UV-C-Luftfilter in Kitas: 1000 Euro! Wie sinnvoll sind die teuren Geräte wirklich?
Eimsbüttel –
In Hamburg haben die ersten Kindertagesstätten einige ihrer Räume mit UV-C- Filtern ausgestattet. Damit soll die Ansteckungsgefahr verringert werden. Bislang gibt es für die Nutzung der Filter keine Empfehlung des Umweltbundesamts oder des RKI. Kostenpunkt für ein Gerät liegt bei 1000 Euro. Wie sinnvoll ist die – sehr teure – Anschaffung?
Am Wochenende hat nun schon die zweite Kita in Hamburg einen UV-C-Filter in einem ihrer Räume installieren lassen. Neben dem Schmuddelkinder e.V. hat auch die Kita Löwenherz einen UV-C-Luftfilter in einem Bewegungsraum anbringen lassen. Dabei handelt es sich um den Air Cleaner von dem Hamburger Unternehmen KMLS. Man wolle „die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, um das Ansteckungsrisiko über die Raumluft auf ein Minimum zu reduzieren“.
Hamburg: Luftfilter als Langzeit-Lösung in Kitas
„Damit soll eine dauerhafte Betreuung auch in Covid-Zeiten möglich gemacht werden“, sagt Anja Sonnabend, erste Vorsitzende des Schmuddelkinder e.V. Schließlich müsse angesichts der andauernden Pandemie „endlich eine Langzeit-Lösung entwickelt werden“.
Laut Herstellerangaben sollen die Filter bis zu 99,8% der Aerolose binnen Sekunden unschädlich machen. Die ultravioletten Strahlen werden schon seit mehreren Jahrzehnten zur Reinigung von Oberflächen oder zur Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt. Das hört sich zunächst vielversprechend an. Allerdings ist die Studienlage zur Luftreinigung durch UV-C-Bestrahlung noch sehr dünn.
Geräte sollen pro Stunde sechsfachen Luftaustausch ermöglichen
Zudem kann immer nur eine gewisse Menge an Luft gereinigt werden. Wenn die Geräte beispielsweise 400 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen, dann würde das den gleichen Effekt haben, wie gründliches und regelmäßiges Lüften, so Martin Kriegel von der TU Berlin zum RBB.
Auch die von den Kitas installierten Filter können nur 385 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen. Jedoch würde man so viele Geräte in einem Raum anbringen, dass pro Stunde ein sechsfacher Luftaustausch ermöglicht wird. Linda Schreiber, Pressebeauftragte der Kita Schmuddelkinder betont, dass die „UV-C-Luftfilter trotzdem nicht das regelmäßige Lüften ersetzen sollen“.
Ein weiterer Kritikpunkt an den UV-C-Filtern sind die gefährlichen Folgen für Personen, die den Strahlen direkt ausgesetzt sind. Das UV-Licht kann bei Kontakt mit Haut oder Augen zu hochgradigen Verbrennung oder gar zu einer Erblindung führen. Sebastian Wersig, Experte für Raumluftdesinfektion von KMLS erklärt, dass aus den Geräten keine Strahlen nach außen gelange. Damit können die Luftfilter auch im Kita-Alltag bedenkenlos eingeschaltet sein. Für Wartungsarbeiten sei das Herstellerunternehmen zuständig, sodass die Filter absolut sicher seien.
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Gefährlich seien laut Schreiber UV-C-Luftfilter, die es jetzt günstig bei Amazon zu kaufen gäbe. Dem Verbraucher fehle die für den Umgang notwendige Expertise und „das könne dann auch mal richtig in die Hose gehen“.
Kindertagesstätten müssen Kosten für Filter selbst tragen
Die Kindertagesstätten müssen aktuell die Kosten für die Luftfilter selbst tragen. Eines der Filtergeräte von KMLS kostet 1000 Euro und in den Räumen sind zum Teil mehrere Geräte notwendig. Dass es dafür keine Bezuschussung vom Land gibt, stößt bei der Kita Schmuddelkinder auf Unverständnis. Schließlich gebe es ein Förderprogramm vom Bund über 200 Millionen Euro für die Um- und Aufrüstung von raumlufttechnischen Anlagen.
Dass sich dieses „an Schulen, Universitäten und Theater, aber nicht an Kitas richtet, begreifen wir nicht“, so Schreiber im Gespräch mit der MOPO. Gerade hier sei eine sichere Öffnung existentiell für viele Familien.