Ultimatum abgelaufen: So will Hamburg den Schilleroper-Verfall doch noch stoppen
Sie ist einer von Hamburgs bekanntesten „Lost Places“ – und einer der umstrittensten: Die Schilleroper auf dem Kiez. Die Eigentümerin des ehemaligen Zirkusbaus mit seinem denkmalgeschützten Stahlgerüst lässt das Gebäude seit Jahren verfallen. Nun reicht es dem Denkmalschutzamt: Die Rettung des Gebäudes von 1891 soll demnächst anlaufen, auch ohne Zustimmung der Besitzerin.
Der Hintergrund: Die Schilleroper Objekt GmbH, die das Gebäude in bester Lage nahe dem Neuen Pferdemarkt 2004 gekauft hat, will den runden Bau abreißen und dort ein Wohn- und Bürohaus errichten. Doch dem Plan steht der Denkmalschutz für das alte Stahlgerüst im Wege. Schon mehrmals hat das Denkmalschutzamt der Eigentümerin Fristen gestellt, etwas gegen den fortschreitenden Verfall zu unternehmen.
Bislang ohne Erfolg: Die Firma klagt gegen die Anordnung, ein Urteil steht noch aus.
Video: Stadt sieht Zwangsmaßnahmen vor
Schilleroper: Will Besitzerin Abriss erzwingen?
Der Verdacht: Die Besitzerin will das Thema so lange aussitzen, bis die Schilleroper gar nicht mehr zu retten und ein Abriss unausweichlich ist. Doch davon hat das Amt nun genug. Nachdem am vergangenen Wochenende die allerletzte Frist verstrichen ist, will die Behörde nun selbst Baumaßnahmen ergreifen, um das Gerüst zu erhalten.
„Eventuell müssten Teile der Verkleidung, die auf das Stahlgerüst drücken, abgetragen werden“, erklärt Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Kultur und Medien, zu der das Denkmalschutzamt gehört. Die Kosten würden der Eigentümerin in Rechnung gestellt werden.
Darum ist die Schilleroper für Hamburg so wertvoll
Doch was ist nun eigentlich so wertvoll an dem alten Stahl-Skelett, das heute hinter potthässlichen Vorbauten steht und mit dem repräsentativen Gebäude von 1891 kaum noch etwas gemein hat? „Die Schilleroper ist als letzter erhaltener fester Zirkusbau des 19. Jahrhunderts in Hamburg und wahrscheinlich sogar in Deutschland ein bedeutendes Denkmal“, gibt die Behörde bekannt.
Aber vielleicht gibt es doch noch eine Einigung zwischen Eigentümerin und Stadt: „Die Schilleroper Objekt GmbH hat am 28. Februar ein Konzept für eine Sicherung angekündigt, dieses jedoch in der vorgegebenen Frist nicht vorgelegt“, schreibt die Behörde. „Sollte das Konzept zeitnah vorgelegt werden, prüft die Stadt selbstverständlich, ob dies geeignet ist, das Denkmal zu erhalten.“