Unterstützer schlagen Alarm: Corona-Krise: Huren brauchen jetzt Hilfe!
Prostitution bleibt in Hamburg weiterhin verboten. Das vorgeschlagene Hygiene-Konzept des „Berufsverbands Sexarbeit“ (BesD) hat die Gesundheitsbehörde abgelehnt. Die Deutsche Aidshilfe schlägt Alarm – und richtet einen dringenden Hilfe-Appell an die Politik.
Die Deutsche Aidshilfe will die Politik deutlich daran erinnern, diese Menschen nicht zu vergessen. Die Sex-Branche ist von der Corona-Pandemie besonders schwer betroffen, seit über zwei Monaten dürfen Prostituierte nicht mehr ihren Beruf ausüben.
Die fehlenden Einnahmen sorgen in der Branche für Armut und Existenzängste. Ein vorgelegtes Hygienekonzept vom „Berufsverband Sexarbeit“ schmetterte die Gesundheitsbehörde in Hamburg allerdings ab. Zu groß sei das Infektionsrisiko, allein durch die Natur der Dienstleistung.
Prostitution in Hamburg: Sex-Branche schwer von Corona betroffen
Die Deutsche Aidshilfe fordert unbürokratische Soforthilfefonds zur Absicherung des Lebensunterhalts, sowie sichere Unterkünfte und Zugang zu medizinischer Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung. „Bei Lockerungen von Maßnahmen gegen Corona darf Sexarbeit zudem nicht anders behandelt werden, als vergleichbare körpernahe Dienstleistungen“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
Der Zugang zu bisherigen Soforthilfeprogrammen oder Sozialleistungen sei für viele Sexarbeiterinnen erschwert oder verwehrt, heißt es weiter. Das könne steuer-, melde- oder aufenthaltsrechtliche Gründe haben.
Prostitution in der Coronakrise: Deutsche Aidshilfe warnt vor Diskriminierung
Die Hamburger Sozialbehörde erklärt auf Anfrage der MOPO, dass Personen der Sexarbeit unter Umständen den Anspruch auf die Soforthilfen hätten – sofern es sich um ein ordnungsgemäß angemeldetes Gewerbe handele.
Darüber hinaus habe die Behörde in einer zentralen Unterkunft Übernachtungsmöglichkeiten für von Obdachlosigkeit bedrohte Prostituierte bereitgestellt, um Ausbeutung zu verhindern. „Die Personen werden vor Ort von Einrichtungen beraten, um den Zugang in reguläre Sozialsysteme und einen Ausweg aus prekären Situationen zu ermöglichen“, sagt Pressesprecher Martin Helfrich.
Prostitution in Hamburg: Sozialbehörde schafft Unterkünfte und Beratungen
Wegen der großen und positiven Resonanz habe die Sozialbehörde die Kapazitäten dafür ausgeweitet und weitere Plätze geschaffen. „Das Angebot erreicht eine besonders vulnerable Zielgruppe in der Sexarbeit und trägt zur Stabilisierung der von den Corona-Maßnahmen betroffenen Personen bei“, so Helfrich.
Björn Beck, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe, warnt davor, die Prostituierten zu vergessen. „Die Pandemie trifft die am härtesten, die ohnehin schon benachteiligt waren. Bedroht ist dabei nicht zuletzt die Gesundheit der Betroffenen. In der Not ist Solidarität gefragt – unabhängig von moralischen Bewertungen.“
Prostitution in der Corona-Krise: Fachberatungsstellen helfen Betroffenen
Claudia Rabe ist Koordinatorin und Pressesprecherin von „cara*SH“ und „contra“, Beratungsstellen für Prostituierte und gegen Frauenhandel in Schleswig-Holstein. Auch sie unterstützt den Appell der Deutschen Aidshilfe.
„Ich fände es gut, wenn Perspektiven und Hilfsmaßnahmen gemeinsam mit allen Beteiligten besprochen würden“, erzählt sie der MOPO. Normalerweise gingen die Mitarbeiter der Beratungsstelle direkt in die Prostitutionsbetriebe, im Moment falle dies allerdings weg. „Wir bieten eine mehrsprachige Beratung für die Betroffenen an, persönlich oder telefonisch und natürlich diskret“, erklärt sie weiter.
In manchen Fällen sei es trotz Grundsicherung schwierig, berichtet sie. Diese müsse eben erst beantragt werden, und das könnte unter Umständen dauern: Dokumente müssten beschafft und abgeschickt werden. „Das kann zu sehr schwierigen Situationen führen. Für den Notfall haben wir auch einen kleinen Spendentopf eingerichtet.“
Prostitution in der Coronakrise: Deutsche Aidshilfe warnt vor Sexkaufverbot
Besonders ablehnend steht die Deutsche Aidshilfe einem jüngst von 16 Bundestagsabgeordneten verlangten Sexkaufverbot gegenüber. Die Befürworter hätten die Corona-Krise lediglich für ihre eigenen Forderungen genutzt. „Wer die Corona-Pandemie missbraucht, um Stimmung gegen Sexarbeit zu machen, schadet denen, die angeblich geschützt werden sollen. Menschen in der Sexarbeit brauchen kein Berufsverbot, sondern sichere Arbeitsbedingungen und verdienen Respekt“, findet Beck deutliche Worte.