Trauerfeier für Jan Fedder: Auch diese großen Hamburger wurden im Michel verabschiedet
Neustadt –
Er wurde hier getauft, konfirmiert und getraut. Nun wird er hier auch verabschiedet. Am Dienstag verbeugt sich Hamburg mit einer Trauerfeier im Michel vor dem großen Schauspieler Jan Fedder (†64). Mehr als 2000 Gäste werden erwartet, darunter viele Prominente. Lesen Sie hier, von welchen anderen bekannten Persönlichkeiten bereits in Hamburgs Hauptkirche Abschied genommen wurde.
Altkanzler Helmut Schmidt: Abschied von einem „Giganten“
„Wir haben einen Giganten verloren“, sagte der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Trauerfeier für Helmut Schmidt (1918-2015). Am 23. November 2015 kamen Spitzenpolitiker und hochrangige Persönlichkeiten in den Michel, um von dem Altbundeskanzler Abschied zu nehmen. Auf dem Altar stand der mit einer Deutschland-Flagge bedeckte Sarg, in der ersten Reihe saßen Schmidts Tochter Susanne und seine Lebensgefährtin Ruth Loah. Insgesamt waren 1800 geladene Gäste zu dem Staatsakt erschienen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der damalige Bundespräsident Joachim Gauck.
Nach dem Trauerakt fand vor dem Michel ein großes militärisches Zeremoniell statt. Soldaten des Wachbataillons waren angetreten. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte das „Lied vom guten Kameraden“, während sich der Sargwagen in Bewegung setzte Richtung Friedhof. Vorne weg: fünf Polizeimotorräder als Ehreneskorte. Rechts und links an der Straße standen Hamburger und applaudierten dem großen Politiker.
Siegfried Lenz: Trauer um den Mann mit der Pfeife
Am 28. Oktober 2014 verabschiedeten sich die Hamburger von dem großen Schriftsteller Siegfried Lenz („Deutschstunde“). Vor dem Altar stand ein Eichensarg mit weißen Lilien, daneben ein Schwarz-Weiß-Porträt des Schriftstellers, natürlich mit Pfeife. Die Bänke des Michels – voll besetzt.
Der damalige Bürgermeister Olaf Scholz und fast der gesamte Senat waren gekommen, sowie viele Mitarbeiter des Verlages Hoffmann & Campe.
Die berührendsten Worte kamen von Altkanzler Helmut Schmidt. Er sagte: „Siggi war ein Mann mit großem Einfühlungsvermögen und von großer Freundlichkeit und Bescheidenheit. Für mich blieb er ein Mann ohne erkennbare Schwächen. Ich werde ihn sehr vermissen.“
Loki Schmidt: Große Emotionen im Michel
Ganz gleich, ob Staatsmann oder Hafenarbeiter – in ihrem Gedenken an Loki Schmidt (1919-2010) waren bei der Trauerfeier am 1. November 2010 alle vereint. Mit ihrer geradlinigen Art gewann die Naturforscherin und Ehefrau von Helmut Schmidt jedes Herz. CDU-Kanzlerin Angela Merkel flog damals eigens mit dem Hubschrauber nach Hamburg, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Unter den weiteren Gästen im Michel waren ihr Amtsvorgänger Gerhard Schröder (SPD), die ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU) und Horst Köhler, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), die früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel und Franz Müntefering sowie SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Besonders berührend war der Auftritt ihres Witwers Helmut Schmidt. Im Rollstuhl fuhr man ihn durch den Michel bis in die erste Reihe. An seinem kleinen Finger trug er ihren Ehering. Bei den vielen Reden und der Musik war er gefasst, verzog keine Miene. Als schließlich wieder Orgelmusik ertönte und der Sarg mit seiner Loki angehoben wurde, konnte Helmut Schmidt seine Trauer nicht mehr verbergen. Der große Hamburger weinte.
Heidi Kabel: Plattdeutsche Grüße in den Himmel
Sie war Deutschlands letzte große Volksschauspielerin. Der Abschied von Heidi Kabel (1914-2010) verlief, wie sie es sich wohl gewünscht hätte: Unaufgeregt, aber würdig, hanseatisch, aber herzlich. Und mit einem Augenzwinkern. Kinder und Enkel, „Ohnsorg“-Kollegen und Weggefährten versammelten sich am 15. Juni 2010 im Michel.
Imposant der Mahagoni-Sarg vor dem Altar, Blumenkränze aus weißen Rosen und Nelken, einer versehen mit dem plattdeutschen Abschied der Kinder Heidi, Jan Rasmus und Heiko: „Slaap goot, dien Kinner!“ Der wohl bewegendste Moment war der Auftritt von Tochter Heidi Mahler. Bevor sie das plattdeutsche Gedicht „Harvst“ (Oktober) vortrug, verweilte sie sekundenlang am Sarg der Mutter.
Max Schmeling: Letzte Runde eines Gentlemans
Von der Boxlegende Max Schmeling (1905-2005) haben die Hamburger am 1. März 2005 mit einer ergreifenden Gedenkfeier Abschied genommen. Mehr als 1000 Trauergäste, darunter viele Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport nahmen an der vom Fernsehen live übertragenen Trauerfeier teil. Der damalige Bundesinnenminister würdigte den Sportler und Coca-Cola-Unternehmer mit den Worten: „Ein wahrer Gentleman hat uns verlassen. Max Schmeling, Meister aller Klassen, war auch ein Meister des Fair Play.“
Übrigens: Eine Trauerfeier im Michel ist nicht nur Prominenten vorbehalten. „Jeder, der evangelisch ist und im Bereich der Nordkirche wohnt, kann eine Trauerfeier im Michel bekommen. Ein Wohnsitz in Hamburg ist keine Voraussetzung“, so Ines Lessing, Pressesprecherin der St. Michaelis Kirche, zur MOPO. In allen anderen Fällen entscheide das Pfarramt in Abstimmung mit dem Kirchengemeinderat oder der zuständigen Pröpstin.
Die Trauerfeier für Jan Fedder beginnt am Dienstag um 14 Uhr, alles zum Ablauf erfahren Sie hier.