SPD und CDU: Zoff um harte Haltung der Villenbesitzer gegen Asylheim
Der Parkplatz am S-Bahnhof Hochkamp gehört der Stadt, trotzdem darf sie dort keine Flüchtlinge unterbringen: Wegen eines mehr als 120 Jahre alten Privilegs haben die umliegenden Villenbesitzer der Stadt den Zugriff auf ihr eigenes Grundstück verweigert. Die harte Haltung der Hochkamp-Millionäre bringt die SPD-Fraktion auf die Palme, während die CDU den gescholtenen Vereinsmitgliedern beispringt: „Recht bleibt Recht.“ Der Ton in der Politik verschärft sich.
Kienscherf ist fassungslos über die Machtlosigkeit der Stadt gegenüber einigen ihrer reichsten Einwohner: „Es ist absurd, dass eine als Parkplatz ausgewiesene städtische Fläche aufgrund eines mehr als hundert Jahre alten Privilegs nicht für eine temporäre Nutzung zum Wohl aller Hamburger und Hamburgerinnen genutzt werden kann.“ Ein kleiner Teil der vermögendsten Hamburger und Hamburgerinnen nutze ein mehr als hundert Jahre altes Privileg für Villenviertel, um damit die Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft zu verhindern, schimpft der Sozialdemokrat.
CDU: „Ist ihr gutes Recht“
Anke Frieling, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, rügt die „unnötige Verschärfung in der Tonlage“ durch die SPD: „Die Mitglieder des Vereins haben nach gründlicher Abwägung entschieden, keinen Präzedenzfall zu schaffen. Das ist ihr gutes Recht.“ Herr Kienscherf solle „lieber auf seine Kollegen bei den Verhandlungen in Berlin einwirken und dafür sorgen, dass im Koalitionsvertrag Entscheidungen zur Begrenzung der Migration getroffen werden.“
Selbst für Hamburger Verhältnisse ein exklusiver Club
Fakt ist: Gegen den Willen des „Verein Hochkamp e.V.“, in dem die Eigentümer der parkähnlichen Grundstücke organisiert sind, darf in dem superexklusiven Wohnquartier nichts gebaut werden, was keine Villa ist. Diese private „Hochkamp Klausel“ gilt – Hamburgweit einmalig – sogar für die städtische Fläche an der Reichskanzlerstraße gegenüber der S-Bahnstation. Als die Stadt die Vereinsmitglieder um eine Ausnahme für ihren eigenen Grund und Boden bat, biss sie bei den Eigentümern der umliegenden Anwesen auf Granit. Die Mehrheit stimmte mit „nein“.

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Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
- Der Flüchtlings-Streit von Hochkamp: Wie unsozial sind die Reichen?
- Abwehrschlacht des UKE-Arztes: Chirurg wehrt sich gegen Entlassung
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- 20 Seiten Sport: HSV-Ass Meffert verneigt sich vor Trainer Polzin
- 20 Seiten Plan7: Tipps für die „Lange Nacht der Museen“, die bald wieder ansteht
„Unsolidarisch und unhanseatisch“ sei diese Haltung, heißt es von der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Fraktionschef Kienscherf fühlt sich an die Sierichstraße in Winterhude erinnert, ebenfalls eine von Hamburgs besten Adressen, in der einige Anwohner kürzlich eine Unterbringung von queeren Geflüchteten verhindert hatten. Und nun der Verein der Hochkamp-Millionäre, ein selbst für Hamburger Verhältnisse besonders exklusiver Club.

Kienscherf: „Hamburg trägt als traditionell weltoffene Metropole ihren Teil zur Aufnahme von Geflüchteten bei. Diese Weltoffenheit, die über Jahrhunderte Grundlage für den Wohlstand unserer Stadt war, stellen nun ausgerechnet diejenigen infrage, die davon am stärksten profitiert haben. Dieses Verhalten ist unhanseatisch. Ich appelliere an die Anwohnenden am Hochkamp, ihren Beitrag zu einer solidarischen Stadtgesellschaft zu leisten.“
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Als Konsequenz wird die Stadt die Geflüchteten in Nachbarschaften unterbringen müssen, die an nicht so langen Hebeln sitzen wie die Villenbewohner vom Hochkamp. Das Viertel entstand Ende des 19. Jahrhunderts, es liegt halb in Osdorf, halb in Nienstedten.
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