Umwelt-Aktion in Hamburg: Weniger Platz fürs Auto? Das sagen Anwohner
Sandro (36) bot beim „Park(ing) Day“ in der Langen Reihe eine Klapp-Competition für seine Fahrräder an.
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Blumenhändlerin Maren (40) bekommt die Umsatzeinbußen wegen der wenigen Parkplätze bereits zu spüren.
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Dominik (27) würde zugunsten einer autofreien Innenstadt längere Fahrzeiten in Kauf nehmen.
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St. Georg –
Für einige ist es ein Ärgernis, für andere ein wichtiges Signal der Mobilitätswende: Am Freitag wurden zum internationalen Aktionstag „Park(ing) Day“ wieder Parkplätze in Erholungsflächen umgestaltet – in Hamburg diesmal auf der Langen Reihe. Die MOPO hat nachgefragt, was Anwohner und Passanten davon halten.
An dem vom ADFC und BUND veranstalteten jährlichen Aktionstag verwandelten sich Parkplätze von 12 bis 18 Uhr in Flächen zum Ausruhen und Entspannen: Aktivisten stellten Sitzflächen zum Kaffee trinken und Spieltische für Kinder auf und boten Mitmach-Aktionen für Passanten an.
Aktion in Hamburg: Umweltaktivisten blockieren Parkplätze
Die Flächen sollen trotz regen Autoverkehrs zur Naherholung dienen – selbst eine Yoga-Einheit fand direkt an der Straße statt. „Die ersten zwei Minuten waren katatstrophal – und dann klappt es tatsächlich, sobald man sich aktiv und bewusst in die Asana hineinbewegt“, so Yoga-Lehrerin Cerstin über ihre erste Session auf der Parkfläche. Die 60-Jährige wolle allerdings nur Standübungen anbieten, um niemanden zu gefährden.
In der Parkbucht schräg gegenüber stellte Sandro (36) die klappbaren Fahrräder seines Start-Ups Kitendo vor: Passanten sollten bei einem kleinen Wettbewerb ihre Fingerfertigkeit unter Beweis stellen und die Klappräder so schnell wie möglich einsatzbereit machen. „Wir sind heute in der Stadt, um einfach mal Stellung zu beziehen“, erklärt er seine Teilnahme am ”Park(ing) Day“.
ADFC: Hamburg braucht mehr Grünflächen und weniger Parkplätze
Solche Plätze sollte es in Hamburg vermehrt geben, findet der ADFC. „Für eine lebenswerte, attraktive Innenstadt braucht es mehr Grün- und Begegnungsflächen, weniger Platzverschwendung durch Autoparkplätze“, fordert Samina Mir vom Fahrradclub. Der „Park(ing) Day“ solle ein Signal an die Politik sein, auf nachhaltigere und platzsparendere Alternativen zu Autos zu setzen.
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Ähnlich sieht das auch der BUND, der sich an der 2005 ins Leben gerufenen Aktion beteiligt. „Gerade in dicht bebauten Innenstädten sind Plätze zur Naherholung wichtig – Orte, an denen Kinder spielen und Erwachsene sich entspannen können“, ergänzt Xenia Kuhne vom BUND.
Beide Verbände kritisieren, dass Naherholung nicht eine Frage des Geldbeutels sein dürfe. Es müsse gute Angebote für alle Menschen geben.
Umwelt-Aktion in Hamburg: Das denken die Hamburger
Doch was denken eigentlich Anwohner und Passanten darüber? Schließlich sind Parkplätze in Hamburg ohnehin schon rar. Maren Pingel (40) hat ihren Blumenladen direkt an der Langen Reihe. Sie persönlich findet solche Aktionen als begeisterte Radfahrerin gut – doch sie merkt auch, dass Geschäfte wie das ihre von mehr Parkfläche profitieren würden. „Wir sind an einer der schmalsten Stellen der Langen Reihe, wo es ganz wenige bis gar keine Parkplätze gibt. Der Umsatz leidet da schon drunter“, erklärt die Blumenhändlerin.
Dominik Schoessow (27) wohnt in Hamburg und ist häufig mit seinem Auto unterwegs. Er kann gut verstehen, dass manche Menschen auf Parkplätze in der Innenstadt angewiesen sind, er selbst würde aber zugunsten einer ruhigeren City darauf verzichten. „Ich fände es für mich schon okay, wenn ich einen etwas weiteren Weg hätte und dafür zu einer autofreien Innenstadt beitragen kann“, sagt er.
Aktionsflächen beim „Park(ing) Day“ in Hamburg wenig erholsam
So richtig erholsam sind die Aktions-Flächen direkt an der Straße bei regem Verkehr nicht – viel genutzt wurden sie auch nicht. Doch Themen wie die Mobilitätswende, autofreie Innenstadt und die Parkplatz-Situation in Hamburg beschäftigen viele Anwohner. Einig sind sie sich darüber allerdings nicht.