Jungen in Gefangenschaft im nordsyrischen Ain Issa, nachdem sie sich der kurdischen Miliz ergeben hatten. Ende vergangenen Jahres, als die Türkei sich in den Konflikt einschaltete, konnten Mutter und Kinder aus dem Lager fliehen. Anfang 2020 wurde die Familie nach Deutschland ausgeliefert. Elina F. saß hier zwei Monate in U-Haft.
Verteidigt wird die 30-Jährige durch die Hamburger Anwältin Ina Franck, die der Familie schon seit Jahren beisteht. Sie hat Elinas Mutter Ludmilla dabei unterstützt, Tochter und Enkel nach Deutschland zurück zu holen.
15 Verhandlungstage sind vorerst terminiert. Am 3. September sollen per Video sieben Stunden Vernehmungen eingespielt werden, die Elina nach ihrer Verhaftung in Hamburg zeigen.