Unterschiedliche Daten: Warum gilt der höhere Inzidenz-Wert für Hamburg?
Seit vergangenen Mittwoch (28. April) vermeldet das Robert-Koch-Institut (RKI) für Hamburg eine Inzidenz unter 100 – doch Lockerungen gibt es bisher keine. Hamburg hält sich nämlich an seinen eigenen, durch die Gesundheitsbehörde berechneten Wert, und der sank erst am Montag unter diese Marke. Die MOPO erklärt, warum die Zahlen abweichen und was das zu bedeuten hat.
92 Punkte betrug Hamburgs Inzidenz am Montag beim RKI. Nach Hamburger Rechnung waren es 98,6. Die bundesweite Regelung besagt, dass die geltenden Corona-Maßnahmen nach fünf Tagen unter 100 gelockert werden dürfen – in Hamburg ist dies noch nicht geschehen. Warum richtet sich Hamburg streng nach den eigenen Werten?
Hamburger Rechnung: Darum ist die Inzidenz höher als beim RKI
Hamburg verfügt über aktuellere und genauere Zahlen als das RKI. Das RKI selbst geht davon aus, dass es den tatsächlichen Wert um zehn bis 15 Prozent unterschätzt. „Es ist üblich, dass in den Fällen, die täglich gemeldet werden, auch Fälle enthalten sind, die schon in den davor liegenden Tagen aufgetreten sind“, schreibt die Stadt auf ihrer Webseite.
„Hamburg berücksichtigt in seinem Sieben-Tage-Wert auch diese, das heißt, wir legen die echte Differenz zu Grunde.“ Regelmäßig korrigiert das RKI die Daten für die vergangenen Wochen nach oben. So auch Anfang dieser Woche: In einer korrigierten Übersicht des Instituts liegt Hamburg nach RKI-Angaben erst seit Montag (3. Mai) unter der Marke 100.
Einwohnerzahl und Daten: So kommt es zu den Unterschieden
Ein weiterer Grund ist der unterschiedliche Datenstand. Hamburg meldet die Daten jeweils von 9 bis 9 Uhr, das RKI von 0 bis 24 Uhr. Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) meldet die Daten also etwa einen Tag vor dem RKI.
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Weiterhin legen Hamburg und das RKI ihren Berechnungen unterschiedliche Bevölkerungszahlen zugrunde. Hamburg nutzt das aktuellere Melderegister des Statistikamts Nord, hier liegt die Einwohnerzahl bei 1.899.160 (Stand 31. Dezember 2019). Das RKI rechnet mit 1.841.179 Einwohnern, weil es sich auf die Fortschreibung zum 31. Dezember 2018 auf Basis des Zensus 2011 bezieht.
Senat berät über Lockerungen
Der rot-grüne Senat hält sich streng an die Hamburger Inzidenz. Doch Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) deutete am Freitag bei einem Termin mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Impfzentrum in den Messehallen Lockerungen an.
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Sie kündigte an, dass der Senat am Dienstag über die positive Entwicklung und Konsequenzen beraten werde. Die Werte müssten fünf Tage hintereinander unter 100 liegen, der Sonntag dürfe da nicht eingeschlossen sein.