Ein toter Fisch treibt im Wasser.
  • Bereits im letzten Sommer herrschte in der Elbe ein dramatisches Fischsterben. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/BUND | Daniel Osipow

Umweltschützer warnen: In der Elbe droht wieder ein Fischsterben

Bei steigenden Temperaturen und schlechter Wasserqualität wird der Sauerstoff in der Elbe knapp. Im vergangenen Jahr starben deswegen tausende Fische. Umweltverbände befürchten in diesem Jahr ein ähnliches Szenario.

Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF befürchten erneut ein Fischsterben in der Elbe. „Es ist mit Blick auf die Wettervorhersage und bei den bereits jetzt besorgniserregend niedrigen Sauerstoffwerten zu befürchten, dass sich die ungewöhnlich große Ausdehnung des Sauerstofflochs aus dem vergangenen Jahr wiederholen wird”, sagte Linda Kahl, Gewässerreferentin beim BUND Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. Schon deutlich früher als in den vergangenen Jahren seien die Sauerstoffwerte in der Elbe bedenklich niedrig. „Unterhalb und im Hafen ist die Sauerstoffkonzentration aktuell unter die für die Fischfauna kritische Grenze von vier Milligramm pro Liter gefallen, Tendenz weiter sinkend.”

Besorgniserregend sei dabei, dass die starke Strömung im Fluss „das sauerstoffarme Wasser mit jeder Flut weit über den Hafen stromauf transportiert und so schon jetzt die Bereiche stromauf von der kritischen Situation betroffen sind”. Im vergangenen Jahr waren durch ein großes Sauerstoffloch in der Nähe von Hamburg Tausende Fische in der Elbe gestorben. „In diesem Jahr zeigt sich, verstärkt durch das gute Wetter, wieder einmal, wie angeschlagen der Fluss durch die Abnahme der Flachwasserzonen und die ständige Baggerei tatsächlich ist”, sagte die Umweltexpertin.

Fischsterben: Sauerstoffarmes Wasser kommt aus dem Hafen

Für Fische werde es unterhalb von Sauerstoffwerten von vier Milligramm pro Liter Wasser sehr kritisch, insbesondere für die Fischlarven und Jungfische der europaweit geschützten Finte sowie weiteren Arten. „Fallen die Werte unter zwei Milligramm pro Liter ist es spätestens für alle Fische tödlich”, sagte Kahl. Können sie die betroffenen Bereiche nicht umschwimmen, sterben die erwachsenen Tiere bei dem Versuch, ihre Laichgewässer zu erreichen – beziehungsweise die Jungfische auf ihrem Weg zurück ins Meer. „Generationen werden im Hamburger Hafen ausgelöscht und es wird voraussichtlich auch in diesem Jahr keine Ausnahme geben, denn bereits jetzt ist die kritische Grenze unterschritten.” 

Die Hamburger Umweltbehörde bestätigte, dass Anfang der Woche erstmals der Mindestwert von vier Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser in der Elbe zeitweilig unterschritten wurde. „Die Sauerstoffgehalte in der hamburgischen Tideelbe liegen aktuell zwischen 3,56 Milligramm pro Liter (Messstation Seemannshöft) und knapp 7 Milligramm pro Liter (Messstation Bunthaus)”, hieß es. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung könne man leider nicht abgeben. Der Abfluss der Elbe am Pegel Neu Darchau sei in einem für den Sommer normalen Bereich. Auch die Wassertemperatur der Elbebetrage zur Zeit 21 bis 23 Grad und liege damit im normalen sommerlichen Bereich.

Schlechte Wasserqualität: Hamburg Port Authority reagiert

Um ein mögliches Fischsterben zu verhindern, werde die Hamburg Port Authority (HPA) bei Sauerstoffgehalten unter vier Milligramm pro Liter keine lokalen Unterhaltungsarbeiten der Fahrrinne durchführen. „Sollte der Zeitraum geringer Sauerstoffgehalte überdurchschnittlich lange andauern und kleinräumige Unterhaltungsmaßnahmen unvermeidbar sein, wird hierzu eine Einzelfallabstimmung zwischen HPA und der Umweltbehörde erfolgen”, teilte ein Sprecher mit. 

Zudem werde zwischen der HPA und der Umweltbehörde ein Managementkonzept für Flachwasserzonen angestrebt. Das in diesem Jahr fertiggestellte Flachwassergebiet Kreetsand sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. „Die 30 Hektar große neue Wasserfläche bildet einen Rückzugsort und Brutstätte für viele Fischarten an der Norderelbe”, sagte der Sprecher. Die Umweltverbände begrüßten diese Entscheidung. In den lichtdurchfluteten Flachwasserzonen werde besonders viel des lebenswichtigen Sauerstoffs eingetragen – sei es über die Photosynthese von Algen oder direkt über die Oberfläche. 

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Für eine dauerhafte Erholung des schwer angeschlagenen Flusses solle jedoch generell auf den Ausbau der Elbeverzichtet werden. „Eine der wesentlichen Ursachen für die jährlich wiederkehrenden Sauerstofflöcher ist der Ausbau der Elbe, denn die ständigen Unterhaltungsbaggerungen im Hafen führen zu einer erheblichen Trübung im Gewässer, die sich negativ auf den Sauerstoffhaushalt auswirkt”, sagte die BUND-Sprecherin. (dpa/mp)

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