Tickets in Hamburg: HVV stopft beliebtes Schlupfloch für Schwarzfahrer
Seit Montag gilt im HVV: Wer eine Fahrkarte kauft, muss das mindestens 90 Sekunden vor Fahrtantritt machen. Erst dann wird das Ticket aktiviert – wer vorher kontrolliert wird, muss blechen. Schwarzfahrer sollen es durch diese Maßnahme schwerer haben.
Bislang war der Ticketkauf über die HVV-App simpel aufgebaut. Mit nur wenigen Klicks war die Karte gekauft und umgehend aktiv. Das ging in wenigen Sekunden – also auch dann, wenn ein Fahrgast ohne Ticket in den Bus stieg und plötzlich eine Fahrkartenkontrolle nahte. Seit Montag geht das nicht mehr so einfach. Nach dem Kauf werden die App-Tickets grau verschleiert, bis ein 90-sekündiger Countdown abgelaufen ist. Erst dann sind die Tickets aktiv – und gültig.
Schwarzfahren in Hamburg: HVV stopft beliebtes Schlupfloch bei Handy-Tickets
Die neue Maßnahme schütze ehrliche Kunden, erklärte die Hochbahn bei „Twitter“. „Es geht um Fairness gegenüber allen Kunden, die sich an die Fahrkartenpflicht halten. Sich 90 Sekunden vor dem Einsteigen ein Ticket zu kaufen, ist nicht zu viel verlangt.“
Wer ein paar Sekunden vor Countdown-Ende schon in Bus oder Bahn einsteige, mache nichts falsch, schließlich wurde die Karte schon vor Fahrtantritt gekauft. Der HVV wolle nur „verhindern, dass Fahrgäste prinzipiell ohne Ticket unterwegs sind und sich erst eins kaufen, wenn sie kontrolliert werden.“
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Fahrgäste ohne Fahrschein sind für die Hochbahn ein nicht zu unterschätzendes Problem. 2019 habe die Schwarzfahrerquote 5,2 Prozent betragen, so viele wie noch nie. Zwischen 2011 und 2018 konnten maximal 4,9 Prozent der Kontrollierten kein gültiges Ticket vorweisen. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering aus dem Februar hervor.
Schwarzfahren in Hamburg: HVV verhängt Bußgelder über 6,5 Millionen Euro
Knapp 2,3 Millionen Euro seien demnach allein bei der Hochbahn an Bußgeldern verhängt worden. Bezahlt hätten die Schwarzfahrer aber nur rund 1,35 Millionen Euro. Werden die AKN, der VHH, die S-Bahn und die HADAG noch dazu gerechnet, wären sogar über 6,5 Millionen Euro an Strafen fällig gewesen – von denen nur 3,6 Millionen eingetrieben wurden.
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Maßnahmen wie die regelmäßig durchgeführten „Prüfmarathons“ und der neue App-Countdown sollen helfen, das Problem zumindest ein bisschen mehr als zuvor in den Griff zu bekommen.