Diese Labradoodle-Welpen wurden vergangene Woche von den Behörden sichergestellt – sie stammen aus einer illegalen Zucht in Hamburg.
  • Diese Labradoodle-Welpen wurden vergangene Woche von den Behörden sichergestellt – sie stammen aus einer illegalen Zucht in Hamburg.
  • Foto: Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. 

Hamburg: „Corona-Hunde“ werden bei Ebay verramscht

Reisen ist wieder erlaubt, Restaurants und Läden sind offen und morgens kann man wieder ins Büro. Das normale Leben kehrt zurück, aber nur für die Menschen. Was ist mit den Tieren? Viele der als Lockdown-Tröster angeschafften Hunde landen mit dem Ende der Pandemie bei Ebay-Kleinanzeigen.

„Meine berufliche Situation hat sich verändert“ oder „aus persönlichen Gründen müssen wir uns von unserem geliebten Hund trennen“, sind nur einige der Floskeln, die momentan auf der Kleinanzeigen-Plattform Ebay zu finden sind. „Derzeit landen viele junge Hunde bei Ebay-Kleinanzeigen, oft sind sie nur wenige Monate alt. Der Verdacht liegt nahe, dass die Hunde während der Corona-Zeit achtlos angeschafft wurden und nun wieder abgegeben werden“, sagt Theresa Gessert, Sprecherin des Hamburger Tierschutzvereins HTV zur MOPO.

Seit der Pandemie erlebt Hamburg einen Haustierboom

Seit dem ersten Lockdown erlebt Deutschland einen Haustierboom. Die Nachfrage nach Welpen ist so rasant gestiegen, dass die Züchter sie nicht mehr bedienen konnten und sogar die Wartelisten geschlossen werden. Viele landeten mit ihrem dringenden Wunsch nach tierischer Gesellschaft bei illegalen Welpenhändlern und Vermehrern, bei denen Hundekinder im Akkord produziert, den Muttertieren früh entrissen und teilweise sterbenskrank an ihre neuen Besitzer verkauft werden – zu horrenden Preisen von 1500 bis 4000 Euro je Welpe und Rasse.

Dieser Welpe ist viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden und hat es leider nicht geschafft. Er starb nach nur zwei Tagen im neuen Zuhause. Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.
Dieser Welpe ist viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden und hat es leider nicht geschafft. Er starb nach nur zwei Tagen im neuen Zuhause.
Dieser Welpe ist viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden und hat es leider nicht geschafft. Er starb nach nur zwei Tagen im neuen Zuhause.

Jetzt werden die einst so ersehnten „Corona-Hunde“ ihren Haltern zur Last, besonders, wenn der Arbeitgeber wieder Anwesenheit im Büro erwartet. Und zwar ohne Begleitung auf vier Pfoten.

Hunde nicht über Ebay-Kleinanzeigen verkaufen

Andere erleben nervige Überraschungen mit ihren Spontankäufen: Da zeigt der Australien Shepherd, der als Welpe den halben Tag verschlafen hat, plötzlich Herdenschutz-Verhalten und „beschützt“ sein Rudel gegen andere Menschen. Oder der putzige Beagle und der süße Dackel zeigen Jagdverhalten und wetzen allem hinterher, das sich bewegt.

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Der Hundehandel über Ebay sei aus zweierlei Gründen fatal, erklärt die HTV-Sprecherin: „Erstens sollte die Anschaffung eines Haustieres vorab in Ruhe durchdacht werden, was Kosten, Zeit und den eigenen Lebensstil betrifft. Gerade in diesem jungen Alter verlieren die Hunde nun schon ihr Zuhause und ihre Bezugsperson“, so Gessert. „Zweitens ist Ebay Kleinanzeigen nichts anderes als ein Online-Flohmarkt und damit kein seriöses Umfeld, ein Tier in geeignete Hände zu geben.“

Hamburg: Tierschützer helfen bei Vermittlung

Ob der neue Besitzer dem Hund ein dauerhaftes Zuhause bieten kann, das kann der Verkäufer nicht wissen. Und auch der Käufer weiß nicht, woher der angebotene Hund tatsächlich stammt. Denn: Die Vermehrer sind kaum von jenen zu unterscheiden, die tatsächlich nur ihren Hund in gute Hände abgeben wollen. Theresa Gessert: „Der illegale Welpenhandel auf Ebay Kleinanzeigen boomt noch immer, derzeit werden sogar wieder mehr Angebote für Hamburg inseriert.“ Und das, obwohl Ebay-Kleinanzeigen im vergangenen Jahr den Verkauf von Qualzuchten, wie Mops oder Französische Bulldogge, verboten hatte.

Fazit: Wer seinen Hund wirklich abgeben muss, der sollte ihn nicht über eine Kleinanzeigen-Plattform verscherbeln. Tierheime und Tierschutzvereine helfen bei der Vermittlung – inklusive Prüfung der neuen Familie und einer angemessenen Schutzgebühr. Und wer von einem Welpen träumt, sollte nicht auf dem Online-Flohmarkt kaufen. Ein Hund bleibt – anders als eine ausgediente Spielekonsole – jahrelang ein Teil der Familie.

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