UKE-Experte: „Im April müssen die Kontaktsperren gelockert werden“
Eppendorf –
Die Forschung am Coronavirus geht voran, doch es sind noch viele Fragen offen. Drei UKE-Experten äußerten sich am Mittwoch zur aktuellen Situation in Hamburg, dem Zustand der Intensivpatienten, Antikörper-Tests und mögliche Lockerungen der aktuellen Kontaktverbote.
Wie lange hält der Zustand mit den Verboten und Bußgeldern noch an? Aktuell gibt es gefühlt stündlich neue Äußerungen von Experten und Politikern, die täglich neu bewerten, welche Maßnahmen wie sinnvoll und nachhaltig sind. Zu den wichtigsten Ratgebern gehören auch zahlreiche Ärzte aus Hamburg. Darunter Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie am UKE. Die Situation an ihrem Klinikum sei ruhig und stabil, so die Medizinerin. 50 Patienten seien stationär in Betreuung, 26 davon auf der Intensivstation.
Die meisten Corona-Patienten dort haben laut Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin, eine schwere beidseitige Lungenentzündung haben. Ihr Altersdurchschnitt liege bei etwa 60 Jahren, nur selten handle es sich um junge Patienten ohne Grunderkrankungen. Typische Begleiterkrankungen seien etwa ein hoher Blutdruck, Herz-Kreislauf-Probleme, Lungenerkrankungen oder Diabetes mellitus.
Am UKE werden zudem derzeit zwei Medikamente getestet: Das Ebola-Präparat Remdesivir und das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin seien von den meisten Patienten bisher gut vertragen worden, erklärte Addo. Erste Analysen der internationalen Studie mit Remdesivir erwartet die Professorin in etwa sechs bis acht Wochen.
Corona-Patienten am UKE: Häufige Vorerkrankungen
Für Kluge ist klar: „Im Moment sehen wir noch kein Abflachen, wann die große Welle kommt, wissen wir nicht. Es kann sein, dass wir einen zweigipfligen Verlauf haben, wenn die Maßnahmen gelockert werden“, so Kluge. „Man muss das dosiert machen, aber ich glaube, dass im April definitiv eine Lockerung erfolgen muss.“ Wichtig sei jetzt vor allem eine gute Exit-Strategie aus der Kontaktsperre.
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UKE-Experte über Nutzen von Antikörper-Tests
Neben Kontaktsperren sind Antikörpertests ein viel diskutiertes Thema derzeit. Dabei geht es aktuell in erster Linie darum, herauszufinden, wie viele Menschen infiziert waren und es möglicherweise nicht gemerkt haben, die sogenannte Dunkelziffer. Sven Peine, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin, wurde bei dem Thema deutlich. Seine Ansage: Privatpersonen brauchen sich so einen Test nicht besorgen. Peine: „Sie haben noch keinen unmittelbaren Nutzen, sie können zeigen wie sich das Virus in Deutschland verbreitet hat.“ Addo ergänzte, dass die Antikörpertests aufgrund von Kreuzreaktionen nicht immer zuverlässig seien. Wie lange ein Patient nach der Erkrankung immun gegen das Coronavirus ist, könne man jetzt ebenfalls noch nicht abschätzen. Bei anderen Corona-Erkrankungen wie SARS seien es etwa zwei bis drei Jahre.