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Trotz Staatsgeldern: Massenentlassung bei der Lufthansa Technik in Hamburg

Die Corona-Krise zeigt ihre Wirkung: Seit April herrscht Kurzarbeit bei der Lufthansa Technik. Das Unternehmen bezieht Staatsgelder. Dennoch steht bei dem Konzern nun offenbar eine Massenentlassung an. Laut Verdi sollen 300 Menschen ihren Job verlieren.

Die Kurzarbeit war mit der Begründung beantragt worden, dass Kündigungen innerhalb der 8800 Personen starken Belegschaft am Standort Hamburg verhindert werden sollten. Und nun das: „Lufthansa Technik hat den Betriebsrat über eine geplante Massenentlassung informiert“, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi.

Hamburg: Vom Kahlschlag betroffen sind Arbeitnehmer in Probezeit

Danach betreffen die geplanten Entlassungen Arbeitnehmer, die noch in der Probezeit sind bzw. in Beschäftigungsverhältnissen von unter sechs Monaten. Da in diesem Fall kein gesetzlicher Kündigungsschutz greift, sind dem Betriebsrat die Hände gebunden.

Besonders empört sind die Arbeitnehmervertreter aber darüber, dass offenbar nicht „betriebsbedingt“ gekündigt werden soll. Die Lufthansa Technik habe in den Abteilungen nachgefragt, welche der erst kürzlich eingestellten Personen „systemrelevant“ seien und daher weiter dringend benötigt würden. Der Arbeitgeber nutze die Lage also, um die aus seiner Sicht unliebsame „Lowperformer“ loszuwerden.

Gewerkschaft: Wo ist die soziale Verantwortung?

„Dieses Vorgehen ist für uns absolut inakzeptabel“, so die Position der Vertrauensleute und der Gewerkschaft. „Dieses Verhalten macht deutlich, was davon zu halten ist, wenn der Arbeitgeber von Vertrauen, Solidarität und sozialer Verantwortung spricht.“

Am Freitag ruft Verdi die Beschäftigten daher zu einer Protestaktion zur Situation der Luftfahrt insgesamt auf. Ab 12 Uhr wollen die Arbeitnehmer am Flughafen demonstrieren. 

„Viele der betroffenen Kolleg*innen sind unsere Zukunft! Es sind junge Kolleg*innen, die gerade eingearbeitet und dringend benötigt werden“, so die Gewerkschaftsvertreter. Bereits Ende März hatten rund 900 Leiharbeiter gehen müssen.

Hamburg: Lufthansa Technik steckt in der größten Krise der Unternehmensgeschichte

Jens Krüger, Sprecher der Lufthansa Technik, verteidigt die Maßnahme: „Die Lufthansa Technik steckt in der tiefsten Krise der Unternehmensgeschichte.“ Die Entlassungen seien nötig, weil die Existenz des Unternehmens akut gefährdet wäre. „Auch wenn der Luftverkehr ab Sommer wieder lebhafter wird, wird es noch Jahre dauern, bis die Auslastung an unseren Standorten auf der ganzen Welt wieder das Niveau des vergangenen Jahres erreicht“, so Krüger.

Aufgrund der Stilllegung zahlreicher Flieger weltweit habe man derzeit „für eine größere Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ keine Beschäftigungsmöglichkeit. „Um möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord zu halten und die Existenz des Unternehmens zu retten, müssen die Ausgaben deutlich sinken, auch die Personalausgaben“, so Krüger. Die Senkung der Personalkosten seien Teil der Gespräche, die auf Konzernebene mit den Tarifpartnern geführt werden.  Die Beratungen mit den Gremien der betrieblichen Mitbestimmung seien noch nicht abgeschlossen.

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