Trotz Kritik „unverzichtbar“ – so viele Millionen verdient Hamburg mit Werbetafeln
Schon länger setzt sich die Initiative „Hamburg Werbefrei“ gegen digitale Werbetafeln ein – und das nicht nur, da sie Unmengen an Energie verbrauchen. Eine kleine Anfrage der Linken-Fraktion an den Senat bestätigt jetzt den hohen Stromverbrauch und zeigt, wie viel die Stadt mit der Außenwerbung verdient.
Bis zu 20.000 Kilowattstunden im Jahr, etwa so viel wie 10,5 Ein-Personen-Haushalte, verbraucht demnach eine neun Quadratmeter große Werbetafel an Energie. Gerade auch, da die Bundesregierung die Bevölkerung aktuell zum Energiesparen aufruft, kritisiert „Hamburg Werbefrei“ die digitalen Anzeigen.
So viel verdient Hamburg mit Außenwerbung und was das für digitale Werbetafeln bedeutet
Die Verordnung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die leuchtenden Werbetafeln ab September nachts auszuschalten, unterstützt die Volksinitiative zwar – genug sei das jedoch nicht, erklärt Sprecher Nils Erik Flick: „Tagsüber, wenn die Werbemonitore gegen das Sonnenlicht anleuchten müssen, ist ihr Stromverbrauch naturgemäß viel höher als in der Nacht, wenn sie heruntergedimmt werden können.“
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Genau das sollen Wärmebilder verdeutlichen: Bis zu 54 Grad Celsius heizen sich die Bildschirme in der Sonne auf, selbst im Schatten werden es teils 43 Grad. Tagsüber muss also mehr gekühlt werden, was zusätzlich Energie kostet.
Unverständlich sei deshalb, wieso es immer mehr digitale Tafeln werden: Schon über 100 wurden 2022 laut dem Senat bereits aufgestellt.
In einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken-Fraktion von Juli wird außerdem deutlich: Für 2022 rechnet die Stadt mit 32 Millionen Euro Einnahmen aus Außenwerbung – „ein für den Gesamthaushalt unverzichtbares Einnahmevolumen“. Tatsächlich sind das knapp 10 Millionen Euro mehr, als die Stadt 2021 etwa durch Blitzer eingenommen hatte.
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Einnahmen, auf die Hamburg verzichten sollte, meint jedoch „Hamburg Werbefrei“-Sprecher Martin Weise. Denn öffentliche Werbung hätte versteckte Kosten, die viel höher wären als die Einnahmen: „Die Tafeln sind schlecht für das Klima und durch Lichtverschmutzung auch schlecht für die Umwelt. Es belastet außerdem die Menschen und führt zu psychischem Stress.“
Ähnlich sieht das Heike Sudmann, Fachsprecherin der Linken-Fraktion, die an den kleinen Anfragen beteiligt war: „Energiefressende Werbung zu betreiben, um damit Einnahmen für die Stadt zu generieren, ist schon wegen der allgemeinen Lichtverschmutzung und Reizüberflutung in der Innenstadt der falsche Ansatz.“ Sie fordert, die digitalen Anlagen „schnellstmöglich abzustellen“ und ergänzt: „Wenn der Senat mehr Einnahmen haben möchte, kann er die Zahl der Betriebsprüfer:innen erhöhen, im Bund für eine Vermögenssteuer streiten und vieles mehr.“