Trotz Kritik an „Stümmelroute“: Neue Pläne für Hamburger Fahrrad-Highway
41 Kilometer lang soll der neue Rad-Highway von Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) bis in die Hamburger Stadtteile Winterhude und Alsterdorf einmal werden. Es ist ein spektakuläres Vorhaben, das auch einen Abschnitt auf einer alten Gütertrasse beinhaltet. Jetzt hat der Bezirk Hamburg-Nord die Pläne noch einmal überarbeitet und vorgestellt – dabei ist es inzwischen gar nicht mehr so sicher, dass dieses Projekt überhaupt verwirklicht wird.
„Fahrrad-Boulevards“ nannte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) das geplante 300 Kilometer lange Radschnellnetz, das sich über vier Bundesländer erstrecken soll. Einer davon soll in Bad Bramstedt starten und über Kaltenkirchen und Norderstedt bis zur Langenhorner Chaussee an der Hamburger Landesgrenze verlaufen.
Radschnellweg von Bad Bramstedt bis Alsterdorf geplant
Von dort aus geht es weiter über die Fibigerstraße und den Neuberger Weg und Hohe Liedt bis zu der neben der U1-Strecke gelegenen Gütergleis-Trasse zwischen Ochsenzoll und Klein Borstel. Dort heißt es dann auf 5,2 Kilometern freie Fahrt, bis zur U-Bahn-Station Klein Borstel, wo sich die Radfahrer dann wieder ins reguläre Straßennetz einfädeln. An der Sengelmannstraße wird der Radweg dann an die Velorouten 4 und 5 anschließen.
Für den nördlichen Abschnitt bis zur Hohe Liedt hat das Bezirksamt Hamburg-Nord jetzt eine neue Planung vorgestellt: Ursprünglich war in der Langenhorner Chaussee auf gesamter Länge zwischen Landesgrenze und der Einmündung in die Fibigerstraße ein Zweirichtungsradweg vorgesehen. Das ist ein sehr breiter Radweg, auf dem Radfahrer in beide Richtungen radeln und sich dabei problemlos begegnen können.
Dieser wäre allerdings so breit geworden, dass befürchtet wurde, es könnte zu Konflikten mit Autos oder Fußgängern kommen. Deshalb wird an der U1-Bahnstation Ochsenzoll und bei der Einmündung Bärenhof die bestehende Radverkehrsführung auf jeweils einer Seite der Straße beibehalten. Erst nördlich davon beginnt der Zweirichtungsradweg.
Der Zweirichtungsradweg im Verlauf des Neubergerwegs wurde ebenfalls wieder gestrichen, da Radfahrer in Richtung Hohe Liedt gezwungen gewesen wären, zweimal die Straßenseite zu wechseln. Auch hier bleibt es also bei jeweils einem Radweg auf einer Seite der Fahrbahn.
Die Einmündung aus der als Fahrradstraße geplanten Fibigerstraße in den Neubergerweg wurde ebenfalls verändert. Dort soll es nun einen Kreisverkehr geben, der eine bessere Einfahrt für Radfahrer gewährleisten soll.
Diese Änderungen wurden Ende November im Mobilitätsausschuss vom Bezirk vorgestellt, bis Ende des Jahres werden laut der Behörde noch Stellungnahmen gesammelt. Anschließend geht es in die finale Planung. (Noch-)Bezirkschef Michael Werner-Boelz (Grüne) spricht von einem „Meilenstein“ für die Mobilitätswende.
Allerdings: Nördlich von Hamburg rumort es schon länger in dem Projekt. Das Land Schleswig-Holstein hatte im Sommer seine ursprüngliche Finanzierungszusage wieder zurückgenommen, da „der Hauptteil der Straßenbaulast nicht beim Land“ liegt, sondern bei den einzelnen Kommunen. Doch einige weigern sich, finanziell für das Land einzuspringen.
Die CDU im Bezirk Hamburg-Nord forderte daher, auch die Planungen auf Hamburger Seite fallen zu lassen. Fraktionsvorsitzender Martin Fischer sprach von einer „Stümmelroute“ und forderte, die finanziellen Mittel lieber dafür zu verwenden, bestehende Radrouten zu sanieren. Möglich, dass die Radroute Plus auch Gegenteil der immer noch laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, SPD und FDP ist – Ausgang unklar. Die Partei „Volt“ war zuletzt aus den Gesprächen ausgestiegen. Demnach fehlte es laut Co-Fraktionsvorsitzenden Jan David Talleur bei den anderen Parteien an Bereitschaft, auch Radwege zulasten von Parkplätzen zu bauen.