Henri Nannen: Hamburger Verleger soll an Hitler-Propaganda beteiligt gewesen sein
Der Journalismus-Übervater Henri Nannen war offenbar tiefer in den Nationalsozialismus verstrickt als bisher bekannt. So soll er federführend an der Herstellung antisemitischer Flugblätter beteiligt gewesen sein.
Dies legt eine Recherche des Onlineformats „STRG_F“ nahe, das zum NDR und zu „Funk“ gehört. So sei der ehemalige Verleger und Gründer des Magazins „Stern“ in den letzten beiden Kriegsjahren am „Unternehmen Südstern“ beteiligt gewesen, das auf Befehl von Adolf Hitler Feindpropaganda gegen die anrückenden Amerikaner entwerfen sollte.
NS-Zeit: Flugblätter mit antisemitischen Inhalten
So entstanden demnach Flugblätter mit eindeutig antisemitischen Inhalten. So sieht man zum Beispiel auf einem Flugblatt das Stereotyp eines reichen Juden, der über eine blonde Frau herfällt und ihr Strumpfband löst. Hinten, im Schaufenster seines Büros, steht „Sam Levy“. Die Botschaft: Die kapitalistischen Juden machen sich zu Hause über die Frauen der Soldaten her, während deren Männer an der Front sterben.
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Nannen klärte seine Vergangenheit nicht auf
Ein anderes Flugblatt markiert die Juden als Profiteure des Kriegs, die bereits am 3. Weltkrieg arbeiten würden. Diese Inhalte entstanden während der zwei Jahre, die Nannen beim „Südstern“ war. Laut eines Zeitzeugens, den STRG_F zitiert, war Nannen zu dem Zeitpunkt die federführende Person. „Sir Henri was the boss.“
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Henri Nannen selbst hatte zu seinen Lebzeiten (er starb 1996) seine Rolle beim „Südstern“ nie vollumfänglich aufgeklärt. Außerdem verschwieg er bei seiner Entnazifizierung den „Südstern“ und die dazugehörige SS-Einheit. Nach seiner damaligen Entlastung erhielt er eine Zeitungslizenz und begann so seine verlegerische Karriere. (mp)