Verkehrskollaps im Süden: Chaos mit Ansage
Vom Phönix Center in Harburg bis zum Hauptbahnhof in St. Georg braucht man mit dem Auto eigentlich nur 15 Minuten. Seit Anfang der Woche brauchen Pendler deutlich länger: Teilweise zwei Stunden dauert eine Fahrt, und das nicht nur im Berufsverkehr. Grund hierfür ist ein total wirr geplantes und eigentlich vorhersehbares Baustellen-Chaos, das viele Fragen aufwirft. Vor allem eine: Hätte man das wirklich nicht besser planen können?
Hamburg macht es seinen Autofahrern nicht leicht: An vielen Ecken der Stadt wird gebaut. Viele Autofahrer denken sich: An welcher überhaupt nicht? Gefühlt tuckert man von einer in die nächste Baustelle. Spaß macht das nicht. Eher ist es eine Geduldsprobe: Wer fährt weiter – und wer gibt den alltäglichen Kampf auf und steigt in die Bahn?
Verkehrskollaps im Süden Hamburgs: Chaos mit Ansage
Die Bilder der aktuellen Woche zeigen: Trotz Sommerferien gibt es genügend Hamburger:innen, die weiterhin aufs Auto zurückgreifen. Viele, die darauf angewiesen sind. Und die jetzt vor allem im Süden der Stadt die meiste Zeit im Stau stehen. Grund ist eine Reihe von Baustellen, allen voran die Deckschichtsanierung vor den Elbbrücken in Richtung der Innenstadt. Zwei von drei Spuren werden hier bis Ende September gesperrt sein, dazu kommen noch sechs geplante und temporäre Vollsperrungen. An allen Sommerferien-Wochenenden. Hallelujah.
Als wäre es nicht genug, dass sich der Verkehr auf einer der vielbefahrensten Strecken Hamburgs verengt (täglich 116.000 Fahrzeuge), wird zeitgleich die B75 ab Wilhelmsburg-Mitte bis zu den Elbbrücken abgeriegelt. Pendler müssen deshalb über die A1 ausweichen. Das Problem: Durch zusätzliche Sperrungen an der Neuländer Straße, der Stader Straße, der Winsener Straße, der Neuenfelder Straße und am Kanalplatz im Harburger Binnenhafen wird es Autofahrern schwer gemacht, überhaupt dem Chaos auszuweichen, beinahe sogar unmöglich. Heimfeld, Harburg, Wilhelmsburg – ein mit Autos zugekleistertes Nadelöhr, aus dem es kein Entkommen in die City zu geben scheint. Zumindest kein schnelles.
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Auch der Umweg über die Georg-Wilhelm-Straße und die Veddel ist keine Alternative. Die Route führt nämlich nicht auf die Elbbrücken, sondern auf die Freihafenelbbrücke. Und auch hier reihen sich Stoßstangen an Stoßstangen. Tag für Tag. Und das soll monatelang so weitergehen?
Wenn man sich die Pläne anschaut: ja. „Temporäre Verkehrsbehinderungen“, wie es im Behörden-Jargon gern heißt, bedeuten in diesem Fall mehrere Wochen und Monate mit vollen Straßen und genervten Autofahrern. Denn jede der genannten Baustellen erfordert aufwendige handwerkliche Arbeiten. Nichts, was innerhalb einiger Tage fertig wäre.
Das sagt die Verkehrsbehörde zu dem Baustellen-Chaos
Die Verkehrsbehörde spricht auf MOPO-Nachfrage von „essenziellen Baumaßnahmen“ – aber nur, wenn es um die A255 und die B75 geht. Die Maßnahmen dort seien bewusst in die Sommermonate verlegt worden, wegen des „ferienbedingt geringeren Verkehrsaufkommens“. Außerdem sei die Wetterlage wichtig gewesen, um eine „hochwertige und langlebige Qualität beim Einbau des Asphalts gewährleisten zu können“. Das mag sein. Auf die anderen genannten und zeitgleich errichteten Baustellen in unmittelbarer Nähe zur A255/B75-Baumaßnahme geht die Behörde aber gar nicht erst ein. Die Autobahn GmbH Nord, in diesem Fall Bauherr, ließ eine Anfrage von vornherein unbeantwortet.
Klar scheint: Einige der zahlreichen anderen Baustellen hätte man zeitlich verlegen können, um das Chaos im Vorfeld zu minimieren. Entweder nach vorne, zum Beispiel in eine der autoarmen Lockdown-Phasen. Oder nach hinten. Eine solche Maßnahme hätte für Entlastung im Verkehr gesorgt. Genau wie eine angepasste Ampelschaltung: Auf dem Großmoorbogen (Harburg) in Richtung der A1, an der Ecke zum VW-Autohaus, ist die Spur tagtäglich verstopft, weil Autofahrer an einer Ampel warten müssen, für die es im Zuge der kreuzenden und gesperrten Neuländer Straße gar keine Verwendung gibt – es kommen de facto keine Fahrzeuge von links. Und trotzdem müssen Autofahrer warten. Ergibt das Sinn?
Immerhin zeigt sich die Verkehrsbehörde offen für Anpassungen. „Aktuell ist es so, dass die Verkehrslage gemeinsam mit der Verkehrsdirektion beobachtet wird. Sobald sich Optimierungen erkennen lassen, um den Verkehrsfluss zu verbessern, werden diese umgesetzt“, so ein Sprecher. Soweit, so gut. Kopfschütteln dürfte bei vielen Autofahrern jedoch diese Aussage auslösen: „Die Verkehrssituation hat sich inzwischen gegenüber Montag schon etwas entspannt.“ Wer täglich diese Strecke fahren muss, wird etwas anderes behaupten.