Therapie-Not in Hamburg: Tschentscher kündigt neuen Psychiatrie-Plan für Kinder an
Einen Therapieplatz für Kinder zu bekommen, ist in Hamburg oft ein Problem. Monatelange Wartezeiten lassen Familien fast verzweifeln. Was plant Bürgermeister Tschentscher?
Angesichts der schwierigen Lage bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen setzt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher auf eine bessere Koordination und verstärkte Ausbildung von Psychotherapeuten.
„Unsere Gesundheitsbehörde erarbeitet derzeit einen Psychiatrie-Plan, mit dem die Versorgungsangebote des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Kliniken und der fachärztlichen Praxen in Hamburg besser aufeinander abgestimmt werden“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Mehrmonatige Wartezeiten auf einen Therapieplatz
Jüngsten Umfragedaten der Psychotherapeutenkammer Hamburg zufolge hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz im vergangenen Jahr bei mehr als der Hälfte der Therapeutinnen und Therapeuten noch einmal verlängert – nachdem im Jahr zuvor bereits mehr als 50 Prozent eine Verdoppelung der Wartezeit auf rund acht Monate gemeldet hatten. Häufigste Gründe für Therapien sind demnach Angststörungen, Depressionen und Essstörungen – Tendenz steigend.
Die Psychotherapeutenkammer macht sich daher für eine eigene Versorgungsplanung für Kinder und Jugendliche stark – zumal die bestehende aktuelle Bedarfsplanung nicht den realen Anforderungen entspreche. Denn danach gelte die Stadt mit psychotherapeutischen Praxen mit Kassenzulassung insgesamt als zu 160 Prozent überversorgt.
Tschentscher: Psychiatrische Versorgung nicht ausreichend
Tschentscher – vor seinem Wechsel in den Senat selbst Mediziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – sagte, Hamburg verfüge im Vergleich zu anderen Städten und Bundesländern über ein gutes psychiatrisches Versorgungsniveau. „Doch vor dem Hintergrund der starken Zunahme psychiatrischen Erkrankungen reicht die Kapazität nicht mehr aus.“
Ein Schlüssel ist für den Regierungschef dabei die Ausbildung. „Uns fehlen in den nächsten Jahren viele Medizinerinnen und Mediziner“, sagte Tschentscher. Deshalb sei er froh, dass die Zahl der Medizinstudienplätze in Hamburg, auch bei privaten Medizinuniversitäten, deutlich gestiegen sei. Das gelte auch für die Ausbildung von Psychotherapeuten und Pflegekräften. Darüber hinaus müssten die Kinder- und Hausarztpraxen besser im Hamburger Stadtgebiet verteilt werden.
Es ist eng, räumt Tschentscher ein
„Trotzdem ist es eng“, räumte Tschentscher ein. So gibt es laut der Online-Arztsuche bei der Kassenärztlichen Vereinigung beispielsweise in Billstedt mit seinen rund 70.000 Einwohnern gerade einmal drei Kinderärzte, im Stadtteil Eimsbüttel mit seinen rund 58.000 Bewohnern sind es mehr als ein Dutzend.
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Auch deshalb sei er mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer über die Verteilung der Kassensitze im Gespräch, sagte Tschentscher. Ziel sei eine prioritäre Berücksichtigung unterversorgter Stadtteile. „Das ist nicht ganz einfach, weil es auch dafür Regeln gibt, die nicht vom Senat gemacht werden, sondern die insgesamt in Deutschland gelten.“ (dpa/mp)