Trotz Protesten: Inhaber stellt klar: Darum wird das „Café Seeterrassen“ nicht saniert
Schimmel, Risse in der Fassade, rostige Stahlträger: Das fast 70 Jahre alte „Café Seeterrassen“ in Planten un Blomen soll abgerissen werden und Platz für einen Neubau machen. Dagegen regt sich massiver Protest. Der Inhaber des Gebäudes, die Messe Hamburg, erklärt nun, warum eine Sanierung nicht in Frage kommt.
Es ist ein emotional aufgeladenes Thema: die Zukunft des „Café Seeterrassen“. Seit fast 70 Jahren steht es Mitten in Planten un Blomen am See. Hier wurden über die Jahre viele Partys gefeiert, doch Ende 2020 läuft der zehnjährige Pachtvertrag aus – und wird nicht verlängert.
Hamburg: „Café Seeterrassen“ soll abgerissen werden
„Wir sind auf keinen Fall damit zufrieden, wie es genutzt wurde“, macht Bernd Aufderheide, Chef der Hamburger Messe und Congress GmbH, im Gespräch mit der MOPO klar. Mit „wir“ meint er die Messe als Eigentümer, das Bezirksamt Mitte sowie die städtische Sprinkenhof GmbH, die das Gebäude vermietet.
1953 wurde das „Café Seeterrassen“ vom Architekten Ferdinand Streb entworfen, der in Hamburg unter anderem auch für den Alsterpavillon verantwortlich zeichnet.
„Café Seeterrassen“: Nur für zehn Jahre gebaut
„Ursprünglich wurde das Gebäude für die Gartenbauausstellung gebaut und war nur für zehn Jahre geplant“, sagt Aufderheide, „deshalb wurde es auch nicht für die Ewigkeit gebaut und zeigt Mängel, die sich nicht ohne Weiteres ausbessern lassen.“ Das Bezirksamt Mitte habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Schluss gekommen sei, dass sich eine Sanierung wirtschaftlich nicht lohne.
Das könnte Sie auch interessieren: Ladensterben in der City! So soll Hamburgs Innenstadt gerettet werden
Aufderheide zitiert aus dem Gutachten: „Aufgrund des Alters sowie des hohen Sanierungs- und Instandhaltungsstaus des Gebäudes einschließlich sämtlicher sicherheitsrelevanter Anlagen sowie der hierfür zu erwartenden sehr hohen Sanierungskosten für das Objekt Seeterrassen wäre ein Abriss und Erstellung eines Neubaus an gleicher Stelle deutlich wirtschaftlicher und zukunftsorientierter.“ Was verursacht aber die hohen Kosten?
Kult-Gebäude: Erhebliche Mängel in der Baubsubstanz
„Durch alle Bausubstanzen gibt es Mängel, da ist ein jahrzehntelanger Sanierungsstau“, fährt Aufderheide fort, der als Vorstand der Messe Hamburg den Eigentümer vertritt. „Wir haben große Risse in den Fassaden, Schimmelbildung im Keller und korrodierte Stahlträger, Türen und Fenster sind schadhaft.“ Die letzte Begehung des Gebäudes habe die Messe zwischen Februar und März veranlasst, bei diesem Termin sei auch jemand vom Ordnungsamt dabei gewesen.
„Der hat gesagt, der Laden müsse sofort geschlossen werden“, so Aufderheide, „Veranstaltungen könnten jetzt auch ohne Corona unter diesen Umständen nicht stattfinden.“ Im Allgemeinen spricht er von einem „erbärmlichen Zustand“. Der Nachfrage, ob eine Sanierung zu einem früheren Zeitpunkt noch möglich gewesen wäre, weicht er ein wenig aus. „Man lässt es irgendwann so laufen“, erklärt er, „an einem Punkt wäre der Neubau aber so oder so gekommen, weil es eben nicht für langfristig geplant war.“
„Café Seeterrassen“ in „erbärmlichem Zustand“
Die als provisorisch geplante Struktur des Pavillons sei schon lange kaputt. Die Kosten für den Neubau lägen geschätzt im unteren zweistelligen Millionenbereich, über die Kosten einer möglichen Sanierung kann Aufderheide nichts sagen. „Damit haben wir uns nicht beschäftigt, weil es nicht wirtschaftlich wäre.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass ein zukünftiger Pächter das Geld einer Sanierung wieder reinholen könne.
In einer Online-Petition gegen den geplanten Abriss spricht der Hamburger Architekt Claas Gefroi von einem architektonischen Schmuckstück der 1950er Jahre. „Viele wichtige Gebäude der Nachkriegsmoderne wurden bereits vernichtet“, schreibt er dort und fordert den Senat auf, dieses traditionsreiche Gebäude zu erhalten.
Mit Gastronomie soll künftig gepunktet werden
Aufderheide würde an dieser Stelle lieber ein Gebäude mit einer längeren Lebensdauer sehen, das von Anfang an dafür konzipiert werde. Er sieht auf den etwa 3000 Quadratmetern eine Location mit zeitgemäßer Küche. „Wir haben ein großes Interesse daran, dort einen attraktiven Platz zu schaffen“, so Aufderheide. Und das möchte die Messe vor allem mit Gastronomie erreichen – auch Hochzeiten und Messeveranstaltungen könne er sich dort vorstellen. Das Bezirksamt Mitte spricht sich ebenfalls für eine hochwertige Gastronomie aus.
Neues Gebäude: Architektenwettbewerb geplant
Noch in diesem Jahr möchte die Messe Hamburg einen Architektenwettbewerb ins Leben rufen. Wichtig dabei sei: Der Bebauungsplan darf in Bezug auf die Höhe, Weite oder Länge nicht verändert werden, heißt es.
Derzeit wird in dem Traditionsgebäude der Abriss vorbereitet: Der Tresen wurde herausgerissen, das herumliegende Gerümpel zusammengesammelt und aus dem Fenster geschmissen. Wann der Abriss genau anfängt, ist allerdings noch unklar.